SRF-KorrespondentenpaarMitten im Krisengebiet – aber immer gemeinsam
Anita Bünter und Jonas Bischoff berichten für SRF live aus Israel. Die beiden sind seit Teenagerzeiten ein Paar – in einer schwierigen Region wie dem Nahen Osten durchaus ein Vorteil.
Sie wechseln sich ab. Wenn Anita Bünter für die «Tagesschau» und «10vor10» die aktuelle Lage in Israel einordnet, steht ihr Ehemann Jonas Bischoff hinter der Kamera. Am nächsten Tag dann Rollentausch: Bischoff spricht, Bünter filmt.
Seit Sommer 2021 ist das Journalistenpaar Bünter/Bischoff für SRF im Nahen Osten stationiert. Als Korrespondenten-Duo decken sie 16 Länder von Ägypten bis Katar und damit eine der konfliktreichsten Regionen der Welt ab. «Eine schier unmögliche Aufgabe», wie Bischoff in einem Blog-Eintrag einst schrieb.
«Die beiden wurden am Sonntag an der Grenze abgewiesen.»
Ihre journalistische Basis haben die beiden Ostschweizer in Amman eingerichtet, der Hauptstadt Jordaniens. Von der Terrasse mit Blick auf die Stadt haben sie auch berichtet, als vergangenes Wochenende die Hamas ihre blutige Attacke lanciert hat. «Die beiden haben seit dem frühen Samstagmorgen, seit Beginn des Terrorangriffs der Hamas, versucht, nach Israel zu reisen», sagt Stefan Reinhart, Leiter der TV-Auslandkorrespondenten bei SRF. Allerdings wurden diverse Flüge gestrichen, und auch die Landesgrenze war zunächst geschlossen. Bünter und Bischoff seien am Sonntag noch an der Grenze abgewiesen worden.
Seit Montag sind die beiden SRF-Angestellten nun in Tel Aviv in einem Hotel. Über eine Million Schweizerinnen und Schweizer sind jeweils zugeschaltet, wenn die beiden in der «Tagesschau» aus erster Hand von den neusten Entwicklungen vor Ort berichten.
Der Entscheid, nach Israel zu reisen, fiel in Absprache mit der Redaktionsleitung in Zürich. Für Einsätze in Krisengebieten werden die Korrespondentinnen und Korrespondenten speziell ausgebildet. «Das letzte Wort haben die Kolleginnen und Kollegen selbst: Sind sie bereit, in ein Konfliktgebiet zu reisen?», sagt Reinhart.
Kennen gelernt haben sich Anita Bünter und Jonas Bischoff, beide Mitte dreissig, an der Kanti St. Gallen. Seit sie 17 Jahre alt waren, sind die beiden ein Paar, mittlerweile sind sie verheiratet. Als vor zwei Jahren die Korrespondenz im Nahen Osten neu besetzt werden musste, haben sie sich gemeinsam auf die Stelle beworben und den Zuschlag erhalten. Sowohl Bünter als auch Bischoff waren davor bereits für SRF tätig.
«Das Leben unserer Leute ist immer wichtiger als jede Story.»
Ihr grosser Vorteil: Sie sprechen Arabisch. Auf Instagram, wo sie Einblicke in ihren beruflichen Alltag geben, verwendet das Paar neben englischen auch arabische Hashtags, privat waren sie ebenfalls in arabischen Ländern auf Reisen.
Und beide sind TV-Allrounder, können moderieren, filmen und schneiden. Bei ihren Einsätzen machen Bünter und Bischoff jeweils alles selbst, sie reisen und recherchieren zusammen, suchen sich geeignete Drehorte und Gesprächspartner, holen Bewilligungen ein, richten Licht, Ton und Kameras ein, jemand spricht, die andere Person filmt.
Der Nahe Osten ist auch in weniger gewaltreichen Momenten ein schwieriges journalistisches Terrain. In Afghanistan etwa haben sich Interviewpartner schon geweigert, mit Anita Bünter, also mit einer Frau, zu sprechen. Dann musste Bischoff übernehmen und die Fragen stellen, die seine Partnerin vorbereitet hatte.
Reporter ohne Grenzen führt eine Weltkarte, auf der ersichtlich ist, wie frei Journalistinnen und Journalisten von wo berichten können. Das Arbeitsgebiet von Bünter und Bischoff ist fast ausnahmslos dunkelrot eingefärbt. Eine ständige Herausforderung für die SRF-Leute ist die überbordende Bürokratie. «Anders als in Westeuropa können wir nicht einfach unsere Kamera aufstellen und loslegen. Fast überall, wo wir drehen wollen, brauchen wir Bewilligungen – und zwar seitenweise. Wir müssen teilweise bereits Wochen vor Drehbeginn Anträge ausfüllen, erklären, worüber wir berichten wollen», sagt Jonas Bischoff.
Wann würde der Einsatz in Israel abgebrochen? Chef vom Dienst Stefan Reinhart betont: Die Sicherheit von Anita Bünter und Jonas Bischoff steht an erster Stelle. «Wir schicken niemanden in eine Zone, in der es klar gefährlich ist, wo noch Kämpfe laufen oder Schüsse fallen. Das Leben unserer Leute ist immer wichtiger als jede Story.» Die SRF-Leute arbeiten mit lokalen Journalistinnen und Journalisten zusammen, die ein gutes Netzwerk haben und auch die Sicherheitslage abschätzen oder Kontakte vermitteln können.
Am wichtigsten sei die Einschätzung von Bünter und Bischoff selbst, sagt Reinhart. Sie wissen, was im Land passiert.
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