Reform in der LeichtathletikSprinten, springen und rechnen für die Höhepunkte
Mit dem Diamond-League-Meeting in Doha beginnt am Freitag die Punktejagd für die WM und für Olympia – und dies nach einer neuen Formel.

Der Präsident wird nicht müde, es zu betonen: Die Leichtathletik ist prinzipiell eine einfache Sportart. Wer als Erster im Ziel ist, hat gewonnen, und wer am höchsten springt, siegt. Doch Sebastian Coe muss ebenso oft zugeben, dass es die Aufgabe des Weltverbandes ist, dafür zu sorgen, dass die Leute die Leichtathletik weiterhin verstehen – und immer mehr Zugang zu ihr finden.
Einfacher verständlich ist diese Welt seit Anfang Jahr für die Fans wohl nicht geworden, dafür mit der klaren Kategorisierung aller Wettkämpfe für die Athletinnen und Athleten möglicherweise ein wenig gerechter. Je höher klassiert ein Meeting ist, desto mehr Punkte wirft es für das Worldranking ab, das letztlich mitentscheidet, wer im August an der WM in Budapest und im nächsten Jahr an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen darf. Denn längst nicht mehr alle qualifizieren sich über festgelegte Limiten – im Gegenteil. Diese sind von World Athletics für dieses und nächstes Jahr in einer Härte bestimmt worden, dass maximal die Hälfte sich den WM-Platz auf diesem Weg sichern kann.
Punkte liegen vor Haustür
Wenn am Freitag in Doha das erste Meeting der Diamond-League-Serie stattfindet, ist das nach der Hallensaison der erste Freiluft-Höhepunkt des Jahres. Es ist der erste dieser 14 Wettkämpfe auf höchstem Niveau und deshalb in höchster Kategorie, Athletissima folgt am 30. Juni, Weltklasse Zürich am 31. August, und zum Finale trifft man sich diesmal in Eugene (Oregon).
Dass von den Schweizer Spitzenathletinnen und -athleten in Katar niemand am Start ist, hängt ziemlich direkt mit ihren Vorteilen zusammen, die sie in diesem Meeting-System geniessen. Mit Lausanne, Zürich, Luzern, Bellinzona und Bern kommen sie auf kleinstem Raum zu Startgelegenheiten in den zwei höchsten Kategorien – weil natürlich auch die Veranstalter von der Ausstrahlung der Einheimischen profitieren wollen. Die begehrten Worldranking-Punkte liegen also quasi vor der Haustüre.
Auf solche sind derzeit vor allem Athletinnen wie Sprinterin Ajla Del Ponte oder Hochspringerin Salome Lang angewiesen. Wegen Verletzungen hatte die Tessinerin eine mässige letzte Saison und musste auch auf die Hallensaison verzichten. Sie ist im Ranking weit zurückgefallen – und die Baslerin Lang hat gar keines mehr. Natürlich können sich beide auch via Limite für die Grossanlässe qualifizieren. Mit 11,08 Sekunden über 100 m dürfte dies in ein paar Wochen kaum ein Problem sein für Del Ponte, Lang hingegen müsste dafür ihren Schweizer Rekord von 1,97 m egalisieren.
Rechnen wird wichtig
Dank ihrem Hallen-EM-Titel und als Olympiafinalistin profitiert Del Ponte in diesen Monaten des Comebacks auch von ihrem Ruf und ihrem Namen, den sie sich in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Geht es an den europäischen Diamond-League-Meetings darum, wer einen Sprint-Startplatz erhält, ist sie sicher im Vorteil.
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Andreas Hediger, Co-Meetingdirektor von Weltklasse Zürich, sagt: «Wer hingegen auf das Worldranking angewiesen ist, der ist auch darauf angewiesen, dass er an den richtigen Orten seine Leistung bringt.» Was er damit meint: Es nützt wenig, wenn Lang am Meeting von Bulle eine gute Leistung erbringt, weil dieser Anlass einer tiefen Kategorie angehört und deshalb Leistung und Rang wenig zählen. Wichtiger wäre, beispielsweise an Schweizer Meisterschaften zu glänzen – einem Event auf hohem Niveau. Denn ausschlaggebend für das Worldranking ist die Durchschnittspunktzahl der fünf besten Leistungen in den vergangenen 365 Tagen.
Eines scheint schon beim Saisonstart klar zu sein: Sprinten und springen reicht kaum mehr, rechnen ist mindestens so wichtig.
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