Knall am Spital BülachWeiterer Verantwortlicher geht, Unzufriedenheit bleibt
Nach den Tumulten am Spital Bülach nimmt nun auch der Verwaltungsratspräsident den Hut – allerdings erst im nächsten Frühling. Die Kritiker verstummen deshalb noch nicht.
Am Spital Bülach steht nach den Turbulenzen in den vergangenen Monaten ein weiterer personeller Wechsel bevor: An einer ausserordentlichen Generalversammlung im ersten Quartal 2021 wird ein neuer Verwaltungsrat gewählt. Der aktuelle Präsident Christian Schär wird sich dann nicht mehr für eine Wahl zur Verfügung stellen. Dies teilten die 33 Aktionärsgemeinden und das Spital Bülach am Dienstag im Nachgang zur Aktionärsversammlung vom 26. November mit.
Eine Findungskommission mit Vertretern der Aktionärsgemeinden, des Verwaltungsrats und weiterer Partner wird nun die Wahlen für den nächsten Frühling vorbereiten. Die ausserordentliche Versammlung findet auf Wunsch der Städte Bülach und Kloten statt.
Ein «11-Punkte-Programm»
Bis im Frühling soll unter der aktuellen Spitalleitung mit Interims-Geschäftsführer Urs Müller und VR-Präsident Schär ausserdem ein sogenanntes 11-Punkte-Programm umgesetzt werden. Dieses sieht unter anderem interne Analysen unter Einbezug des Personals vor. Ausserdem wird die Zusammensetzung des Verwaltungsrats unter Einbezug der zuweisenden Ärzte angeschaut, und auch die Zusammensetzung der Geschäftsleitung wird diskutiert.
«Das Vorgehen ist dilettantisch und chaotisch.»
Seitens des Personals wurde am Dienstag aber bereits wieder Kritik geäussert. «Es macht keinen Sinn, dass man mit dem Personal bereits Workshops zur Zukunft des Spitals durchführt, bevor der neue Geschäftsführer und der neue Verwaltungsratspräsident feststehen», sagt ein Angestellter gegenüber dieser Zeitung. Das Vorgehen sei chaotisch und dilettantisch. «Unter diesen Vorzeichen würde es schwierig, eine neue Führungscrew zusammenzustellen», kritisiert er weiter. «Ausserdem warten wir noch immer vergebens auf eine Entschuldigung beim entlassenen Chefarzt Nic Zerkiebel.»
Rückkehrs des Ärztlichen Direktors gefordert
Bei der Ärztegesellschaft des Zürcher Unterlandes (Azul) fordert man ebenfalls eine Rehabilitation und sogar eine Wiedereinstellung Zerkiebels. «Sollte er wieder ins Spital zurückkehren, sind wir bereit, unsere frühere Forderung nach einer Aufarbeitung der Ereignisse durch eine externe Untersuchungskommission zu überdenken», teilt die Azul mit. Ausserdem verlangt die Ärztegesellschaft, dass als vorübergehender Spitaldirektor anstelle von Urs Müller eine erfahrene, fachlich kompetente und das Vertrauen geniessende Person eingesetzt werden sollte.
Erleichtert zeigt sich die Azul über den Rücktritt des Verwaltungsratspräsidenten und die angekündigten Neuwahlen des Verwaltungsrats. «Die eingeleiteten Schritte gehen in die richtige Richtung.» Alles in allem begrüsse die Azul die Initiative der Aktionäre zum Wohle des Spitals Bülach.
Vertrauen in aktuelle Führung
Rudolf Menzi, der zuständige Bülacher Stadtrat, gibt an, es sei unter den Aktionärsgemeinden besprochen worden, ob man nicht bereits jetzt personelle Wechsel im Verwaltungsrat vollziehen müsse. «Allerdings gab es dazu keine einheitliche Meinung», sagt er. Man habe sich deshalb für die Variante einer «geregelten Übergabe» entschieden. «Ich habe das Vertrauen, dass auch die aktuelle Leitung das Spital in eine erfolgreiche Zukunft führen kann», erklärt Menzi. So sei erkannt worden, wo Fehler gemacht worden seien und was verbessert werden müsse.
Am und um das Spital Bülach gehen die Wogen hoch, seit der Chefarzt und Ärztliche Direktor Nic Zerkiebel Anfang September freigestellt worden ist. Es ging um unterschiedliche Auffassungen über die künftige Ausrichtung des Unterländer Spitals. Ein grosser Teil der Belegschaft opponierte offen gegen die Freistellung. Schliesslich kündigte der umstrittene Spitaldirektor Rolf Gilgen auf Ende November seinen Rücktritt an.
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