Waffenstillstand von 1991 bedrohtSpannungen in Westsahara nach marokkanischem Militäreinsatz
Nach einem Schusswechsel an einem Grenzübergang droht eine Eskalation zwischen der Unabhängigkeitsbewegung der Westsahara und Marokko.
Nach einer marokkanischen Militäroperation in der Westsahara wachsen die Spannungen in dem seit Jahrzehnten völkerrechtlich umstrittenen Gebiet. Der Generalsekretär der Unabhängigkeitsbewegung Polisario, Brahim Ghali, erklärte Medien zufolge am Samstag, es gebe keine Verpflichtung mehr, sich an den Waffenstillstand aus dem Jahr 1991 zu halten. Marokko warf er vor, das Abkommen mit einem Angriff auf friedlich demonstrierende Zivilisten gebrochen zu haben.
Westsahara an der nordafrikanischen Atlantikküste war bis 1975 spanische Kolonie. Marokko kontrolliert grosse Teile des dünn besiedelten Gebiets. Die Polisario-Front strebt nach Unabhängigkeit für die Westsahara. Marokko möchte der Region nur Autonomie zugestehen. Zu einem Referendum in dieser Frage kam es bislang nicht. Seit 1991 gilt ein Waffenstillstand, der von einer UN-Mission überwacht wird. Zeitweise hatte Altbundespräsident Horst Köhler als UN-Gesandter in dem Konflikt vermittelt.
Streit um Grenzübergang
Die marokkanische Armee hatte am Freitag nach eigenen Angaben in einer Pufferzone in Guerguerat nahe der Grenze zu Mauretanien einen Militäreinsatz begonnen. Marokko warf der Polisario-Front vor, den dortigen Grenzübergang zu blockieren. Die Operation diene der Sicherung des Personen- und Güterverkehrs. Die Strecke ist eine wichtige Verbindung zwischen Marokko und Mauretanien.
Am Freitagabend teilte die marokkanische Armee mit, der Grenzübergang sei vollständig gesichert worden, wie die staatliche Agentur MAP meldete. Demnach kam es zu Schusswechseln mit der Polisario.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich angesichts der Entwicklung besorgt. Die Vereinten Nationen hätten sich in den vergangenen Tagen darum bemüht, eine Eskalation in der Pufferzone zu vermeiden, sagte dessen Sprecher Stéphane Dujarric. Guterres bedauere, dass diese Bemühungen nicht erfolgreich gewesen seien.
SDA/anf
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