Sommerbilanz in ZürichWas nach dem Limmatböötle liegen bleibt
Die Hochsaison auf den Flüssen ist vorüber. In der Stadt Bern sind in diesem Sommer rund 3 Tonnen Gummimüll angefallen. Wie sieht es in Zürich aus?
Man kann die Sommersaison 2023 durchaus zu den Limmatböötle-Spitzenjahrgängen zählen. Die Stadtpolizei Zürich führt zwar keine Statistik. Aber die Warteschlangen an den Einstiegsstellen und der Umstand, dass an heissen Tagen fast minütlich irgendwas Aufblasbares die Limmat hinabschwamm, lassen darauf schliessen.
Der Hochbetrieb auf der Limmat ist auch dem warmen Wasser geschuldet: Im Juli betrug die durchschnittliche Temperatur 23,4 und im August 22,3 Grad. An Spitzentagen waren es sogar fast 26 Grad.
Neues Recyclingsystem im Test
Auch das Aareböötle war diesen Sommer hoch im Kurs. Die Stadt Bern geht davon aus, dass an heissen Tagen über 1500 Gummiboote zwischen Thun und Bern unterwegs waren. Die Kehrseite: Der viele Gummimüll.
Weil sich im letzten Jahr die entsorgten Gummiboote an der Ausstiegsstelle beim Marzili gestapelt haben, hat die Stadt Bern dort ein neues Abfalltrennsystem getestet: In separaten Containern kamen dabei zwischen Mai und Mitte September 2,9 Tonnen Glas, 690 Kilogramm Aludosen und 640 Kilogramm PET-Flaschen zusammen – und 2,9 Tonnen weggeworfene Gummiboote.
Gummi ist in Zürich kein Problem
Wie sieht die Situation nach diesem Sommer in der Stadt Zürich aus? Die überraschende Antwort von Entsorgung+Recycling Zürich (ERZ): Es gibt kaum ein Problem mit wild entsorgten Gummibooten.
Deshalb gebe es auch keine Pläne, sie separat zu sammeln und zu recyceln, wie ERZ-Sprecher Christoph Mahlstein sagt. «Unser Eindruck ist, dass der Gummiabfall gegenüber früheren Jahren sogar tendenziell abnimmt.»
Gänzlich gummimüllfrei ist allerdings auch Zürich nicht. Aber immerhin landen kaputte oder nicht mehr benötigte Boote gemäss Mahlstein meist in einem der Container, die auch hier an den Ein- und Ausstiegsstellen bereitstehen.
Soziale Kontrolle zeigt Wirkung
Auch in Dietikon, wo viele ihre Limmatfahrten beenden, zieht man eine positive Bilanz des Sommers. «Natürlich kann es sein, dass nach einem heissen Tag das eine oder andere Gummiboot liegen bleibt, aber niemals im selben Umfang wie in Bern», sagt Stephan Kündig, Leiter Infrastrukturabteilung Dietikon.
Überhaupt hat sich die Situation in Dietikon beruhigt. Während der Corona-Jahre hatte die Stadt mit einer regelrechten Böötli-Flut zu kämpfen. Damals wurde hauptsächlich die Nötzliwiese, ein beliebtes Naherholungsgebiet beim Bahnhof Dietikon, zum Auswassern genutzt.
Dabei hätte es schon seit 2019 eine Alternative gegeben: die in einen Erholungs- und Freizeitraum umgestaltete Allmend Glanzenberg mit Pop-up-Kiosk, Grillstellen, WC und offizieller Auswasserungsstelle.
«Die Müllmengen sind in den vergangenen Jahren nicht angestiegen. Unsere Massnahmen scheinen Wirkung zu zeigen.»
Inzwischen legen Böötlerinnen und Böötler häufiger in der Allmend an. Die zunehmende Bekanntheit des Areals bringt laut Kündig noch einen weiteren Vorteil: «Es gibt eine grössere soziale Kontrolle, weil mittlerweile viele Menschen auf der Allmend sind.» Ein Gummiboot einfach liegen zu lassen, würde den anderen Besucherinnen und Besuchern auffallen.
Von einer gesonderten Entsorgung des Gummiabfalls sieht die Stadtverwaltung deshalb ab. Dafür hat sie ihre Reinigungstouren optimiert. «Die Müllmengen sind in den vergangenen Jahren nicht angestiegen. Unsere Massnahmen zeigen Wirkung.»
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