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Meinung

Pro und Kontra
Sollen Gemeinden mit der Fifa geschäften?

Ende 2020 verfügte die Fifa über liquide Mittel von umgerechnet 1,4 Milliarden Franken.

Ja

Philipp Kleiser, stv. Chefredaktor
Philipp Kleiser ist überzeugt: Für die Bevölkerung ist es wichtiger, dass die Gemeinden haushälterisch mit den Steuergeldern umgehen.

Die Fifa besitzt viel Geld. Dörfer und Städte brauchen umgekehrt flüssige Mittel, um Investitionen zu tätigen. Was liegt da näher, als dass die Fifa ebendiesen Gemeinden kurzfristig Geld leiht?

Nichts. Es ist eine Win-win-Situation.

Früher galt: Wer Geld verlieh, erhielt dafür Zins. Heute ist es umgekehrt. Wer Geld verleiht, zahlt dafür, dass es jemand nimmt. Jedenfalls bei grösseren Summen. Dies darum, weil die Banken Negativzinsen verrechnen, wenn jemand zu viele Franken hortet. Die Fifa geschäftet deshalb mit ihrem Geld – Ende 2020 besass sie 1,4 Milliarden Franken. Sie hat in der Schweiz Millionenbeträge auch an die Zürichseegemeinden Meilen, Zumikon und Wädenswil geliehen, welche auf der Suche nach liquiden Mitteln waren und Darlehen mit kurzen Laufzeiten aufnehmen wollten. Die Fifa bot offensichtlich die besten Konditionen – und die Strafzinsen, die die Gemeinden verlangen, sind tiefer als diejenigen der Banken.

Die Gemeinden können von diesen attraktiven Darlehen profitieren. Das Vorgehen würde vielleicht kein Aufsehen erregen, wenn es nicht die Fifa wäre. Ausgerechnet jener Weltverband, der zurzeit wegen der WM in Katar und schon länger wegen diverser Korruptionsskandale in der Kritik steht.

«Sich eine Meinung über die Fifa zu bilden, das dürfen die Gemeinden getrost anderen überlassen.»

Natürlich kann man jetzt den Moralapostel spielen. Und sagen, das Ganze sei ethisch verwerflich. Unter dem Strich will aber die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger immer noch einen möglichst tiefen Steuerfuss. Die Exekutive wird an den Gemeindeversammlungen regelmässig dazu aufgefordert, haushälterisch mit den Steuergeldern umzugehen.

Das finanziell Bestmögliche aus dem Gemeindehaushalt herauszuholen, daran werden die Behörden gemessen. Sie tun gut daran, dies umzusetzen. Sich eine Meinung über den Weltverband Fifa und dessen Image zu bilden, das dürfen die Gemeinden getrost anderen überlassen.

Nein

Michel Wenzler, Redaktor
Michel Wenzler findet, Gemeinden hätten auch eine soziale Verantwortung. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen.

In den vergangenen Jahren haben einige Gemeinden am Zürichsee vom Weltfussballverband Fifa eines oder mehrere Darlehen aufgenommen. Von einem Verein also, der immer wieder für Negativschlagzeilen sorgt. Korruptionsvorwürfe, mangelnde Transparenz sowie die umstrittene Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar – ein Land, das es mit den Menschenrechten nicht sehr genau nimmt – werfen ein denkbar schlechtes Licht auf die Organisation.

Ausschlaggebend für die Wahl der Fifa als Geldgeberin war, dass sie die besten Konditionen bot. Mit diesem Argument rechtfertigen die Gemeinden es, dass sie mit einem Verein geschäften, dessen Reputation höchst zweifelhaft ist.

«In anderen Bereichen haben die Gemeinden schliesslich bereits bewiesen, dass ethische Überlegungen eine Rolle spielen.»

In der Tat sind Gemeinden dazu angehalten, sorgfältig mit Steuergeldern umzugehen und diese nicht zu verschwenden. Gleichzeitig haben die Kommunen aber auch eine soziale und ethische Verantwortung. Sie könnten mit gutem Beispiel vorangehen.

Good Governance lautet hier das Stichwort. Damit sind eine gute Regierungsführung und eine verantwortungsvolle öffentliche Administration gemeint, denen gut begründete ethische Verhaltensstandards zugrunde liegen.

Für die Gemeinden am Zürichsee ist dies im Grunde kein Fremdwort. Dass es nicht immer darum geht, die maximale Rendite herauszuholen, haben sie längst begriffen. So haben sie in anderen Bereichen bereits bewiesen, dass soziale und ethische Überlegungen im staatlichen Handeln eine Rolle spielen. Man denke beispielsweise an gemeindeeigene Grundstücke, die oft nicht an die meistbietenden Bauherren abgegeben werden, sondern an Anbieter, die ökologisch bauen, bezahlbare Mieten vorsehen und sich um eine gute gesellschaftliche Durchmischung in den neuen Überbauungen bemühen.

So viel Weitsicht und Fingerspitzengefühl sollten die Gemeinden auch bei der Aufnahme von Darlehen walten lassen.