Hochstapler vor BundesstrafgerichtSogar seine Scheidung soll ein Fake sein
Am Dienstag beginnt in Bellinzona der dreiwöchige Prozess gegen den deutschen Financier Florian Homm. Ihm wird die Geldwäsche von rund 200 Millionen Franken vorgeworfen. Er bestreitet das.
Der Deutsche Florian Homm, 61, hat in seinem Leben schon viele Rollen eingenommen. Bis 2007 war er ein extrem selbstbewusster Hedge-Fonds-Manager in den USA, der mit dicker Zigarre im Mund vor seiner Villa posierte – und nach eigenen Angaben Milliardär geworden war. Die Presse nannte ihn damals «die Heuschrecke». Dann verschwand er von der Bildfläche, weil ihn das FBI wegen Betrugsvorwürfen jagte. Mit gefälschten irischen Pässen wechselte er ständig seine Identität. Bei Schweizer Banken, wo er in dieser Zeit Konten eröffnen liess, nannte er sich Colin Trainor.
Dank eines Tipps des FBI verhaftete ihn die italienische Polizei 2013 in Florenz. Und liess ihn nach langer Untersuchungshaft nach Deutschland ausreisen. Dort erzählte er in Talkshows, wie er von der rücksichtslosen Geldmacherei geläutert sei und zum Glauben gefunden habe. Er verbreitet mit dem Verein Olmoms «die Botschaft der Barmherzigkeit der Jesusmutter», wie er selbst sagt. Und sammelt Geld, um in Europa sogenannte Maria-Refugien zu gründen für misshandelte und gefährdete Frauen und Kinder.
In wöchentlichen Videobotschaften gebärdet er sich zudem als Welterklärer. Kürzlich warnte er, es sei eine «wirklich dicke, fette Vernetzung der Macht» im Gange, die «krass» viele Verlierer habe. Im Zentrum stehe das WEF, das World Economic Forum von Davos.
Sie posierten vor den Goldbarren
Für die Staatsanwältin des Bundes, Graziella de Falco Haldemann, ist es Homm selbst, der als Betrüger viele Verlierer hinterlässt. Sie hat mehr als zehn Jahre gegen ihn ermittelt. Ab Dienstag wird ihm am Bundesstrafgericht in Bellinzona während drei Wochen der Prozess gemacht. Homm wäre dort erschienen, die Schweiz sichert ihm freies Geleit zu. Doch wegen Corona hat er sich jetzt dispensieren lassen.
Angeklagt ist er unter anderem wegen Geldwäscherei, weil er in den USA zwischen 2005 und 2007 Investoren mit Aktienkursmanipulationen um circa 200 Millionen Franken betrogen und einen Grossteil des Geldes in der Schweiz versteckt haben soll. Homm bestreitet die Vorwürfe.
Seine Frau schrieb ihm am Tag vor der Scheidung: «Grosse, grosse Umarmung. Ich liebe dich.»
Behilflich waren ihm gemäss Anklage ein Zürcher Treuhänder und zwei Kaderleute einer inzwischen liquidierten Zürcher Privatbank. Auch sie sind angeklagt und bestreiten jede Schuld.
Diese Gehilfen stellten sich nicht immer sehr professionell an. So versuchten sie laut Bundesanwaltschaft, mit Goldkäufen bei Grossbanken Spuren zu verwischen. Sie kauften bei der Credit Suisse 150 Kilogramm und verschoben sie über mehrere Stationen. Bis der Geldwert wieder auf Bankkonten landete – diesmal auf den Namen von Colin Trainor (alias Homm). Die Spur zu Homm schien gekappt.
Doch bei diesem Unterfangen konnten es die Banker nicht lassen, vor den Goldbarren und Stapeln von Dollarnoten zu posieren. Die Fotos, auf denen die Nummern der Goldbarren gut sichtbar sind, fanden die Ermittler später auf ihren Laptops.
Homm erklärte bisher, er habe das Geld wegen einer Kampfscheidung mit seiner Frau versteckt. Bloss eine weitere Finte? Davon ist die Anklage überzeugt. Seine Frau schrieb ihm jedenfalls am Tag vor der Scheidung in einer E-Mail: «Grosse, grosse Umarmung. Ich liebe dich.»
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