Der Schweizer ImpfpassSo sieht das neue Covid-Zertifikat aus
Jetzt ist klar, wie der Bund den Schweizer Impfpass gestalten will. Dokumente des Bundesamts für Informatik beantworten eine Reihe von Fragen – zumindest vorläufig.
Hacker dürfen ab sofort Schwachstellen im Schweizer Covid-Zertifikat aufspüren. Das Bundesamt für Informatik hat dafür zusammen mit dem Nationalen Cybersicherheits-Zentrum (NCSC) den Quellcode des Zertifikats veröffentlicht. Bisher waren viele Fragen offen zum Schweizer Impf- und Testpass. Der Entwurf der Dokumentation aus dem Bundesamt für Informatik beantwortet nun aber eine Reihe von Fragen – zumindest vorläufig. Die Redaktion von Watson.ch hat die Dokumente auf der Plattform Github gefunden. Sie wird häufig genutzt, um Softwarecodes zu publizieren.
Das Zertifikat kommt als App und auf Papier
Das Impfzertifikat besteht aus einem QR-Code, wie er auf Tickets und in der Werbung üblich geworden ist. Veranstalter, Wirte oder Kinos hätten die Möglichkeit, von ihren Kunden diesen Code zu verlangen und mit einer App namens «Covid Check» zu überprüfen. Der Schweizer Code wird vollständig kompatibel sein mit jenem der EU.
Den Code gibts auf zwei Arten: Elektronisch in einer App namens «Covid Cert» oder als PDF zum Selber-Drucken. In allen Fällen steckt dahinter ein PDF, das bei Impfzentren, Apotheken und Ärzten elektronisch erhältlich sein soll.
Die App-Lösung kommt ohne Schnickschnack daher, wie eine Präsentation des Eidgenössischen Finanzdepartements zeigt. Die App wird sowohl für Android- als auch Apple-Geräte erhältlich sein. Den Auftrag dafür hat das Bundesamt für Informatik der Schweizer Softwareschmiede Ubique erteilt, die zum Beispiel auch die SBB-App und die Wetter-App von Meteo Schweiz programmiert hat.
Eine öffentliche Schnittstelle erlaubt es zudem Dritten, eine Ausweis- oder Überprüfungsfunktion in ihre eigene App einzubauen. Das Zertifikat gibt es in allen vier Landessprachen, inklusive Romanisch.
Impfung gilt 6 Monate, Test bis zu 72 Stunden
Es gibt drei Arten von Covid-Zertifikaten, wie eine Präsentation des Eidgenössischen Finanzdepartements zeigt. Der Impfpass ist 6 Monate ab der jüngsten Impfung gültig.
Von Covid Genesene erhalten das Zertifikat ebenfalls für 180 Tage, berechnet ab dem positiven Test.
Bei den Covid-Tests rechnet der Bund mit einer Dauer von 72 Stunden ab der Probenentnahme. Wenn es nach dem Test einen Tag dauert, bis das Resultat vorliegt, wäre das Zertifikat also noch rund zwei Tage lang nutzbar. Die Programmierer des Bundes haben Varianten des Codes vorbereitet, die auch Antigen-Schnelltests ausweisen würden. Aber wegen der EU sei bisher unklar, ob diese dann auch zulässig seien.
Entschieden werden sollen die offenen Punkte noch im Verlauf dieses Monats. Der Bundesrat soll die Verordnung nächste Woche beraten, dann würden auch erste Zertifikate zu Testzwecken ausgestellt. Ihren vollen Funktionsumfang sollen die Zertifikate Ende Juni erhalten.
Diese persönlichen Daten enthält das Zertifikat
Das Zertifikat ist laut Bundesamt für Informatik fälschungssicher und kann nachträglich zurückgerufen werden. Wohl liessen sich selbst fabrizierte QR-Codes in die App einspeisen oder auf Papier vorweisen. Diese werden aber eingescannt und auf ihre Gültigkeit überprüft. Stellen Impfzentren, Ärzte oder Apotheken ein Impfzertifikat aus, laden sie dabei einen digitalen Schlüssel auf einen Server. Wird das Zertifikat später eingescannt, vergleicht das Prüfprogramm den Schlüssel mit jenem auf dem Server. Die persönlichen Daten im Zertifikat sieht die Person, die es überprüft, hingegen nur teilweise: den Namen und das Geburtsdatum etwa, damit das Zertifikat mit einer Identitätskarte oder einem Pass verglichen werden kann.
Zusätzlich enthält das Zertifikat den Produktcode der Impfung und die Anzahl erhaltener Dosen. Funfact: Die Software erlaubt, bis zu 9 Dosen einzutragen. Ob Auffrischungsimpfungen in Zukunft als zusätzliche Dosen oder als eigene Impfungen gezählt werden, ist noch offen. Das Datum der Impfung und das Impfland werden ebenso registriert.
Das Zertifikat weist weiter die Art des Covid-Tests aus, bei PCR-Tests sogar mit dem Herstellercode, ebenso die Zeit der Probenentnahme, das Testzentrum und das Testland. Bei Genesenen erfasst das Zertifikat das Datum des ersten positiven Tests und das Land, wo dieser gemacht wurde. Die Zeitspanne dafür ist merkwürdig gewählt: Das Datum des ersten Tests kann zwischen dem 1. Januar 1900 und dem 31. Dezember 2099 liegen – wobei auch die Bundesinformatik hoffen dürfte, dass in 78 Jahren keine Covid-Tests mehr nötig sein werden.
Hier gibt es das Zertifikat
Am einfachsten ist es bei Tests: Schickte das Labor bisher ein Mail oder ein SMS, wird künftig der QR-Code zum Herunterladen dazugeliefert.
Bei den Impfungen muss das Covid-Zertifikat verlangen, wer es nutzen will. Erhältlich sein soll es in Impfzentren, bei Ärzten und Apotheken. Die Software dafür wird derzeit ebenfalls entwickelt. Den Auftrag dafür hat der Bund dem Ärztenetzwerk HIN erteilt, weil viele Impfstellen mit dessen Software vertraut sind.
Auch via eine Internetseite des Bundes sollen Berechtigte ein Covid-Zertifikat erzeugen lassen können. Ebenso scheint der Bund die Option zu erwägen, die Zertifikate per Post nach Hause zu schicken. Das zumindest geht aus den geplanten weiteren Funktionen hervor. Geht der Code verloren, können ihn Nutzer sich erneut zustellen lassen.
Die Kantone sind dafür zuständig, die Berechtigungen zum Ausstellen von Covid-Zertifikaten auszustellen und zu kontrollieren. An ihnen liegt es auch, den bereits Geimpften und den bereits Genesenen zu ihren Zertifikaten zu verhelfen. Wie genau das geschehen wird, ist aber noch offen.
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