Neues soziales NetzwerkSo gelingt Trump, woran Google und Apple gescheitert sind
Nach seiner Social-Media-Verbannung plant Donald Trump ein eigenes soziales Netzwerk. Drei Gründe, warum er damit Erfolg haben könnte.
Zugegeben, selbst während seiner Amtszeit liess Donald Trump nicht auf jede seiner Ankündigungen Taten folgen. Und zugegeben, dieses Mal stammt die Ankündigung nicht mal von ihm selbst. Fox News zitiert nur einen Berater Trumps mit der Aussage, dass der ehemalige US-Präsident innert 2 bis 3 Monaten ein eigenes soziales Netzwerk lancieren werde.
Einfach viel vom gewohnten Lärm um nichts? Wer weiss – aber ausgeschlossen ist es nicht. Schliesslich hätte vor zehn Jahren noch kaum jemand darauf gewettet, dass Trump einmal US-Präsident wird. Wer möchte da schon dagegen wetten, dass er nun auch noch der nächste Mark Zuckerberg wird? Einfach wird das freilich nicht.
Selbst Apple und Google sind daran gescheitert, eigene soziale Netzwerke zu etablieren. Oder erinnern Sie sich noch an Ping, Apple Music Connect oder natürlich den grössten Flop von allen: Google+?
Will es Trump besser machen, muss er vor allem diese drei Erfolgsfaktoren meistern:
Finanzen
Der erste Stolperstein eines jeden neuen Dienstes dürfte für Trump und Co. der einfachste sein. Mit seinem Talent, Geld aufzutreiben, dürften sowohl Anschubfinanzierung als auch Unterhalt kaum ein Problem sein. Dank reicher Gönner blieben seinem Netzwerk auch nervige Werbedeals und Datenverkäufe erspart.
Publikum
Jedes soziale Netzwerk ist nur so gut wie sein Publikum. Soll TrumpBook, Trumpr, MyTrump, Teletrump oder Trumphouse, wie der mögliche Dienst scherzhaft schon genannt wurde, ein Erfolg werden, braucht er ein aktives und durchmischtes Publikum. Trumps grösste Fans allein werden es nicht richten. Gerade das System Trump lebt von der Provokation. Wenn da nur Gleichgesinnte alles beklatschen, wird so ein Dienst nicht über eine bessere Fan-App hinauskommen. Gerade wenn er nur in den USA lanciert wird.
Sicherheit
Dieser letzte Aspekt wird immer wieder unterschätzt. Wer seine Meinung, Fotos und Videos teilt, will sich auch sicher fühlen. Dass hier häufig geschludert wird, hat erst kürzlich das bei Trump-Fans beliebte Netzwerk Parler gezeigt. Die Daten waren so lausig gesichert, dass man sie leicht abgreifen und jeden Beitrag mit Geodaten lokalisieren konnte, wie «Wired» berichtete und Gizmodo vorgeführt hat.
Andererseits können die Botschaften Trumps auch nicht unendlich verschlüsselt und weggesperrt werden. Denn so könnte man sie ja nicht mehr herumzeigen, und der ganze Provokationseffekt würde verpuffen.
Beim Thema Sicherheit kommt aber noch ein zusätzlicher Aspekt hinzu: Als Herausgeber eines sozialen Netzwerks und vor allem einer App kommt man schnell in Teufels Küche, wenn sich die Nutzerinnen und Nutzer nicht an die Regeln halten und verbotene Inhalte teilen oder zu verbotenen Aktivitäten aufrufen. Werden solche Fälle bekannt, treten Behörden auf den Plan, und vor allem werden Google und Apple mit ihren App-Stores unruhig.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Apple und Google unliebsame Apps aus ihren Shops werfen. Schliesslich verpflichtet man sich als App-Entwickler zu gewissen Regeln, und wer die nicht einhält, fliegt raus oder kommt gar nicht erst in die App-Stores. Ein rein browserbasiertes soziales Netzwerk wäre zwar möglich, aber nicht sehr komfortabel. Und selbst da ist man auf Zusatzdienstleister angewiesen, die bei Regelverstössen auch kein Pardon kennen.
Nicht ausgeschlossen ist freilich, dass das Säbelrasseln um ein neues Netzwerk nur eine Episode im Verhandlungspoker um eine Rückkehr auf die etablierten Dienste ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein angedrohter Alleingang alte Partner zum Einlenken bringt.
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