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Slalom in Kranjska Gora
Kristoffersen macht 100 Punkte auf Odermatt gut und stichelt gegen seine Gegner

Henrik Kristoffersen feiert auf dem Podium nach dem Sieg im Herren-Slalom bei der FIS Alpinen Ski-WM in Kranjska Gora, Slowenien, am 2. März 2025.

Vielleicht könnte ja jemand auf die Idee kommen, ein Skifahrer mit 30 Jahren, der schon 32 Weltcupsiege gefeiert hat, würde einen nächsten Triumph gelassen hinnehmen. Wer Henrik Kristoffersen im Zielraum von Kranjska Gora beobachtet, der kommt zum Schluss: Ein Sportler kann sich auch über seinen 33. Sieg freuen, als wäre es der erste.

Zunächst schaut Kristoffersen gebannt auf die Grossleinwand, wo er Loïc Meillard fahren sieht. Hinter ihm steht Timon Haugan, sein Landsmann, der Zweiter ist – und massiert ihm die Schultern. Es ist ein seltenes Bild der Einigkeit im norwegischen Team, zu dem Kristoffersen eigentlich nicht gehört, ist er doch mit einem privaten Tross unterwegs. Doch Erfolg eint offenbar.

Als Meillard, der Weltmeister von Saalbach-Hinterglemm, im Norden Sloweniens im Ziel einfährt und die Nummer 4 für die Rangierung aufleuchtet, gibt es kein Halten mehr für Kristoffersen. Er schreit erst nach links, dann dreht er sich und ruft ins Publikum, sein Körper in einer Haltung, als würde er gleich zum berühmten Haka-Tanz der neuseeländischen Maori ansetzen wollen. Zittern am ganzen Körper inklusive. Anschliessend sinkt er auf den Boden, wo ihn Haugan umarmt.

Henrik Kristoffersen und Timon Haugan aus Norwegen umarmen sich auf der Ziellinie beim Audi FIS Alpine Ski World Cup Männer-Slalom in Kranjska Gora.

Kristoffersen braucht an diesem Sonntag nichts zu spielen. Der Mann, der im kühlen Norden in der Nähe von Oslo aufgewachsen ist, wirkt immer irgendwie leicht überhitzt. Ob im Negativen, wenn er wieder einmal versucht, einen Skistock über seinem Oberschenkel zu brechen, oder sich über dies und das beschwert. Oder im Positiven wie an diesem Wochenende, das so wunderbar verlaufen ist für ihn.

Der Seitenhieb nach dem Triumph

Am Samstag schon hat er den Riesenslalom vor Lucas Pinheiro Braathen und Marco Odermatt gewonnen. Und nun also siegt er auch im Slalom – und doch kann er sich selbst im Moment des totalen Triumphs einen Seitenhieb gegen die Konkurrenten nicht verkneifen. Als er bei SRF gefragt wird, warum er denn so schnell gewesen sei an diesem Wochenende, schmunzelt er erst und sagt dann: «Heute ging es nicht ums Material, sondern ums Skifahren. Wie ich schon am Samstag gezeigt habe, bin ich nicht so ein schlechter Skifahrer.» Als wären die Gegner um Odermatt nur dann schneller, wenn sie über deutlich bessere Ski verfügten.

Tatsache ist: Dass Kristoffersens Ski von Marcel Hirschers Marke Van Deer bei wärmeren Bedingungen besser funktionieren als auf eisigen Pisten, wurde gerade in dieser Saison mehrmals ersichtlich. Wie viel Freude wohl Hirscher an Kristoffersens Aussage hat?

Mit Kristoffersen aufs Podest steigen Haugan und Manuel Feller. Für den Österreicher ist es erst der zweite Podestplatz des Winters. Noch in der letzten Saison war Feller der beste Slalomfahrer überhaupt. In diesem Winter ist das Kristoffersen. Er liegt nun schon 77 Punkte vor Clément Noël, der sich in Kranjska Gora mit Rang 10 begnügen muss, und 102 Punkte vor Meillard. Zwei Slaloms sind noch zu fahren.

In der Theorie kann Kristoffersen Odermatt noch abfangen

Die Aussichten für Kristoffersen, zum vierten Mal die kleine Kristallkugel für den besten Slalomfahrer zu gewinnen, könnten besser kaum sein. Und nicht nur das: Mit seinen zwei Triumphen holt er auch in der Gesamtwertung mächtig auf. 140 Punkte mehr hat er an diesem Wochenende gesammelt als Leader Odermatt.

Allerdings ist sein Rückstand immer noch beträchtlich. Der Nidwaldner führt mit 360 Punkten Vorsprung. Weil Kristoffersen einzig auf Slalom und Riesenslalom setzt, kann er maximal noch 400 Punkte holen. Odermatt reicht in den letzten sieben Rennen, zu denen er antreten dürfte, also ein einziger 6. Rang, um sich zum vierten Mal zum Gesamtweltcupsieger zu krönen. Es müsste im Schlussspurt dieser Saison alles schiefgehen für ihn.

Schweizer Hilfe für dieses Duell bekommt er an diesem Sonntag aber nicht. Meillard, der sich als Führender und Letzter aus dem Starthaus stösst, findet auf der sulzigen und ziemlich gezeichneten Piste erst gut in den Rhythmus, verliert diesen aber Richtung Ziel zunehmend. «Es waren nicht nur Spuren im Schnee, ich blieb bei den Toren auch etwas hängen und musste etwas Abstand halten. Da fand ich nicht das richtige Timing.» Eine Hundertstel fehlt Meillard letztlich auf einen Podestplatz. Direkt hinter ihm klassiert sich Tanguy Nef, der es zum dritten Mal überhaupt im Weltcup in die Top 5 schafft – zum dritten Mal in dieser Saison. 

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Der Ticker zum Nachlesen – 1 Loïc Meillard

Jetzt ist der Weltmeister gestartet: Holt Loïc Meillard seinen zweiten Weltcupsieg in einem Slalom? Der Neuenburger hat einen Vorsprung von 62 Hundertsteln auf Kristoffersen. Und mit diesen schwierigen Bedingungen kommt er normalerweise gut zurecht. Heute allerdings hat er einige Probleme, gerade im unteren Teil – und es reicht nicht: Gar nur Rang 4 mit 24 Hundertsteln Rückstand für Meillard.

2 Timon Haugan

Und gleich noch ein Norweger macht sich auf die Jagd nach der Zeit von Kristoffersen. Haugan hat im 1. Lauf einen Vorsprung von doch schon 57 Hundertsteln herausgefahren auf seinen Landsmann. Doch auch bei ihm schmilzt der Vorsprung. Und es reicht nicht: Rang 2 mit 17 Hundertsteln Rückstand.

3 Tanguy Nef

So, jetzt geht es um die Podestplätze. Schafft es der Genfer erstmals überhaupt in die Top 3? 41 Hundertstel war er am Morgen schneller als Kristoffersen. Nef hält gut mit mit dem Norweger, verliert nur wenig Zeit. Es reicht aber knapp nicht zur Führung. Nef fährt auf Rang 3 mit 36 Hundertsteln Rückstand.

4 Atle Lie McGrath

Der 24-jährige Norweger fährt nun gegen die Zeit seines routinierten Landsmannes. 36 Hundertstel Vorsprung bringt er mit in diesen zweiten Durchgang. Doch das reicht deutlich nicht für McGrath, der einige Probleme hat auf diesem sulzigen Schnee. Er fährt auf Rang 5 mit 82 Hundertsteln Rückstand.

5 Clément Noël

Der Franzose hat 4 der bislang 9 gefahrenen Slaloms gewonnen. An der WM ist er als Führender des 1. Laufs im zweiten Durchgang aber ausgeschieden. Und heute? Verliert er viel Zeit auf Kristoffersen. Aus den 22 Hundertsteln Vorsprung werden 99 Rückstand: Rang 6.

6 Manuel Feller

Der Österreicher war im letzten Winter der beste Slalomfahrer überhaupt. In dieser Saison tut er sich schwerer, scheidet oft aus. Im 1. Lauf war er genau gleich schnell wie Kristoffersen. Er hat aber etwas mehr Mühe mit der schweren Piste in Kranjska Gora und verliert 23 Hundertstel auf den Norweger – Rang 2.

7 Henrik Kristoffersen

Der grosse Sieger des Riesenslaloms vom Vortag bringt 1,77 Sekunden Vorsprung mit auf Muffat-Jeandet. Und der Norweger schafft es tatsächlich: Er verdrängt den Franzosen von der Spitze. Mit 47 Hundertsteln Vorsprung liegt Kristoffersen nun in Führung. Muffat-Jeandet hat übrigens schon 18 Plätze gut gemacht.

8 Alber Popov

Der klein gewachsene Bulgare macht sich als Nächster auf die Jagd nach Muffat-Jeandets Zeit. Er war im ersten Lauf eineinhalb Sekunden schneller als der Franzose, das muss doch eigentlich reichen. Doch auch der Mann, der im Januar in Madonna di Campiglio sein erstes Rennen gewann, schafft es nicht am Franzosen vorbei: Rang 7 mit 79 Hundertsteln Rückstand.

9 Fabio Gstrein

Allmählich darf Muffat-Jeandet an ein kleines Ski-Wunder glauben. Oder verdrängt ihn nun der Österreicher von der Spitze? Gstreins Vorsprung: 1,25 Sekunden. Bei der zweiten Zwischenzeit sind es immer noch 7 Zehntel. Doch auch das reicht nicht: Rang 2 mit 11 Hundertsteln Rückstand.

10 Steven Amiez

Der Franzose ist bekannt für seinen schnellen Schwung und sein grosses Risiko. Ob das auf dieser schwierigen und gezeichneten Piste von Kranjska Gora gut kommt? Sein Vorsprung auf Muffat-Jeandet: 1,10 Sekunden. Amiez fährt für seine Verhältnisse sehr kontrolliert. Zur Führung reicht diese Fahrt aber nicht: Rang 14 wird es gar nur für ihn mit 1,15 Sekunden Rückstand. Er liegt damit auch hinter Rochat, Aerni und Zenhäusern.

11 Samuel Kolega

Der Kroate bringt nun schon über eine Sekunde Vorsprung mit auf Muffat-Jeandet, der bereits 14 Plätze gutgemacht hat. Kolega verliert ebenfalls kontinuierlich viel Zeit – und scheidet dann gar aus.

12 Stefano Gross

Dieser Mann hat den Slalom in Adelboden 2015 gewonnen. Es ist Gross’ bislang einziger Sieg im Weltcup. Und auch er schafft es trotz 88 Hundertsteln Vorsprung nicht an Muffat-Jeandet vorbei. Rang 9 für den Italiener mit 99 Hundertsteln Rückstand.

13 Ramon Zenhäusern

Dem gross gewachsenen Walliser ist endlich wieder einmal ein starker erster Lauf geglückt. Kein Wunder, gelang ihm das in Kranjska Gora. Hier stand er schon dreimal auf dem Podest, 2019 gewann er mit einer Wunderfahrt im zweiten Lauf. Und Zenhäusern attackiert. Doch es geht nicht ganz auf. Er liegt jetzt auf Zwischenrang 10 – direkt hinter Luca Aerni. Immerhin gibt es wieder einmal Punkte für ihn.

14 Armand Marchant

Und gleich noch ein Fahrer, der im ersten Lauf auf Rang 14 landete – zusammen mit Rochat und Vinatzer. Darum also gilt auch für Marchant: 64 Hundertstel Vorsprung am Start auf Muffat-Jeandet. Und wie die anderen verliert auch der Belgier bald die ganze Reserve. Marchant ist jetzt Fünfter mit 78 Hundertsteln Rückstand.

15 Marc Rochat

Der Schweizer war im 1. Lauf genau gleich schnell wie Vinatzer. Auch er bringt also 64 Hundertstel Vorsprung mit auf Muffat-Jeandet. Gleich nach dem Start hat Rochat allerdings Probleme, der Vorsprung schmilzt. Im Ziel ist es auch bei ihm ein Rückstand: Rang 6 mit 92 Hundertsteln Rückstand.

16 Alex Vinatzer

Der gross gewachsene Südtiroler hat bereits 64 Hundertstel Vorsprung auf Muffat-Jeandet. Auch Vinatzer verliert kontinuierlich Zeit auf den Franzosen. Er schafft es immerhin auf Rang 2 mit 47 Hundertsteln Rückstand.

17 Dominik Raschner

Muffat-Jeandet hat nun schon 8 Plätze gutgemacht. Verdrängt ihn Raschner von der Spitze? Der Österreicher war im 1. Lauf 55 Hundertstel schneller als der Franzose. Doch auch dieses zeitliche Polster ist bald aufgebracht. Raschner schafft es auf Zwischenrang 4.

18 Dave Ryding

Der Brite hat auch mit 38 noch nicht genug vom Slalomsport. 48 Hundertstel Vorsprung hat er am Start auf Muffat-Jeandet. Im Ziel liegt er 1,20 Sekunden hinter dem Franzosen – Rang 8.

19 Alexander Steen Olsen

Der Norweger war am Morgen 43 eher im Ziel als Muffat-Jeandet. Doch dann ist sein Rennen schnell zu Ende. Steen Olsen fädelt ein, verliert einen Ski und stürzt. Er bleibt aber unverletzt und fährt auf einem Ski Richtung Ziel.