Männer-Slalom in SchladmingMeillard hadert – und ein Norweger beschwert sich schon wieder
Timon Haugan gewinnt den letzten Slalom vor der WM. Loïc Meillard fällt im zweiten Lauf auf Rang 5 zurück. Die Einheimischen glänzen.
Vierter wurde er am Dienstag im Riesenslalom, 24 Stunden später reicht es Loïc Meillard im Slalom zu Rang 5. Es sind zwei Spitzenergebnisse, keine Frage, aber strahlen mag der Romand deswegen nicht. Erneut büsst er im zweiten Lauf einige Positionen ein, ärgerlich sei das, sagt Meillard, «Top-5-Ränge sind super, aber am Ende will ich auf dem Podest stehen». Die Ansprüche des 28-Jährigen sind gestiegen, nicht erst in den letzten Wochen, daraus macht er kein Geheimnis.
16 Hundertstel fehlen ihm letztlich aufs Podest, deren 83 liegt er hinter Sieger Timon Haugan zurück. Der 28-Jährige, der bereits vor Weihnachten in Alta Badia triumphierte, reüssiert mit zwei Zehnteln Vorsprung auf Manuel Feller, Dritter wird mit Fabio Gstrein ebenfalls ein Österreicher. Bei den Norwegern geht Haugan manchmal fast etwas unter, weil er kein Jungspund mehr ist wie Alexander Steen Olsen, auch kein Ausnahmetalent, als welches Atle Lie McGrath einst galt. Und nicht ansatzweise polarisiert wie Henrik Kristoffersen, sein Markenkollege bei Van Deer.
Spannung im Slalom-Weltcup
Kristoffersen hadert immer mal wieder mit dem Material, Haugan aber beweist dann meistens, dass es daran nicht liegt. Apropos Kristoffersen: Schon vor dem ersten Lauf kritisiert er die Kurssetzung und macht sich einmal mehr unbeliebt.
Zuletzt in Kitzbühel beschwerte er sich über die eisige Piste, in Adelboden hatte er den ausgesteckten Lauf gar als Schande bezeichnet. In Schladming wird er Achter; weil der vierfache Saisonsieger Clément Noël in der Entscheidung ausscheidet, genügt das aber, um die Spitze im Slalom-Weltcup zu übernehmen. Drei Rennen vor Schluss führt Kristoffersen mit drei Zählern vor dem Franzosen, Meillard hat als Dritter 52 Zähler Rückstand.
Die Disziplinenwertung im letzten Winter entschied Manuel Feller für sich – nach einer bisher doch ziemlich durchwachsenen Saison erlöst er sich und zumindest einen Teil der gebeutelten Skination kurz vor der WM. Platz 2 sei wunderbar, sagt der 32-Jährige, «ihr Schweizer seid ja so erfolgsverwöhnt, ihr kennt das Gefühl gar nicht mehr, wenn solch ein grosser Stein vom Herzen fällt», sagt er im SRF-Interview. Landsmann Gstrein steht derweil erstmals auf dem Podest, die rund 22’000 Zuschauer toben, auch wenn Österreich bei den Männern nach wie vor ohne Saisonsieg dasteht.
Rochat muss bangen
Das Schweizer Teamresultat ist hingegen höchstens solide. Tanguy Nef wird Elfter, Daniel Yule fährt auf Platz 14. Marc Rochat (21.) und Luca Aerni (25.) können von ihren guten Nummern im zweiten Lauf nicht profitieren.
Die beiden verpassen die letzte Gelegenheit, die Vorgabe für den WM-Startplatz zu erfüllen. Aerni aber wird dank erfüllter Norm im Riesenslalom ohnehin an die Titelkämpfe nach Saalbach reisen, bei Rochat wiederum dürften die Trainer ein Auge zudrücken – schliesslich braucht Swiss-Ski auch für die Premiere der Team-Kombination Slalom-Spezialisten.
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Die Schweizer
Meillard wird Fünfter, Nef schafft es auf Rang 11, Yule wird 14. Es ist ein solides, aber gewiss kein überragendes Schweizer Ergebnis.
1. – Linus Strasser
Haugan jubelt – und die Österreicher mit ihm. Während der Norweger gewinnt, belegen die einheimischen Manuel Feller und Fabio Gstrein die Ränge 2 und 3. Linus Strasser, der Führende nach dem ersten Lauf, fällt auf Platz 4 zurück. Loïc Meillard wird Fünfter.
2. – Timon Haugan
Was für eine starke Fahrt des Norwegers. Haugan lässt von oben bis unten nicht nach und übernimmt die Spitze mit zwei Zehnteln Vorsprung. Feller verlässt die Leaderbox – wieder wird es nichts aus dem ersten Saisonsieg für die österreichischen Männer.
3. – Loïc Meillard
Österreich hat den Podestplatz auf sicher. Meillard gelingt der zweite Lauf nicht nach Wunsch, im unteren Teil büsst er viel Zeit auf Feller ein. Er bleibt auch hinter Gstrein und fährt auf Zwischenrang 3. Reicht das doch noch fürs Podest? Haugan und Strasser, die noch oben stehen, müssten patzen.
4. – Manuel Feller
Letzte Saison gewann Feller den Slalom-Weltcup, in diesem Winter aber steht er tatsächlich noch immer ohne Podestplatz da. Das dürfte sich heute ändern: Feller übernimmt die Spitze, mit fast einer halben Sekunde Vorsprung. Zwei Österreicher liegen nun vorne.
5. – Atle Lie McGrath
Der Wengen-Sieger kämpfte zuletzt mit der Stabilität respektive der zu hohen Ausfallquote. Nun nimmt er nicht das letzte Risiko und wird Zweiter. Der einheimische Gstrein bleibt an der Spitze.
6. – Clément Noël
Vier Rennen hat der Olympiasieger aus Frankreich gewonnen in diesem Winter -- aber auch er scheidet aus! Will heissen: Im Slalom-Weltcup kann Loïc Meillard heute Boden gut machen.
7. – Fabio Gstrein
Schwarz und Strolz sind ausgeschieden, und auch der dritte Österreicher rutscht beinahe aus. Aber Fabio Gstrein hält sich im Kurs – und trotz einigen kleinen Fehlern übernimmt er die Spitze, mit 35 Hundertsteln Vorsprung.
8. – Dave Ryding
Der Brite ist ein Phänomen, noch mit 38 gehört er zur Weltspitze. Nun aber fällt Ryding, der 2022 in Kitzbühel triumphierte, auf Rang 10 zurück. Auch wenn er nicht einmal neun Zehntel einbüsst.
9. – Henrik Kristoffersen
Der erste Lauf ist dem Norweger missglückt, er konnte seine gute Startnummer nicht wirklich nutzen. Auch in der Entscheidung läuft es dem vierfachen Schladming-Sieger nicht optimal: Er bleibt knapp hinter Amiez zurück und wird Zweiter.
10. – Johannes Strolz
Strolz kämpft noch um den vierten Platz im österreichischen WM-Team – Manuel Feller, Marco Schwarz und Fabio Gstrein dürften gesetzt sein. Doch auch er scheidet aus. Nef und Yule bleiben auf den Rängen 4 und 7.
11. – Alexander Steen Olsen
Der Norweger, grosser Sieger des Riesenslaloms von gestern, ist auf dem Weg zu einer neuen Bestzeit. Doch dann fädelt er ein und verliert einen Ski.
12. – Tanguy Nef
Hut ab vor der Saison des Romands: Nef, der einst als Bruchpilot galt und sehr oft ausschied, ist ziemlich konstant geworden. Nach einem nicht optimalen Schlussteil fällt er auf Platz 4 zurück, unzufrieden scheint er aber nicht zu sein. Einen Top-15-Platz wird es wieder geben, und womöglich wird Nef auch in der Startliste schon bald in die Top 15 vorrücken.
13. – Albert Popov
Der 164 Zentimeter kleine Bulgare hat in diesem Winter sein erstes Rennen gewonnen. Heute kann er den Erfolg nicht bestätigen, schon im oberen Teil scheidet Popov aus.
14. – Steven Amiez
Der Sohn von Sébastien Amiez, der einst den Slalom-Weltcup gewann, übernimmt dank einem soliden Schlussteil die Spitze – eine Viertelsekunde vor Ritchie. Amiez ist einer, dem die Slalom-Zukunft gehört. Der Franzose aber muss dringend konstanter werden.
15. – Daniel Yule
Dreimal ist er Dritter geworden hier in Schladming, Flutlichtrennen behagen dem Walliser. Heute aber schafft er es nicht ansatzweise so weit nach vorne – nach einem doch eher verkrampften Lauf reicht es nur für Zwischenrang 5. Es ist ein herber Dämpfer so kurz vor dem WM.
16. – Alex Vinatzer
2023 holte der Italiener WM-Bronze, und doch ist er in den letzten vieles schuldig gewesen. Zuletzt in Kitzbühel glänzte er mit Rang 2, nun aber tut er sich etwas schwerer und fällt auf Platz 3 zurück.
17. – Marco Schwarz
Nach Knie- und Rückenoperation wird der Österreicher immer stärker – der Fahrplan Richtung WM stimmt. Eigentlich. Denn: Schwarz fädelt schon früh ein. Die Zuschauer im Zielstadion sind geschockt und werden ziemlich leise.
18. – Benjamin Ritchie
Seit September ist der Amerikaner ganze fünf Tage in der Heimat gewesen. Die Entbehrungen machen sich bezahlt – und wie: Er verliert unten zwar eine halbe Sekunde, übernimmt aber dennoch die Führung (-0,06).
19. – Paco Rassat
Noch immer fliegt der Franzose etwas unterhalb des Radars, bereits aber gehört er zu den Top 30 der Slalom-Weltrangliste. Er bleibt vier Zehntel hinter Marchant, sichert sich aber Zwischenrang 2. Damit scheint er durchaus zufrieden zu sein.
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