SIX nimmt Vermögensverwalter GAM ins Visier
Die Schweizer Börse will das in Zürich ansässige Finanzunternehmen wegen eines nicht korrekten Jahresabschlusses sanktionieren.
Die Regulierungsstelle der Börse verlangt von der Sanktionskommission der SIX Group, dass gegen den in Zürich domizilierten Vermögensverwalter GAM Holding wegen «mutmasslicher Mängel» in der Rechnungslegung eine Sanktion ausgesprochen wird. Eine Untersuchung rund um den Kauf des britischen Hedgefonds Cantab Capital Partners habe «eine potenziell wesentliche Fehldarstellung» im Jahresabschluss 2017 zutage gefördert. GAM habe es unterlassen, eine Verpflichtung aus der Übernahme von Cantab im Herbst 2016 «zu schätzen sowie zum Erwerbszeitpunkt und an den nachfolgenden Bilanzstichtagen als Finanzverbindlichkeit zu erfassen».
Wegen dieser «Mängel» sind die finanziellen Verpflichtungen im Jahresabschluss 2017 der GAM laut Börse «unterbewertet» worden. Ein möglicherweise «wesentlicher Neubewertungseffekt» sei in der Erfolgsrechnung nicht erfasst worden. GAM bestreitet, die Bücher geschönt zu haben, und hat Einspruch gegen die beantragte Sanktion eingelegt.
Dabei sollte Cantab den Grundstein legen für eine neue Einheit, in der Anlageentscheide von Computermodellen und Algorithmen gesteuert werden. Stattdessen führte der Hoffnungsträger diesen Sommer zu einer Gewinnwarnung und einem Abschreiber von 59 Millionen Franken. 217 Millionen Dollar musste GAM 2016 für Cantab aufwenden.
Massive Abflüsse von Kundengeldern
Neben Ärger mit der Börse hat GAM auch ein Kostenproblem. Grund sind massive Abflüsse von Kundengeldern, seit im Sommer 2018 ein Obligationenfonds mit 11 Milliarden Dollar Aktiven liquidiert und dessen Verwalter wegen «groben Fehlverhaltens» entlassen werden musste. Der neue GAM-Chef Peter Sanderson startete eine Restrukturierung, in der bis zu 40 Prozent der 860 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Der Abbau umfasst laut der Nachrichtenagentur Bloomberg 250 bis 350 Stellen. Der Löwenanteil der Mitarbeitenden ist in Grossbritannien beschäftigt. GAM äussert sich nicht zu den Plänen.
GAM wird seit einiger Zeit als Übernahmekandidat gehandelt. Der vor zehn Jahren von der Bank Julius Bär abgespaltene Vermögensverwalter hat seit Anfang letzten Jahres an der Börse über 80 Prozent seines Wertes verloren. Im Mai stieg der legendäre US-Investor George Soros ein – wohl in der Hoffnung, bei GAM gehe es wieder aufwärts. Inzwischen dürfte er an seiner Beteiligung von 3 Prozent wenig Freude haben, hat GAM doch seither über 40 Prozent an Wert verloren. Im November ist sein Anteil denn auch wieder auf unter 3 Prozent gesunken. Als Kaufinteressenten werden der italienische Versicherer Generali, die Genfer Privatbank UBP und die französische Investmentbank Natixis genannt. Die Gespräche seien auf Eis gelegt, ein Verkauf sei nur eine Option, machte GAM diese Woche publik.
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