Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Kältewelle in Texas
Sind vereiste Windräder schuld am tagelangen Stromausfall?

Dinner bei Kerzenlicht, unfreiwillig: In Texas müssen Millionen Menschen bei arktischen Temperaturen ohne Strom ausharren.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Wer kann, flüchtet in ein Hotel, das einen eigenen Generator hat, oder schläft im Auto, bei laufendem Motor. Andere behelfen sich in ihrer Verzweiflung damit, dass sie ihre Gasöfen bei offener Türe brennen lassen, oder sie zünden in ihrer Wohnung ein Feuer an. «Ich weiss, was eine Kohlenmonoxid-Vergiftung ist», sagte eine Mutter aus der Stadt Austin dem «Wall Street Journal», «aber was soll ich denn sonst tun? Ich habe ein Baby zu Hause.»

Ein für diese Gegend extremer Wintereinbruch hat Anfang Woche Schnee, Eis und Temperaturen von bis zu minus 18 Grad nach Texas gebracht – und den zweitgrössten Bundesstaat der USA in eine Krise gestürzt. Mehr als zwei Millionen Menschen waren am Donnerstagmorgen immer noch ganz ohne Strom, nachdem das Stromnetz vielerorts schon vor Tagen zusammengebrochen war. Anderenorts mussten die Netzbetreiber rollende Stromausfälle veranlassen, um einen Totalkollaps zu verhindern.

Schon mehr als 21 Tote

Besonders im Süden von Texas kam es auch zu Problemen mit der Wasserversorgung. In der Metropole Houston hatten viele Einwohner gar kein fliessendes Wasser mehr. Mindestens 21 Menschen sind infolge des Wintereinbruchs gestorben.

Das Desaster rührt an das Selbstverständnis des Energiestaats Texas, des grössten Öl- und Gasproduzenten der USA – und es hat einen Streit über die Ursachen ausgelöst. Der republikanische Gouverneur Greg Abbott äusserte sich erstmals am Dienstag bei einem lokalen TV-Sender zu der Krise. Dort sagte er, dass alle Formen der Energieproduktion von der Kälte betroffen seien – Gas, Kohle, Atomkraft, Wind und Solarenergie. Und er nannte explizit das Gas, das in den Pipelines gefroren sei.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Nur wenige Stunden später klang Abbott allerdings ganz anders. Bei einem Auftritt beim rechten Sender Fox News legte sich der Gouverneur auf eine einzige Problemursache fest: Es seien die erneuerbaren Energien, die versagt hätten. «Das beweist, dass fossile Brennstoffe nötig sind, damit wir unsere Häuser im Winter heizen und im Sommer kühlen können.» Und es beweise auch, dass der von den Demokraten geforderte Green New Deal, der einen Ausbau der erneuerbaren Energien vorsieht, «ein tödlicher Deal» sei – ganz so, als regierten in Texas nicht seit Jahrzehnten die Republikaner.

Andere konservative Politiker und Kommentatoren geben die Schuld direkt den Windrädern, die mancherorts eingefroren waren. «Diese hässlichen Windräder sind der Hauptgrund, warum wir Blackouts haben», sagte der Landwirtschaftsminister von Texas, Sid Miller.

Die Kälte liess Wasserleitungen platzen – und führte dazu, dass auch Gas-Pipelines einfroren.

Für diese Darstellung gab es seither viel Kritik. Nach Angaben des Netzbetreibers Electric Reliability Council of Texas (Ercot) macht die Windkraft im Winter nur 7 Prozent der Stromkapazität des Bundesstaates aus. 80 Prozent stammen dagegen aus Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken. Auf diese Energieträger entfielen laut Ercot fast zwei Drittel der Ausfälle, weil auch diese von der arktischen Kälte direkt betroffen sind: Pipelines, Pumpen und Bohrtürme sind eingefroren, ein Atomkraftwerk musste den Betrieb kältebedingt herunterfahren.

Zu der eingebrochenen Produktion kam eine massiv gestiegene Nachfrage nach Strom. Millionen von Texanern schlossen in ihren oft schlecht isolierten Häusern elektrische Heizungen an, was zur Überlastung des Stromnetzes beitrug.

Fehlende Investitionen ins Netz

Viele Experten sehen die Ursache für die Krise nicht bei einzelnen Energieträgern, sondern bei den fehlenden Investitionen in das texanische Stromnetz. Dieses ist nicht an die Verbindungsnetze der anderen Bundesstaaten östlich und westlich der Rocky Mountains angeschlossen. Texas wollte so eine Regulierung durch die Bundesregierung vermeiden. Dafür kann der Bundesstaat im Notfall aber auch keinen Strom der Nachbarn anzapfen.

Bereits 2011 legte ein Wintereinbruch Teile des texanischen Stromnetzes lahm. Experten der Bundesregierung empfahlen dem Gliedstaat anschliessend, seine Produktionsanlagen winterfest zu machen: Pipelines sollten beheizt, zusätzliche Energiespeicher gebaut werden. Umgesetzt wurden diese Empfehlungen allerdings nicht.

Alles klar, Amerika? – der USA-Podcast von Tamedia
Den Podcast können Sie auf
Spotify, Apple Podcasts oder Google Podcasts abonnieren. Falls Sie eine andere Podcast-App nutzen, suchen Sie einfach nach «Alles klar, Amerika?».