Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Silvesterlauf in der Zürcher City
Wenn Superman fliegt und die wichtigste Frage ist: «Wo isch s’Ziel?»

Keiner zu klein, um Superman zu sein: Fliegend geht es auf den letzten Metern Richtung Ziel am Stadthausquai.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

«Wo isch s Ziel?»

Kaum hatte sich der Tatzelwurm gegen Sonntagmittag am Limmatquai in Bewegung gesetzt, war dies die meistgehörte Frage unter den Jüngsten. Am Start noch zappelig, unterwegs teilweise ungestüm – und ja, ­gegen Ende der eineinhalb Kilometer langen Schlaufe durch die Altstadtgassen dann doch ein wenig erschöpft. Da war er, der grosse Bogen. Geschafft!

Ist in Zürich Silvesterlauf, ist kein Weihnachtsverkauf. Beide Menschenansammlungen vermag die Stadt nicht zu schlucken, es ist ein jahrzehntealtes Agreement mit der City-Vereinigung. Denn ist in Zürich Silvesterlauf, gleicht die Innenstadt einen Tag lang einem Perpetuum mobile, alles stets in Bewegung.

Die einen kommen, laufen und gehen nach der Bratwurst wieder, die nächsten stehen schon am Start bereit (oder noch beim Toi-toi), und die dritten reisen für die «Run for Fun»-Kategorie im Lichterzauber erst gegen Abend an. Bei ihnen zählt nicht, was die Uhr sagt, sondern wie die Jury über das Outfit entscheidet. Originell? Mainstream? Outstanding? Gar zum Vergessen? 

Was die Jury verpasst, sind tagsüber all die fliegenden Super- und Spidermänner, all der glitzernde Kopfschmuck, der aus der Laufstrecke vorbei am stimmungsvollen Münsterplatz flugs einen Laufsteg macht. Dabei sind aber auch schon unter den Jüngeren Super-Ambitionierte auszumachen – ausgerüstet mit dem neusten Schuhwerk und der raffiniertesten Stoppuhr. Hat man da gerade die Zukunft des Schweizer Laufsports gesehen? 

Sieht fast ein wenig nach Frauenlauf aus, doch da läuft ja noch Dominik vorneweg.
Keine der zehn Kategorien ist extra für die Rollstuhl-Sportlerinnen reserviert – sie sind ganz einfach integriert.

Als dann gegen Abend die anzahlmässig grossen Kategorien auf der 8,5-km-Schlaufe unterwegs sind und der Silvesterlauf seiner Routine folgt, ist dies der erste Moment des Durchatmens für OK-Chef Corsin Caluori. Erfreut über die erneut gewachsene Anmeldezahl (19’000) nach dem erklärbaren Einbruch 2021 während der Pandemie (14’400), sagt er: «Doch die kommenden Jahre werden uns fordern, wir werden den Silvesterlauf neu denken müssen.»

Nun wird in Zürich gebaut

Der Event hat verschiedene Hotspots, der grösste ist die Stadthausanlage Richtung See mit zahlreichen Ständen, Umkleidewagen und dem Truck für Siegerehrungen. «Diese Anlage wird ab 2024 umgebaut, wir werden sie also nicht nutzen können», sagt Caluori. Und fügt mit einem Lachen an, dass 2025 auch der Neubau der Rathausbrücke anstehe. Darüber führen die Kurzstrecken der Familien- und Kinderkategorien. 

Spruchreife Ausweichvarianten haben er und sein OK noch nicht. Weil der Ersatz für die Stadthausanlage viel Platz bieten sollte, kann er sich vorstellen, den Lauf zu kehren: «Das Ziel wäre dann auf der Limmatquai-Seite.» Ab Januar will er sich dieser Aufgabe annehmen – «und auch das 50-Jahr-Jubiläum von 2026 nicht vergessen.»

Und das Bellevue scheint zur unversiegenden Quelle von grossen und kleinen Läuferinnen und Läufern zu werden.
Sylvesterlauf 2023, am Rennweg, Zürich, 10.12.2023, Foto Dominique Meienberg

Lobalu und Bekele sind die Schnellsten der Elite

Ein Selfie! Bitte! Dominic Lobalu hat nichts dagegen, denn als Sieger hat man auch gewisse Verpflichtungen. Seine junge Fanschar strahlt – und der 25-Jährige nicht weniger. Zum dritten Mal in Folge hat der Läufer des LC Brühl das spektakuläre Ausscheidungs­rennen rund ums Fraumünster und das Stadthaus gewonnen (14:32 Minuten). Eine Runde ist knapp so lang wie eine auf der Laufbahn, die Besten absolvieren sie 16 Mal, jeweils der hinterste scheidet aus und zu fünft fighten sie zuletzt um den Sieg. 

Und dann natürlich noch: ein Selfie! Kein Problem für Dominic Lobalu – und alle jungen Fans strahlen.

Die ganze Schweizer Elite ist am Start: Tadesse Abraham, der Sieger von 2019, Jonas Raess, Adrian Lehmann, Julien Wanders, Simon Tesfaye und natürlich auch Matthias Kyburz, der Gewinner von 2018. Und wenn sie lospreschen und den Kilometer unter drei Minuten laufen, kommt das Publikum nicht aus dem Staunen heraus.

Es sind viele Zuschauer gekommen an diesem frühen Sonntagnachmittag, und nach Helen Bekeles Triumph bei den Frauen entwickelt sich bei den Männern eine Taktiererei, die Lobalu gewinnt. Noch immer ziert seinen Namen eine südsudanesische Flagge, spätestens ab 2026 soll es eine Schweizer sein. Ende Sommer hatte er sich wiederholt die Schulter ausgerenkt, diesmal beim Dehnen (!). Sie ist mittlerweile operiert, und Lobalu fühlt sich nach einer sechswöchigen Pause immer fitter.   

Das Gleiche gilt für die Elite-Läuferinnen: Konzentration, ein wenig Anspannung – und dann los.

Sie alle sind aus Sitten angereist, wo sie am Samstag den Weihnachtslauf bestritten. Lobalu wird zum Doppelsieger des Wochenendes, und OL-Läuber Kyburz beweist einmal mehr, dass er ein Phänomen ist – auf welcher Unterlage kann er nicht mit der Spitze mithalten? In Sitten Dritter verpasst er zwar das Podest als Vierter, geärgert hat er die Spezialisten aber dennoch.

Attraktive Ausscheidungsrennen bei der Elite: Nach jeder Runde scheidet die hinterste Läuferin aus.
Und die Siegerin ist: Helene Bekele aus Genf.
Viel Publikum hat es dann auch bei den Männern: Dominic Lobalu führt vor Boniface Kibiwott und Ben Chelimo.
Der strahlende Sieger: Dominic Lobalu aus Abtwil SG.