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Greta Thunbergs «Klima-Buch»
Sie will «die grösste Geschichte der Welt» erzählen

Von der streikenden Schülerin zur Weltpersönlichkeit: Greta Thunberg, hier im vergangenen Juni am Glastonbury Festival, hat selbst eine einzigartige Geschichte hinter sich.
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Die verheerende Flutkatastrophe im deutschen Ahrtal. Die Hitzewelle in Pakistan, der noch viel tödlichere Fluten gefolgt sind. Waldbrände, die in Australien Koalas töten und anderswo Menschen. Während wir uns in Büchern, Serien und Filmen gerne in dramatische, fiktionale Geschichten wegträumen, passieren die grössten Dramen gerade in der Wirklichkeit.

Extremwetterereignisse werden häufiger und heftiger, eine Pandemie scheint vorbei und ist es doch nicht, in Europa herrscht Krieg und viel mehr Menschen müssen plötzlich schauen, wie sie die nächste Stromrechnung bezahlen können.

«Die Welt hat Fieber», schreibt Greta Thunberg. Und damit wären wir beim Thema. Die 19 Jahre alte Klimaaktivistin aus Schweden hat mit tatkräftiger Unterstützung führender Experten aus aller Welt ein Buch geschrieben, das ein ganzheitliches Bild von der herrschenden Klimakrise zeichnet.

Eine erschlagende Masse an Fakten

«Das Klima-Buch», so der nüchterne Titel des heute erscheinenden 500-Seiten-Wälzers, stellt ein grosses Nachschlagewerk dar, das fassungslos macht, aber auch zuversichtlich – vor allem aber zunächst einmal erklärt, beschreibt und einordnet, was überhaupt los ist. Dabei will Thunberg auch die Zusammenhänge etwa zwischen der Zerstörung der Natur und dem Entstehen von Pandemien oder des Klimawandels mit den besagten Fluten oder Hitzewellen aufzeigen.

Die Masse an Fakten, die sie dafür zusammengetragen hat, kann einen leicht erschlagen. Doch einmal angefangen, ist der Blick ins Buch höchst lohnenswert. Es handelt nicht nur von einem Thema, das jeden angehen sollte, sondern noch dazu von einem sehr spannenden. Es gehe um «die grösste Geschichte der Welt», die überall erzählt werden müsse, fordert Thunberg. «Wir haben die unvorstellbar grossartige Chance, im entscheidendsten Augenblick der Menschheitsgeschichte zu leben. Es ist Zeit, dass wir diese Geschichte erzählen und vielleicht sogar ihren Ausgang verändern.»

Junges Gewissen der Menschheit

Nun hat Thunberg selbst eine einzigartige Geschichte hinter sich. Im Spätsommer 2018 setzte sich die damals 15-Jährige einsam vor den Reichstag von Stockholm, um mehr Klimaschutz von der schwedischen Politik einzufordern. Ein Jahr später war die junge Schwedin eine Weltpersönlichkeit, die eine globale Klimabewegung geschaffen hatte und die Obama, Merkel und DiCaprio traf. Sie wurde zum jungen Gewissen einer Menschheit zwischen Überfluss und Flugscham, zwischen westlicher Trägheit und dem täglichen Kampf gegen Klimafolgen in ärmeren Weltregionen.

Nach dem Greta-Hype der Jahre 2019 und 2020 ist es um sie etwas ruhiger geworden. Das hat Thunberg unter anderem dazu genutzt, mit führenden Klimaexperten an der Umsetzung dieses Buches zu arbeiten. Denn auch wenn der Name der 19-Jährigen den Titel ziert, so ist es eine Gemeinschaftsproduktion Dutzender Fachleute. Thunberg meldet sich immer wieder zu Wort, überlässt den Löwenanteil des Platzes aber den Experten, die aus ihren jeweiligen Fachgebieten berichten.

Bleibt nur die Frage, ob es Thunberg gelingt, ein klassisches Problem der Klimaliteratur zu überwinden: Denn während Klimafreunde solche Bücher lesen, müssen die, die bislang kein Interesse an dem Thema zeigen, von derartigen Wälzern erst überzeugt werden.

SDA