Co-Präsidentin der VerfassungsfreundeSie war unpolitisch, dann kam Corona
Marion Russek steht an der Spitze des Referendums gegen das Covid-Gesetz. Sie sagt: «Der Bundesrat hat das Volk mit Panik geimpft.»
Marion Russeks Leben hat viele turbulente Wendungen genommen. Aber nichts hat je auf ihre neuste Häutung hingedeutet: an der Spitze einer Massenbewegung, die den Bundesrat dazu zwingt, sich für seine Corona-Politik in einer Volksabstimmung zu verantworten.
Russek ist Co-Präsidentin der Verfassungsfreunde, die das Referendum gegen das Covid-Gesetz in Rekordzeit zustande gebracht haben. Sie wurde 1952 im Kanton Zug geboren, besuchte das Gymnasium, brach es aber ab. Der Drang nach Freiheit war zu gross. Als Flugbegleiterin bei der Swissair musste sie aber feststellen, dass selbst über den Wolken Reglemente und Vorschriften regieren. An der Hotelfachschule holte sie sich das Rüstzeug für ein grösseres Abenteuer: Sie zog nach Südafrika, zuerst eigentlich nur für ein Jahr.
Sie arbeitete für eine expandierende Hotelkette und entdeckte ihr Talent im Umgang mit Menschen. «Wenn wir ein neues Hotel irgendwo auf dem Land bauten, campierten bald Hunderte vor der Baustelle, alle auf der Suche nach Arbeit», erzählt Russek. Sie wählte unter den Kandidaten diejenigen aus, die als Gastgeber infrage kamen, organisierte ihre Ausbildung, legte die Abläufe und Standards fest.
«Alleinerziehend, ohne Geld, ohne Job»
So zog sie im Land herum, von Hotel zu Hotel, managte Personal und Krisen. Das ging gut, bis Russek sich verliebte, heiratete und zwei Kinder bekam. Etwas Neues, Stationäres musste her. Mit einer Freundin, einer passionierten Gärtnerin, startete sie eine Gartenbaufirma. «Wissen Sie», erzählt sie, «in diesen Ländern brauchen Sie keine formale Ausbildung. Entweder Sie sind gut. Dann haben Sie Erfolg. Oder Sie sind es nicht, und Sie scheitern.»
Das Geschäft mit den Gärten lief gut. Aber die Ehe kriselte. Nach zwanzig Jahren zog Russek mit den zwei Kindern zurück in die Schweiz. «Da stand ich nun: Alleinerziehende Mutter, ohne Geld, ohne Job, es war hart.» Als sie temporär für eine Personalvermittlung arbeitete, sagte ihr eine Kundin, sie könne sich doch selbstständig machen.
«Das Referendum ist das Gegengift zur Panik, mit der der Bundesrat das Volk geimpft hat.»
Marion Russek wurde Headhunterin. Der Kanton Zug war dafür ein fruchtbarer Boden. Die vielen internationalen Handelsfirmen hatten eine nie versiegende Nachfrage nach Führungspersonal. «Ich hatte einfach eine gute Intuition dafür, wer zu wem passt – und ich wurde darin immer treffsicherer und selbstbewusster.»
2019, nach 25 Jahren, machte sie damit Schluss. Etwas Neues lockte: Durch ihre vielen Umzüge hatte sie sich eine gute Nase für Inneneinrichtungen angeeignet. Zuerst für Bekannte, dann professionell mit Website beriet sie, stellte Farben und Materialien zusammen, kaufte mit ihren Kunden Möbel für Wohnungen und ganze Häuser.
Schockiert über den Bundesrat
Aber dann kam Corona. «Ich war von Anfang an schockiert, wie der Bundesrat in unser Leben eingriff. Ich kenne viele, die von einem Tag auf den anderen ihren Beruf nicht mehr ausüben durften.» Und sie war enttäuscht vom Parlament, das den Bundesrat gewähren liess. Russek, die sich nie gross um Politik gekümmert hatte, wurde politisch. Zum ersten Mal in ihrem Leben machte sie an einer Demonstration mit, in Bern auf dem Bundesplatz.
Sie trug ein selbst bedrucktes T-Shirt: «Notrecht» stand darauf, mit einem darübergestempelten Verbotssymbol. Damit fiel sie einem Massnahmenkritiker der ersten Stunde auf, dem Solothurner Journalisten Christoph Pfluger, der die Corona-kritische Website «Zeitpunkt» betreibt.
Man setzte sich zusammen, einigte sich auf ein gemeinsames Ziel: ein Referendum gegen das Covid-19-Gesetz und die Vollmachten, die es dem Bundesrat gibt. «Seither habe ich sicher zu mehr als zu hundert Prozent für das Referendum gearbeitet», sagt Russek. Wieder arbeitete sie mit Menschen zusammen, handelte mit einer zusammengewürfelten Gruppe das gemeinsame Ziel aus, organisierte das Referendum, stellte sich an die Spitze des Vereins der Verfassungsfreunde, zusammen mit ihrem Co-Präsidenten Werner Boxler, der beruflich in Lausanne Männerkreise und Workshops leitet.
«Sie sind eine Mörderin»
Russek stand auch auf der Strasse, um Unterschriften zu sammeln. «Als Kritikerin der Corona-Massnahmen sei ich eine Mörderin, sagten mir da manche Leute.» Ihre Reaktion? «Ich fragte sie, warum sie denn auf die Strasse gingen, wenn sie sich so vor dem Virus fürchteten.» Selbstverantwortung ist für Russek der Schlüssel gegen Corona. So, wie sie es gewohnt ist. Und so, wie sie es bei ihrer 86-jährigen Mutter erlebt. «Sie hat schon eine Maske getragen, als es noch nicht einmal empfohlen war. Und sie hat ihr Leben eingeschränkt, um sich zu schützen.»
Die bestenfalls belächelten Verfassungsfreunde haben in zäher Arbeit ihr Referendum zustande gebracht. Und als Nebeneffekt verhalfen sie den linken Jungparteien gleich noch beim Referendum gegen das Terrorismusgesetz zum Erfolg.
Schon als Gymnasiastin sah sich Russek als Freidenkerin. Jetzt setzt sie das in Politik um. Am 13. Juni findet die Abstimmung statt. «Das ist das Gegengift zur Panik, mit der der Bundesrat das Volk geimpft hat», sagt Marion Russek.
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