Fussballerin Trinity RodmanSie trotzte Kobe Bryant, ihrem Papa – und Corona
Trinity Rodman ist Tochter einer polemischen NBA-Legende, auch deswegen wollte sie nie Basketballerin werden.
Jetzt schreibt sie in einer anderen Sportart Geschichte – weil sie die Pandemie zu ihrem Vorteil nutzte.
Es gibt da ein Ritual, das Trinity Rodman ziemlich gut beschreibt. Vor jedem ihrer Fussballmatchs schreibt sie sich die Initialen der fünf wichtigsten Menschen in ihrem Leben aufs Handgelenk: Mutter, Bruder, Schwester, Nichte, Neffe. Die Initialen «D.R.» fehlen, sie stehen für ihren Vater Dennis Rodman. Eine Basketball-Legende, hochdekoriert: fünffacher Meister der NBA, siebenfacher Rebound-Champion, zweifacher All-Star, zweifacher Defensive Player of the Year. Nur Papa des Jahres, das wurde er nie.
Seine zahlreichen Alkohol-, Drogen- und Sex-Eskapaden überschatteten sogar seine ruhmreiche Karriere als Sportler; 2011 sagte er bei seiner Aufnahme in die Hall of Fame unter Tränen: «Ich wünschte, ich wäre ein besserer Vater.» Nun, offenbar hat sich da nicht viel verändert. Denn an Trinitys grossem Tag war er nirgends zu sehen.
Es war Michelle Moyer, seine dritte Ex-Frau, die wild hin und her hüpfte, Trinity selber lachte nur herzhaft. Soeben war die Stürmerin von Washington Spirit als jüngste Fussballerin überhaupt gedraftet worden – dazu noch an zweiter Stelle. Natürlich war ihr bewusst, dass ihr Nachname die Medienaufmerksamkeit massiv steigerte; darauf angesprochen, sagt sie: «Er war ein toller Sportler, und ich habe diese Gene von ihm. Aber ich bin Trinity Rodman und nicht nur Dennis Rodmans Tochter.»
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Trinity Rodman erkannte bereits früh, dass ihr Vater bei all seinen Eskapaden nicht zum Vorbild taugt. Als vierjähriges Mädchen fand sie zum Fussball, und das blieb ihre Passion, obwohl sie weitere Sportarten wie Football, Cheerleading, Volleyball und natürlich auch Basketball ausprobierte.
Neben ihrem Vater wollte sie auch NBA-Legende Kobe Bryant dazu überreden, in die Fussstapfen ihres berühmten Papas zu treten. Doch sie blieb hart, wie sie dem französischen Portal «So Foot» erzählt: «Es hat Spass gemacht, zwei früheren Basketballstars zu sagen: ‹Fussball ist besser!›» Auch heute scheint sich ihre Begeisterung für Basketball in Grenzen zu halten. Während Millionen von Zuschauern «The Last Dance» abfeierten, gab sie an, die Netflix-Doku über die letzte Saison ihres Vaters bei den legendären Chicago Bulls kaum gesehen zu haben. Sie sei halt immer wieder eingeschlafen.
Das normale Training unterforderte sie
Was Rodman von ihrem Vater aber offenbar erbte, war dieser unbedingte Wille zum Sieg. ESPN sagte sie, dass sie sich bereits als kleines Mädchen fürchterlich darüber aufregen konnte, wenn ihre Mitspielerinnen nicht alles gaben auf dem Platz. Viel mehr Gemeinsamkeiten gebe es dann aber nicht mehr, das erkannte auch ihr früherer Trainer Greg Baker: «Trinity war immer sehr scheu und respektvoll.» Sie fiel nicht durch Extravaganz auf, sondern durch ihr unheimliches Talent. «Ich musste ihr immer zusätzliche Herausforderungen mitgeben, das normale Training hätte sie unterfordert», sagte Baker.
Acht Jahre lang coachte er Rodman, in dieser Zeit gewannen sie gemeinsam vier nationale Meisterschaften und über 30 weitere Turniere. Danach war Zeit für den nächsten Schritt. Weil ihr Bruder Dennis Jr. bei der Washington State University ein Basketball-Stipendium bekam, wollte auch Rodman an dieses College, also wechselte die Stürmerin nach Ende ihrer Highschool-Zeit in Kalifornien zum Soccer-Team der WSU.
Dort brauchte sie nicht lange, um Trainer Todd Shulenberger zu beeindrucken – und zwar nicht nur wegen ihrer Fähigkeiten mit dem Ball. Beim Probetraining sei ein Fitnesstest auf dem Programm gestanden – Rodman schnitt mit Abstand am besten des gesamten Teams ab. Und da war noch die U-20-Concacaf-Meisterschaft Anfang 2020. Am Nachwuchs-Kontinentalturnier von Nord- und Mittelamerika führte sie die USA mit acht Toren und sechs Assists zum Titel, beim 4:1-Finalsieg gegen Mexiko gelangen ihr zwei Treffer.
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Als es ihr so gut lief, musste sie aber plötzlich wieder die Füsse still halten. Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass die Herbstsaison gar nicht erst stattfinden konnte. «Ich wurde ungeduldig, wollte schnellstmöglich wieder spielen.» Also übersprang sie mal eben vier Jahre und meldete sich für den Draft der National Women’s Soccer League (NWSL), der nordamerikanischen Profiliga, ohne ein einziges College-Spiel bestritten zu haben: «Ich dachte mir: Mach es einfach!»
Für Richie Burke, Trainer von Washington Spirit, ist ihre Verpflichtung ein «No brainer» gewesen. Sie sei eine grossartige Fussballerin. Und U-20-Nationaltrainerin Laura Harvey lobt Rodman für ihren «ausserordentlich hohen Fussball-IQ und technische Fähigkeiten, die zu ihrer Athletik passen». Kaum jemand rechnet noch damit, dass eine Berufung ins A-Nationalteam nun allzu lange auf sich warten lässt.
Es wäre ein weiterer Schritt raus aus dem Schatten ihres so berühmten Vaters, näher an ihr Ziel: Dass die Leute beim Lesen des Namens Rodman nicht mehr sofort an einen begnadeten Basketballer und dessen Skandale denken – sondern an eine brillante Fussballerin.
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