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Sie treibt die Macho-Sportler zu Höchstleistungen

In der über 50-jährigen Geschichte der Superbowl ist Katie Sowers die erste Frau mit einer Trainerfunktion. Foto: Gary Landers (Keystone)
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Im Mittelpunkt stehen 106 Kerle. Regelrechte Fleischtürme, schnell, stark, supermännlich. Wer in der Superbowl steht, dem Endspiel der National Football League (NFL) darf etwas von sich halten. Und wird beachtet: Weit mehr als 100 Millionen werden diesen Sonntag den TV einschalten, und für die vielen Werbepausen haben die wichtigsten Unternehmen des Landes eigens Regisseure angestellt. Dem grossen Publikum soll bei dieser Gelegenheit nicht bloss Werbung, sondern ein erinnerungswürdiger Kurzfilm präsentiert werden.

Einer der Spots widmet sich einer Frau, die zierlich wirkt, wenn man sie inmitten all der Kleiderschränke sieht. Und eigentlich ist Katie Sowers als Assistenztrainerin von Finalteilnehmer San Francisco eine Randfigur. Trotzdem werden die Augen auf sie gerichtet sein: In der über 50-jährigen Geschichte der Superbowl ist Sowers (33) die erste Frau mit einer Trainerfunktion, die erste offen Homosexuelle übrigens auch. «Danke, Katie, dass du die eine bist», schreibt Microsoft zum Ende seines Werbespots. Darin erzählt das Tech-Unternehmen Sowers bemerkenswerte Geschichte.

«Ich werde nie vergessen, wie Katie Sowers mich angetrieben und mir geholfen hat.»

Kendrick Bourne, 49ers-Angreifer

Mit acht Jahren begann Sowers, Football zu spielen, es wurde ihre grosse Liebe. Doch schon als Schulsport ist Football männlich dominiert. An ihrer Universität wurde Frauen-Football im Gegensatz zum Männer-Football nicht angeboten. Darum schloss sich Sowers einer Amateurliga an. Dort verdiente sie aber kein Geld, im Gegenteil, sie zahlte: für Ausrüstung, Trainer, Auswärtsreisen. In der NFL, zum Vergleich, beträgt der Durchschnittslohn mehr als 2 Millionen Franken.

Eine Hüftverletzung hinderte Sowers 2016 weiterzuspielen, doch im selben Jahr bot sich die Chance, in die NFL einzusteigen – als Praktikantin bei den Atlanta Falcons. Vollzeit beschäftigt wurde sie aber erst, als der damalige Falcons-Assistent Kyle Shanahan Cheftrainer der San Francisco 49ers wurde und Sowers an die Westküste mitnahm. Bei den «Niners», einem der traditionsreichen Clubs der Liga, soll sie sich um die Passempfänger kümmern. Ein Team hat üblicherweise mehr als 20 Assistenztrainer.

Ist bei Spielern wie Trainerkollegen beliebt: Katie Sowers. Foto: Gary Landers (Keystone)

Den Respekt der Spieler verdiente sie sich schnell. Sowers kann knallhart und kompromisslos sein, wie sich das für NFL-Coachs gehört, aber ihre einfühlsame Seite wirkte auf die Spieler befreiend. «Ich werde nie vergessen, wie sie mich angetrieben und mir geholfen hat», sagte 49ers-Angreifer Kendrick Bourne zum Sportsender ESPN, nachdem er zu Beginn der Saison Mühe hatte, die Bälle festzuhalten. «Ich habe kaum je mit einem cooleren Trainer gearbeitet», lobt Kollege Emmanuel Sanders, der Veteran, der in elf Saisons in der NFL schon manchen Trainer erlebt hat.

Der Weg mag noch lang und steil sein und gewaltiges Umdenken erfordern in der Macho-Welt NFL, aber ihre Weggefährten sind überzeugt, dass Sowers dereinst gar die erste Cheftrainerin werden kann. «Die Fähigkeiten, Führungsqualitäten und Hartnäckigkeit dazu hat sie», sagt Nick Mullens, Ersatz-Quarterback der 49ers. Sie selbst denkt noch nicht so weit, sagt: «Ich bin glücklich, wenn ich jetzt den Mädchen und jungen Frauen eine Inspiration sein kann. Es ist schön, dass ich die erste Frau in einer Superbowl bin. Noch schöner wäre es,wenn ich nicht die letzte bin.»