Servette im Champions-League-FinalHöchste Zeit für einen Schweizer König in Europa
Der Finaleinzug der Genfer ist erfreulich, aber keine Sensation. Und er zeigt nicht die wahre Stärke des Schweizer Eishockeys.
Endlich hat es geklappt: In der seit 2014 ausgetragenen Champions Hockey League steht mit Servette erstmals ein Schweizer Team im Final. Gewonnen wurde die CHL bislang nur von Schweden (6) und Finnen (2), es ist Zeit für den Triumph eines National-League-Teams. Die Genfer treffen am 20. Februar im Final auf das schwedische Topteam Skelleftea, und sie sind keineswegs Aussenseiter.
Diese Sichtweise hat nichts mit Arroganz zu tun. Finnen wie Schweden sehen die Schweizer Teams seit Jahren in der Favoritenrolle. Als der letztjährige Champion Tappara fürs Halbfinalrückspiel nach Zug reiste, hatten die Finnen viel Respekt vor dem EVZ und eine entsprechend sehr defensive Taktik im Gepäck.
Mit der generellen Stärke des Schweizer Eishockeys haben die jüngsten internationalen Erfolge nur bedingt zu tun. Davos gewann kürzlich den Spengler-Cup und bezwang im Halbfinal den vierfachen CHL-Sieger Frölunda. Wunderbar! Bloss: Das Team ist in der Heimat nur noch Mittelklasse, die Schweden waren zudem nicht nur durch Verletzungen und Abwesenheiten ihrer U-20-WM-Spieler geschwächt, sie traten auch nur mit zwei Ausländern an. Der HCD hingegen konnte dank seiner Verstärkungsspieler gleich neun Imports einsetzen.
In fast allen NL-Teams sind grösstenteils die Ausländer die wichtigsten Figuren, in vielen Mannschaften läuft wenig bis nichts mehr, wenn diese nicht überdurchschnittlich performen. Dann eignen sie sich immerhin vorzüglich als Sündenböcke. Und es sind die besten Finnen und Schweden ausserhalb der NHL, die seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine in die Schweiz kommen und die Liga veredeln. Das hohe Niveau kaschiert gleichzeitig die Probleme des Schweizer Eishockeys. Das Fachmagazin «The Athletic» publizierte gerade seine jährliche Liste der besten U-23-Spieler. Unter den 169 Namen findet sich auf Platz 74 Lian Bichsel als einziger Schweizer.
Die Clubs in der schwedischen SHL und der finnischen Liiga blicken neidisch auf die finanzstarken Schweizer Clubs, weil diese ihnen nach und nach ihre eigenen Topspieler wegnehmen. Auch beim entscheidenden 3:2-Sieg in Rauma waren die entscheidenden Figuren Servettes vor allem Finnen – die Genfer hatten die besseren Finnen als die Finnen.
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