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Sek-Schüler tauschten in Chat Nazi-Parolen aus

Viele Buben aus der Sekundarstufe waren im Chat beteiligt. Das Schulhaus in Elgg ZH. Foto: Leserreporter
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Diskriminierende und radikale Äusserungen, Pornographie, Bild- und Videomaterial im extremen Gewaltbereich: 3.-Sek-Schüler aus Elgg ZH haben den Whatsapp-Chat «FC NSDAP» mit strafrelevanten Inhalt unterhalten. Das berichtet «20 Minuten». Der Pendlerzeitung liegt ein Schreiben der Sekundarschule Elgg an die Eltern sowie ein Infoblatt der Schule vor. Fast alle Jungs des 3. Jahrganges sowie ein Junge des 2. Jahrganges seien in den Chat involviert gewesen. Gemäss Schulleitung sind das in etwa 15 Jugendliche. NSDAP steht für Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.

Die Schule habe die Jugendintervention der Kantonspolizei Zürich eingeschaltet, heisst es im Brief, der Anfang Monat verschickt wurde. Die Schulleitung habe mehrere Handys der Schüler im Beisein der Polizei konfisziert. Die Untersuchung der Polizei habe den Verdacht auf «nicht zulässigen Inhalt» bestätigt. Die Polizei habe die betroffenen Eltern über den Vorfall und Konsequenzen informiert.

Auch deutsche Neo-Nazis im Chat?

Am 1. März sei mit allen beteiligten Schüler ein abschliessendes Gespräch durchgeführt worden. Für die Schule sei nach der Nachbearbeitung des Chatvorfalles die Situation abgeschlossen.

Ein Informant, der anonym bleiben will, ärgert sich darüber, dass die Schule «nur minimal» informiere. Er berichtet, dass der Chat anfangs harmlos gewesen, dann aber immer radikaler geworden sei. Die Gruppe habe zeitweise über 200 Mitglieder gezählt, darunter auch deutsche Neo-Nazis, die nationalsozialistische Botschaften verbreitet hätten. Die Schüler sowie die neuen Mitglieder hätten ausserdem Kinder- und Tierpornografie, Tötungsvideos, IS-Propaganda und Videos, in denen Menschen verstümmelt werden, herumgeschickt.

«Wir haben kein Problem mit Neo-Nazis»

Laut Schulleiter Reto Scheuermeier laufen nun mehrere Strafverfahren via Jugendanwaltschaft. Mehr dazu und zu den genauen Chatinhalten könne er nichts sagen und verweist auf die Polizei. Die zuständige Person war bei der Kapo am Sonntag nicht erreichbar. Scheuermeier stellt klar: «Der Chat fand auf privaten Geräten ausserhalb der Schulzeit statt. Also Privatsache.» Handybetrieb für die Schülerinnen und Schüler an der Schule sei grundsätzlich nicht erlaubt. Auch in den Pausen nicht.

Sekundarschulpflege-Präsident Res von Ballmoos, der laut eigenen Angaben «nicht mehr weiss, als im Elternschreiben steht», sagt: «Die Schule hat hervorragend reagiert und informiert.» Dass deutsche Neo-Nazis am Chat beteiligt gewesen sein sollen, bezweifelt er. Ausserdem stellt er klar: In Elgg gebe es keine Probleme, die auf Neonazis zurückgingen.

Dem widerspricht der Informant. Er behauptet, dass gewisse Schüler schon im vergangenen Jahr nationalsozialistische Verhaltensmuster auf dem Pausenplatz zeigten: «Sie schrien «Heil Hitler» und zeigten den Gruss.» Wie Scheuermeier sagt, weiss er nichts von solchen Vorfällen.

«Das sind ganz nette Schüler»

Bei den Schülern der 1. Sek sind die Chat-Mitglieder jedenfalls nicht als Nazis bekannt. «Da waren ganz nette Schüler und sogar Ausländer dabei. Er war wohl eher als Gag gedacht», sagen sie zu «20 Minuten». Sie selbst seien nicht involviert gewesen, ihr Lehrer habe sie aber informiert. Die Jugendlichen halten den «FC-NSDAP»-Chat für eine Dummheit: «Solche Sachen verschickt man nicht.»

Auch bei den Eltern ist die Betroffenheit gross. «Als ich Ende 2018 von diesem Chat erfuhr, war ich besorgt», sagt R.R.*. Ihr Sohn habe ihr aber versichert, dass er beim Chat nicht dabei gewesen war. Eine andere Mutter sagt: «Ich hätte nicht gedacht, dass solche Chats bereits in diesem Alter ein Thema sein könnten.»

Übernommen von «20 Minuten», bearbeitet von Redaktion Tamedia.