AboEhe mit erschwerten BedingungenSeine Augen waren auch die ihren, ihre Ohren auch die seinen
Maria-Theresia Müller ist blind, ihr Mann war ohne Gehör. Fünfzig Jahre waren sie verheiratet und zogen ihre zwei Kinder gross. Mit seinem Tod ist sie ein zweites Mal erblindet.
Sie sagt zu ihrem Hund: «Gino, avanti!» Dann laufen sie los. Die Kirchenstiege hinunter. 55 Stufen. Die Strasse entlang. Motorenlärm schwillt an und ab, an und wieder ab. Der Hund keucht. Er hat ein rasantes Tempo angeschlagen, die Frau an seiner Leine wird mehr gezogen, als dass sie selber geht. Wasser plätschert. Der Hund hält vor einem Tor, wedelt und springt hoch. «Bravo», sagt sie und tätschelt ihn. Ihre Hand tastet das Geländer entlang, bis sie eine Türfalle greift. Sie öffnet das Tor. Kies knirscht unter ihren Füssen. Der Hund zieht nach links, nach rechts und spurt in einen schmalen Weg ein, springt an ihr hoch. Die Frau kniet nieder. Am Grab ihres Mannes.