Fabian Rieder, Adrian Durrer, Yvan AloungaIhr Bubentraum erfüllt sich – doch niemand jubelt ihnen zu
Immer nur Geisterspiele: Drei junge Fussballprofis erzählen, wie sie ihr erstes Jahr in der höchsten Spielklasse erleben. Und was ihnen am meisten fehlt.
Fabian Rieder, 19, Young Boys
Das Herz klopft bis zum Hals. Er tritt von einem Fuss auf den anderen. Irgendwo über seinem Kopf ist es laut. Er hört Tausende Menschen. Dann geht es los. Die Teamkollegen vor ihm beginnen, sich in Bewegung zu setzen in ihren gelb-schwarzen Trikots. Er läuft hinterher. Seine Beine tragen ihn durch den Spielertunnel. Bis er plötzlich auf dem grünen Rasen im riesigen Wankdorf steht.
Etwa so, mit dieser Kulisse und überwältigt von den eigenen Gefühlen, hatte sich Fabian Rieder sein Heimdebüt für seinen Jugendverein vorgestellt. So hätte sich sein Traum von der Super League erfüllen sollen, den er schon als Knirps in sich trug.
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Die Realität aber sieht jetzt ganz anders aus. Der 19-jährige Rieder debütierte zwar in dieser Saison bei den Young Boys. Wegen der Corona-Pandemie sind die Stadien aber leer, die Kulisse ist trostlos, der grosse Zauber fehlt.
Als Bub war Rieder bei den YB-Spielen im Stadion, er sog die Stimmung auf. «Jetzt fehlt diese Atmosphäre», bedauert er. Rieder kann gar nicht genau beschreiben, was er als Spieler vermisst, weil er bis jetzt nur Geisterspiele kennt. Er sagt: «Natürlich wird es einmal ganz anders, wenn du plötzlich 30’000 Fans im Rücken hast, die dich anfeuern. Aber für mich ist das jetzt noch unvorstellbar.»
Trotz leeren Stadien brilliert er in seiner ersten Super-League-Saison und überzeugt mit seiner souveränen, abgeklärten Spielweise. Im Sommer 2017 war er vom FC Solothurn in den YB-Nachwuchs gekommen, vergangenen Oktober kam der Mittelfeldspieler zur Premiere in der ersten Mannschaft, mittlerweile steht er bei 19 Liga- und 8 Europa-League-Einsätzen. Der U-21-Nationalspieler hat seinen Platz beim Meister schnell gefunden und ist der vielleicht beste Rookie der Saison.
Der Liga-Neuling hofft aber, dass er sich bald auch vor Zuschauern beweisen darf und sich sein Kindheitstraum ganz erfüllt. Er sagt: «Das wird dann wie ein zweites Debüt für mich.»
Adrian Durrer, 19, FC Basel
Es läuft die 87. Minute, als Adrian Durrer das erste Mal für seinen Jugendverein in der Super League eingewechselt wird. Und der 19-Jährige braucht nur knapp acht Minuten, um sein Debüt zu vergolden. Kurz vor dem Abpfiff versenkt der Youngster den Ball zum 4:1 gegen Luzern im Tor.
Normalerweise hätte es im St.-Jakob-Park an diesem Frühlingsabend ordentlich gescheppert. Der Debütant wäre vom Volk gefeiert worden. Jetzt aber ist es unheimlich still.
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«Das war schade. Ich kann mir vorstellen, dass meine Gänsehaut in einem vollen Stadion noch viel extremer gewesen wäre», erzählt der Basler. Trotzdem habe er den Moment sehr genossen. Das Fehlen des Publikums habe ihm in seinem ersten und bisher einzigen Super-League-Spiel sogar ein wenig geholfen: «Ich war nicht ganz so nervös, wie ich erwartet hatte. Vielleicht, weil der Druck von aussen ohne Fans kleiner war. Ich konnte frei aufspielen.»
Doch wie Fabian Rieder von YB freut sich auch Adrian Durrer enorm auf seine erste Partie mit Zuschauern. «Auch wenn ich dann wahrscheinlich noch mal ein Spürli nervöser sein werde», sagt der 19-Jährige und lacht.
Yvan Alounga, 19, FC Luzern
Yvan Alounga spielt nicht seit seiner Jugend im gleichen Club. Er ist in Kamerun geboren und kam als Bub in die Schweiz. Er spielte sich beim FC Aarau in die erste Mannschaft, bevor er im Sommer 2020 nach Luzern wechselte. Sein Super-League-Debüt gab er im vergangenen September. Seither kommt der 19-Jährige regelmässig zum Einsatz. Auch er vermisst die vollen Stadien und freut sich darauf, «wie wir gemeinsam als Team mit dem Publikum einen Sieg feiern und auch gemeinsam durch schwierige Zeiten gehen können».
In der Corona-Zeit ist es für einen jungen Spieler noch schwieriger, sich in einem neuen Club zurechtzufinden, da quasi sämtliche Aktivitäten fürs Teambuilding neben dem grünen Rasen verboten sind. St.-Gallen-Präsident Matthias Hüppi oder auch Servette-Coach Alain Geiger berichteten bereits von Schwierigkeiten, einen guten Teamgeist aufzubauen.
«Gemeinsame Essen oder Ähnliches fehlen, das stimmt», sagt Stürmer Alounga, «aber wir hatten viele englische Wochen, sind viel zusammen, und deshalb konnte ich mich zum Glück auch so gut eingliedern. Wir haben es super im Team und können uns gemeinsam pushen.» Trotzdem: Er freue sich darauf, wenn alles wieder normal sei. Dann können die Bubenträume von ihm und den anderen Youngstern der Liga endlich ganz in Erfüllung gehen.
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