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Hightech der Seepolizei
Ein neuer Roboter taucht nach Tatwaffen und birgt Personen

Oberrieden, Die Seepolizei setzt zur Suche und Bergung unter Wasser einen Tauchroboter ein. Dieser wird von 2 Seepolizisten bedient, Marcel Fanger kontrolliert das Kabel und lässt den Roboter ins Wasser und René von Gunten bedient den Bildschirm und steuert.  19.9.2024   Bild: Sabine Rock
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In Kürze:
  • Der Tauchroboter der Seepolizei kann in Tiefen von bis zu 300 Metern tauchen.
  • Er kommt circa zehnmal im Jahr in verschiedenen Schweizer Seen zum Einsatz.
  • Der Roboter ist ausgerüstet mit einer Frontkamera und Sonaren zur Objektsuche.
  • Die Handhabung des Roboters erfordert eine präzise Planung und viel Fingerspitzengefühl.

Er ist ausdauernd und kann auch in trübem Wasser Objekte erkennen: der Tauchroboter der Seepolizei. Seit eineinhalb Jahren ist er nun im Stützpunkt in Oberrieden fester Bestandteil der Ausrüstung.

Wie Marcel Fanger von der Seepolizei erklärt, kann der Roboter allerdings keine Leben retten: «Wir nutzen ihn zur Suche und Bergung von Personen und Gegenständen.» Zum Einsatz kommt der Tauchroboter circa zehnmal im Jahr, und zwar nicht nur im Zürichsee, sondern in allen Schweizer Seen, wie Fanger erklärt. Es ist der zweite Tauchroboter der Schweiz, jedoch der einzige, der so leicht ist, dass er ohne Kran bedient werden kann.

Vom Schiff der Seepolizei, die zur Kantonspolizei gehört, lässt Fanger den 27 Kilogramm schweren Roboter über die Heckklappe ins Wasser gleiten. Über ein oranges Glasfaserkabel ist er mit einem Computer an Bord verbunden.

Oberrieden, Die Seepolizei setzt zur Suche und Bergung unter Wasser einen Tauchroboter ein., der über ein Glasfaserkabel Livebilder schickt.  19.9.2024   Bild: Sabine Rock

Zuletzt war der Tauchroboter im Juni im Zugersee im Einsatz, wie Fanger berichtet. Während einer Regatta sank eines der Segelschiffe und riss den Skipper mit in die Tiefe. Mithilfe des Tauchroboters konnte der 56-Jährige doch noch gefunden und dessen Leiche aus dem Wasser geborgen werden.

Während die Taucher der Seepolizei in einer Tiefe von 40 bis 100 Meter tauchen können, kann der Roboter auch noch aus einer Tiefe von 300 Metern Personen und Gegenstände bergen.

Greifarm und Haken

Ausgerüstet ist er dafür mit einem Greifarm am Bug. Mit diesem können auch Haken an Gegenständen befestigt werden. «Allerdings ist es nicht ganz einfach, den Roboter zu bedienen und zu steuern», sagt Fanger. Es braucht sehr viel Fingerspitzengefühl, vom Monitor aus mit der Maus den Roboter punktgenau zu manövrieren. Dieser bewegt sich wie eine Drohne im Wasser.

Die ersten Seepolizisten wurden von einer Crew des amerikanischen Herstellers in die Handhabung des Tauchroboters eingeführt. Inzwischen bilden sie innerhalb einer Intensivwoche auch ihre Kolleginnen und Kollegen aus. Von der Seepolizei beherrschen insgesamt 8 von 25 Polizisten den Umgang mit dem Roboter.

Eingeschränkte Sicht

Während Fanger immer mehr des orangene Kabels von der Kabeltrommel wickelt, damit sich der Roboter weiter vom Schiff entfernen kann, checkt sein Kollege René von Gunten die Bilder, die der mechanische Taucher liefert.

Oberrieden, Die Seepolizei setzt zur Suche und Bergung unter Wasser einen Tauchroboter ein. Dieser wird von 2 Seepolizisten bedient, Marcel Fanger kontrolliert das Kabel und lässt den Roboter ins Wasser und René von Gunten bedient den Bildschirm und steuert.  19.9.2024   Bild: Sabine Rock

Nicht nur Strömungen können Bergungen erschweren, auch die Sicht ist in den meisten Schweizer Seen massiv eingeschränkt. Die Livebilder, welche die Frontkamera des Roboters an Deck des Schiffes liefert, zeigt denn vorerst auch nur trübes Wasser. «Weiter als 2 Meter kann man mit der Frontkamera meistens nicht sehen», erklärt Fanger.

Auf einem weiteren Bild leuchten orange Flecken auf. Diese liefern die Sonare, mit denen der Roboter auf allen Seiten ausgestattet ist. Um die abgebildeten Ultraschallsignale interpretieren zu können, braucht es jedoch Übung.

Präzise Planung nötig

Auf dem Monitor formen sich die orangen Flecken plötzlich zu einem Umriss eines Schiffes. Der Tauchroboter hat das Übungswrack vor dem Stützpunkt der Seepolizei geortet. Als René von Gunten ihn noch näher an das Wrack steuert, erkennt man auch über die Frontkamera Teile von dessen Bug.

Oberrieden, Die Seepolizei setzt zur Suche und Bergung unter Wasser einen Tauchroboter ein. Dieser wird von 2 Seepolizisten bedient, Marcel Fanger kontrolliert das Kabel und lässt den Roboter ins Wasser und René von Gunten bedient den Bildschirm und steuert.  19.9.2024   Bild: Sabine Rock

Bei Sichtungen im Ernstfall wird es jedoch schwieriger. «Bewegen sich die Punkte und verschwinden plötzlich wieder, sind es meistens Fische», sagt Fanger. Klare, kantige Umrisse deuten hingegen auf einen Gegenstand hin.

Um etwas unter Wasser zu finden, braucht es jedoch eine präzise Planung. Denn um den Roboter zu bedienen, werden immer zwei daran ausgebildete Seepolizistinnen oder -polizisten benötigt. Der Ort, wo der Gegenstand oder eine Person vermutet wird, muss jeweils im Raster engmaschig abgesucht werden. Wie Fanger erläutert, kann das zwei bis drei Tage dauern.

Wenn ein Fischer mit dem Netz ständig bei derselben Stelle hängen bleibe oder ein Ansaugrohr unter Wasser kontrolliert werden müsse, könne der Tauchroboter beispielsweise eingesetzt werden, um nach dem Rechten zu sehen. Auch für die Suche nach einer Tatwaffe könnte er losgeschickt werden. «Für ein im See verlorenes Handy werden wir ihn aber nicht ins Wasser lassen», sagt Fanger.

Kabel verknotet

Langsam rollt Fanger das Glasfaserkabel wieder auf die Trommel. Sein Kollege von Gunten steuert den Roboter Richtung Schiff. Doch das filigrane Kabel hat sich um die Kette einer Boje gewickelt. Mithilfe der Unterwasserkamera und etwas Geduld gelingt es von Gunten, das Kabel wieder zu entwirren. «Es kann schnell passieren, dass es hängen bleibt oder sich verknotet, insbesondere wenn man in einem Wrack taucht», erklärt Fanger. Auch müsse man aufpassen, dass kein Schiff über das Kabel fahre und die Verbindung zum Roboter kappe.

Schliesslich hievt Fanger den Tauchroboter wieder aufs Schiff. Um Personen und Gegenstände zu bergen, sei der Roboter äusserst hilfreich, vor allem an tiefen Stellen, sagt Fanger: «Zur Rettung von Personen sind aber nach wie vor die Taucher der Seepolizei schneller einsatzbereit und vor Ort.»