Remis gegen UnderdogSchweizerinnen erleiden Rückschlag im EM-Rennen
Eigentlich waren drei Punkte fest einkalkuliert: Im Auswärtsspiel gegen Kroatien kommt der grosse Favorit nicht über ein 1:1 hinaus – und verliert zudem seine Abwehrchefin.
Auch wenn es aussieht wie eine Anekdote, aber die Kräfteverhältnisse zwischen der Schweiz und Kroatien hätten kaum besser dokumentiert werden können als durch diese Szene: Soeben verfehlte Ramona Bachmann mit einem Freistoss das Tor nur knapp, nun redet Schiedsrichterin Lucie Sulcova etwas genervt auf Doris Bacic ein, dabei zeigt sie auf die Uhr. Zum wiederholten Male fiel Kroatiens Goalie durch Zeitverzögerung auf. Klar, das Heimteam führt überraschend 1:0, gespielt sind aber erst 27 Minuten – offensichtlich zählt ab jetzt für die Kroatinnen jede Sekunde.
Tatsächlich tun sich die Schweizerinnen lange schwer. Mit den aufsässigen Gegnerinnen, die alleine in der ersten Halbzeit 15 Fouls begehen. Mit dem stumpfen Rasen. Und mit der Schiedsrichterin, die ihre Gelbe Karte äusserst spärlich einsetzt und in der 50. Minute darauf verzichtet, einen wohl fällig gewesenen Foulpenalty für die Schweiz zu pfeifen. Es dauert 72 Minuten, bis Bachmann nach einer schönen Hereingabe der eingewechselten Rinast den Ausgleich erzielt. Dabei hat die 29-Jährige etwas Glück, ganz unhaltbar schien der Schuss aus bester Position nicht.
Es ist immerhin ein kleiner Lohn für eine Leistung, die nach einem sehr statischen Beginn von Minute zu Minute besser wird. Nach dem Rückstand in der 3. Minute durch die Leverkusen-Söldnerin Ivana Rudelic funktioniert das Pressing besser, die Chancen häufen sich. Doch Alisha Lehmann, Bachmann und Gut verpassen es, bereits früher den ersten Schweizer Treffer zu erzielen. Kurz vor Schluss haben sie allerdings noch grosses Glück, als Rudelic erstmals seit der frühen Führung wieder entwischt, Goalie Gaelle Thalmann zögert, doch die Stürmerin schiesst freistehend am Tor vorbei.
So schaffen es die Schweizerinnen trotz drückender Überlegenheit nicht, den Siegtreffer zu erzielen, es bleibt beim 1:1.Und die zwei verlorenen Punkte, die tun weh, denn der schwierigste Gegner der Gruppe H kommt eigentlich erst am Dienstag: In Thun empfängt die Schweiz die nach fünf Partien verlustpunktlosen Tabellenführerinnen aus Belgien (19 Uhr). Im Topspiel werden die Spielerinnen von Trainer Nils Nielsen ziemlich sicher auf Viola Calligaris verzichten müssen. Die Abwehrchefin verletzte sich nach einer Rettungstat offenbar schwer an der Hand. Laut schluchzend wurde sie ausgewechselt und noch während der Partie zur Untersuchung ins Spital gebracht – das schmerzt noch mehr als das enttäuschende Schlussresultat.
Telegramm:
Kroatien - Schweiz 1:1 (1:0)
Tore: 3. Rudelic 1:0. 73. Bachmann 1:1.Schweiz: Thalmann; Maritz, Bühler, Calligaris (71. Calo), Aigbogun (66. Rinast); Gut, Wälti; Reuteler, Bachmann, Lehmann (66. Humm); Crnogorcevic. Bemerkung: Calligaris verletzt ausgewechselt. – Verwarnungen: 34. Lubina, 62. Pezelj (beide Foul), 90. Bosnjak und Bachmann (beide Unsportlichkeit).
Weiteres Resultat der Gruppe H: Belgien - Rumänien 6:1. Rangliste: 1. Belgien 5/15. 2. Schweiz 5/13. 3. Kroatien 5/4. 4. Rumänien 4/3. 5. Litauen 5/0.
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