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Fussball und Diktatur
Schweizer Menschenrechtsgruppe will Belarus von der EM 2024 ausschliessen

Der weissrussische Präsident Alexander Lukaschenko besucht ein militärisches Trainingslager im Januar 2023. Belarus dient der russischen Armee als Aufmarschgebiet für die Invasion in die Ukraine. 
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«Warum verfasst der europäische Fussballverband Uefa Bekenntnisse zur Achtung der Menschenrechte? Und warum hält er sich selbst nicht daran?» Lars Bünger, Vorsitzender der Schweizer Menschenrechtsorganisation «Libereco», findet, dass der in Nyon beheimatete europäische Fussballverband darauf keine befriedigende Antwort gibt, weshalb Libereco nun gemeinsam mit der Kampagnenorganisation Campax eine Onlinepetition startet. Ihr Motto: «Rote Karte für Menschenrechtsfeinde und Kriegstreiber».

Es geht um Belarus, und es geht um die Fussball-Europameisterschaft 2024, die in Deutschland ausgetragen wird. Russland darf wegen Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine an diesen Spielen nicht teilnehmen. Belarus hingegen schon, obwohl das Regime von Alexander Lukaschenko Putins Krieg unterstützt und russische Soldaten von Belarus aus in die Ukraine einfielen. 

1450 politische Gefangene in Belarus

Lukaschenko geht auch genauso hart gegen seine Kritiker vor wie sein Bündnispartner Putin: In Belarus sitzen 1450 Regimekritikerinnen und -kritiker im Gefängnis – darunter mehrere professionelle Fussballspieler. Auch sei der Präsident des belarussischen Fussballverbandes ein «ausgewiesener Unterstützer von Diktator Lukaschenko», sagt Lars Bünger von Libereco. In der Petition wird Uefa-Präsident Alexander Čeferin aufgefordert, das weissrussische Team «umgehend» von der Teilnahme an der EM auszuschliessen. Das wäre «ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den politischen Gefangenen und ihren Angehörigen», so Bünger.

Tatsächlich hat die Uefa vor einem Jahr ein Zeichen in diese Richtung gesetzt: Im März 2022 wurde beschlossen, dass Belarus alle Spiele der Qualifikationsrunde auf neutralem Boden im Ausland austragen muss. Jene Matches, die als belarussische Heimspiele gewertet werden, finden ohne Zuschauer statt. Zu einem Ausschluss von den Spielen war der europäische Fussballverband aber nicht bereit. Und ist es bis heute nicht. Man beobachte die Lage, teilt die Medienstelle der Uefa mit, aber es gebe derzeit nichts zu sagen.

Uefa-Präsident Aleksander Čeferin in Nyon bei der Auslosung der Gruppenspiele für die Qualifikation zur EM 2024: Das weissrussische Team darf spielen, aber nicht im eigenen Land. 

Am 25. März tritt Belarus bei einem solchen «Heimspiel» auf fremdem Boden an – gegen die Schweiz. Ausgetragen wird das Spiel in der serbischen Stadt Novi Sad. In keinem anderen europäischen Land sind die Sympathien für Russland und damit auch für Belarus so gross wie in Serbien. Hinzu kommt das extrem konfliktbeladene Verhältnis zwischen Serbien und der Schweiz im Fussball. Aber alle Versuche des Schweizerischen Fussballverbands (SFV), das Spiel an einen wirklich neutralen Ort zu verlegen, scheiterten an der Uefa.

«Wir planen beim Match gegen Belarus Stand heute keine politische Aktion.»

Stellungnahme des Schweizerischen Fussballverbands

Nun könnte der Schweizerische Fussballverband von sich aus einen Boykott des Spiels gegen Belarus ins Auge fassen, meint Lars Bünger. Oder zumindest die Gelegenheit des Spiels nutzen, um öffentlich die Solidarität mit politischen Gefangenen auszudrücken. Zum Beispiel mit dem Träger des Friedensnobelpreises, Ales Bialiatski. Gegen ihn läuft derzeit in Minsk ein Schauprozess, das Urteil soll in den kommenden Wochen fallen. 

Doch der Schweizer Fussball möchte neutral bleiben. Das Spiel auf dem Platz solle im Zeichen des Sports und des Fussballs stehen, antwortet ein Mediensprecher des SFV, «weshalb wir beim Match Stand heute keine politische Aktion planen».

Sollte die Uefa nicht auf die Forderung der Schweizer Menschenrechtsorganisation eingehen – was zu erwarten ist –, will Libereco den Protest «auf allen Ebenen» fortsetzen, so Lars Bünger: «Wir gehen vor den Uefa-Sitz in Nyon und zu den Qualifikationsspielen der EM.»