0:2 im WM-Final gegen TschechienDie Schweiz schnuppert am WM-Titel – doch dann trifft der 13-Millionen-Mann
Erst zehn Minuten vor Schluss fällt im Endspiel das entscheidende Tor. Es ist David Pastrnak, der Superstar der Boston Bruins, der den Gastgeber der Weltmeisterschaft zu Gold schiesst.

Als die Minuten im dritten Drittel zerrannen, hatte die Schweiz den Gegner vermeintlich am gewünschten Ort. Je näher die Overtime rückte in diesem torlosen Spiel, desto grösser würde der Druck auf den Gastgeber werden. Doch dann kamen die Momente zweier gänzlich unterschiedlichen tschechischen NHL-Spieler. Ondrej Palat hatte mit einer harten Charge gegen Andrea Glauser kurz zuvor für die Initialzündung gesorgt und dabei auch noch das Plexiglas zerstört.
Und dann liess Radko Gudas, einer der gefürchtesten Checker in Nordamerika, Schweizer durch die Luft fliegen. Und vor allem packte der Mann mit dem 13-Millionen-Jahresgehalt seine Spezialität aus: David Pastrnak, an dieser WM noch ohne Treffer, erzielte mit einer für ihn typischen wuchtigen Direktabnahme von links das 1:0. Es hatte den Superstar der Tschechen gebraucht, nun war Leonardo Genoni beim 30. Schuss erstmals geschlagen.
Sekunden zuvor hatte eine kleine Unachtsamkeit Christoph Bertschys, ein unnötiges Icing, den Tschechen das Bully in der Offensivzone beschert. Welch ein kleines Detail, das am Ende über Gold und Silber mitentschied.
Pastrnaks Tor war aber noch nicht die Entscheidung. Die Schweizer nahmen ein letztes Mal das Herz in die Hand, spielten mutig und plötzlich sehr offensiv. Sechs Minuten vor Schluss fiel fast der Ausgleich: Abgefälschter Schuss Andrighetto, abgefälschter Schuss Thürkauf, plötzlich war der zuvor ebenfalls so sicher haltende Goalie Lukas Dostal innert Sekunden zwei Mal in Nöten. Es endete wild, aber es endete für die Schweiz auch tragisch: Im dritten WM-Final seit 2013 gab es die dritte Niederlage, Tschechien ist Weltmeister.
Langweilig? Nein, auf keinen Fall
Und damit hatte diese torarme Partie auch ihre verschiedenen Kapitel. Ab dem Mitteldrittel begann ein faszinierendes Schauspiel. Es prallten zwei derart fokussierte und konzentrierte Teams aufeinander, dass nicht nur Tore, sondern auch Chancen praktisch ausblieben. Langweilig? Nein, auf keinen Fall. Die Intensität war sehr hoch, die Anzahl Fehler sehr klein – ein WM-Final auf hohem Niveau.
Ganz ohne Aufreger verlief dieser Abschnitt aber nicht, sie mussten bloss erdauert werden. Die beste Schweizer Chance verpasste Nino Niederreiter in Minute 37, es war eine typische des Bündners im Slot im Powerplay. Die Tschechen hingegen trauerten 44 Sekunden vor der zweiten Sirene dem 1:0 nach, David Kämpf hatte aus ähnlicher Position nur den Pfosten getroffen gehabt.
Kaum Fehler, hohe taktische Disziplin, zwei defensiv fast perfekt agierende Teams. So stellt man sich einen WM-Final vor. Dennoch: Ganz am Anfang war noch alles anders. Eisschach im Final? Ein gegenseitiges Abtasten? Von wegen. Die Schweiz startete mit ihrer ersten Linie und einem wahren Energie-Shift, Nico Hischier verpasste nach 28 Sekunden eine grosse Chance zum 1:0. Dann kamen die Tschechen, es ging vorerst hin und her, als gäbe es keine Mittelzone, bis der Gastgeber, angetrieben von euphoriserten Fans, Leonardo Genonis Tor zu belagern begann.
Noch nie hatte die Schweiz an dieser WM in einer Startphase so eine Druckwelle über sich ergehen lassen müssen. Genoni hielt die Pucks, seine Vorderleute unterstützen ihn nach Kräften. Das Powerbreak, die Werbepause, ansonsten kein Lieblingselement der Fans, dürfte nach gut acht Minuten zumindest jenen aus der Schweiz wie eine kleine Erlösung vorgekommen sein. Danach beruhigte sich das Spiel ein wenig.
Die Stars waren Gold wert
Ganz still wurde es kurz, als Christoph Bertschy in der Schlussphase des ersten Drittels den Pfosten traf. Es tobte das Stadion hingegen, als Fabrice Herzog Superstar Pastrnak per Check fliegen liess.
Es war grundsätzlich laut, wenn der Angreifer der Boston Bruins nur schon in Pucknähe kam. Er ist einer jener drei später zum Turnier gestossenen Verstärkungen, die beim Duell in der Gruppenphase (2:1 für die Schweiz nach Penaltyschiessen) noch nicht dabei waren. Martin Necas und Pavel Zacha sind die anderen, die Drei sind in der NHL grosse Nummern: Zusammengezählt kam das Trio diese Saison auf 245 Skorerpunkte und 22,25 Millionen US-Dollar Bruttolohn.
Diese Stars waren für Tschechien am Ende Gold wert.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Schweiz

Tschechien
4’
Guter Start der Schweiz. Das Team macht Druck und steht defensiv solid.
1’
Erster Abschluss für die Schweiz nach wenigen Sekunden nach einem Schuss von Andrea Glauser. Nico Hischier verpasst vor dem leeren Tor.
Es geht los!
Das Spiel hat begonnen. Nico Hischier gewinnt das erste Bully. Schreibt die Schweiz heute Geschichte?
Der Plan von Head-Coach Patrick Fischer: «Wir müssen mit viel Selbstbewusstsein agieren. Tschechien wird versuchen, uns von Beginn an unter Druck zu setzen. Wir müssen mutig, entschlossen und geradlinig spielen – so wie in den letzten Spielen. Egal, was geschieht, es wird entscheidend sein, ruhig zu bleiben, unsere Stärken auszuspielen, unser Tempospiel durchzusetzen und vor dem Tor kaltblütig zu sein.»
Auch die Sportministerin, Bundesrätin Viola Amherd, drückt der Schweiz in Prag die Daumen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Aufstellung Tschechien

Bei den Tschechen fehlt Jan Rutta. Der Verteidiger ist nach einem Ellbogencheck gegen den Schweden Isac Lundeström für ein Spiel gesperrt worden.
Aufstellung Schweiz

Zwei Spiele lang musste Philipp Kurashev überzählig zuschauen. Nun kehrt der Stürmer der Chicago Blackhawks in das Line-up zurück. Sven Jung muss weichen. Im Tor steht der überragende Leonardo Genoni.
Der Blick zurück
Dank diesem 3:2-Sieg im Penaltyschiessen gegen Kanada stehen die Schweizer im Final. Die Kanadier gehen an diesem Turnier leer aus. Das Spiel um Bronze hat der Rekordmeister (28 Titel) gegen Schweden mit 2:4 verloren.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Bald geht es los
Guten Abend und herzlich willkommen. Um 20.20 Uhr trifft die Schweiz im WM-Final auf Gastgeber Tschechien.
Wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht? Noch vor 44 Tagen kassierte das Nationalteam gegen die Slowakei die 13. Niederlage in Folge – ein Negativrekord. Head-Coach Patrick Fischer, dessen Vertrag vorzeitig bis zur Heim-WM 2026 verlängert wurde, stand in der Kritik. Nun hat sein Team die Chance, Sportgeschichte zu schreiben.
Unabhängig vom Ausgang des Finalspiels wird das Team seinen Medaillengewinn am Montag mit den Fans in der Swiss-Arena in Kloten feiern. Türöffnung ist um 12.45 Uhr. Eine Stunde später soll die Mannschaft eintreffen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.