2:3-NiederlageDie Schweiz trotzt Kanada auch physisch – das Happy End bleibt aber aus
Patrick Fischers Team kassiert in Prag an der Eishockey-WM die erste Niederlage. In einem Spektakelspiel sorgt der Ausschluss Kevin Fialas für die Wende.
Es gibt diese Spiele, da weiss man gar nicht, wo beginnen mit der Erzählung. Ein 2:3 gegen Kanada. Die erste Niederlage der Schweizer im sechsten WM-Spiel, sie werden damit erstmals seit 2021 die Gruppenphase nicht als Erste beenden, können aber immer noch zum vierten Mal hintereinander einen Top-2-Rang erreichen. Ebenfalls erwähnenswert: Die Schweiz bleibt im vierten Spiel hintereinander ohne Gegentor bei 5-gegen-5-Hockey. Das sind die trockenen Fakten.
Doch da ist so viel mehr an diesem Abend in Prag.
Es ist ein phasenweise grosses Spektakel mit einem wunderbaren Rahmen für das Team von Patrick Fischer. Tausende Schweizer Fans sind angereist, es herrscht in der von 17’268 Leuten gefüllten Halle Heimspiel-Atmosphäre, der Gegner wird schon beim Einlauf ausgebuht – es wird nicht das letzte Mal sein.
Der Gegner macht ernst
Die Kanadier sind gekommen, um Zeichen zu setzen. Nach 19 Sekunden liegt Roman Josi am Boden. Brandon Tanev, Arbeitsbiene und harter Checker im von vielen Technikern gespickten kanadischen WM-Team, hat den Schweizer Superstar und WM-Topskorer sofort spüren lassen: Heute nicht! Dass Kanada mit der 4. Linie in die Drittel startet, ist kein Zufall. Im zweiten Abschnitt wird Josi gar nach nur acht Sekunden erwischt, diesmal von Tanevs Linienpartner, dem 1,93-Meter-Riesen Jack McBain.
Erfreulich aus Schweizer Sicht: Wenn die Nationalmannschaft dank ihren NHL-Spielern seit Jahren spielerische Akzente auf höchstem Niveau setzen kann, dann gehört zu ihrer Entwicklung auch die Fähigkeit, dagegenzuhalten. Sie braucht an diesem Abend zwar ein paar Minuten Gewöhnungszeit, schliesslich war bislang keines der fünf WM-Spiele derart physisch. Doch dann teilen auch sie aus, lassen die Kanadier ihre Präsenz spüren – inklusive National-League-Spieler wie Tristan Scherwey, der hier im Element ist.
Gleiches gilt auch für Calvin Thürkauf – auch die Schweiz hat ihre 4. Linie, die weh tun kann. «Wir nahmen uns vor, die Checks zu Ende zu fahren und damit ihr Spiel zu zerstören. So konnten wir häufig Pucks in der offensiven Zone erobern», bilanziert der Stürmer, für den das Duell mit Kanada noch ein bisschen besonderer ist: Thürkaufs Vater ist Kanadier. «Es ist aber für alle speziell», sagt Thürkauf, «es ist jeweils unser meistbeachtetes Spiel.»
Auch dem Captain gefällt die ruppige Spielweise, auch wenn er mehrfach auf der «falschen» Seite steht. «Es ist immer sehr hart gegen Kanada», sagt Josi, «da waren auch dieses Mal viele Emotionen im Spiel.» Es gefiel ihm, wie sein Team das Spiel der Kanadier annehmen konnte: «Ich denke, es war darum auch für die Zuschauer eine attraktive Partie.»
Es entwickelt sich an diesem Abend in der Tat ein Duell, das in allen Belangen auf Augenhöhe ist. Oder zumindest fast. Kanadas 1. Powerplay-Linie mit den NHL-Stars John Tavares, Dylan Cozens, Andrew Mangiapane, Owen Power und Nick Paul bekommt die Schweiz nicht in den Griff – das Quintett erzielt alle drei Tore Kanadas: das 1:0, 2:2 und 3:2.
Schweizer Wende vor der Wende
Dazwischen drehen die Schweizer die Partie, Kevin Fiala in der ebenfalls starken ersten Überzahlformation sowie Romain Loeffel (nach nicht geahndetem Foul Calvin Thürkaufs) treffen. Kurz vor Spielmitte kommt es indes zur am Ende entscheidenden Szene: Kevin Fiala wird für einen Kniecheck gegen Cozens ausgeschlossen.
Und weil die Refs im folgenden Handgemenge aller Spieler auf dem Eis nur eine von zwei Racheaktionen sehen und ahnden, kommt Kanada zu einem drei Minuten langen Powerplay, das zwei Treffer zur Folge hat. Ärgerlich für die Schweiz: Zwischen den beiden Toren kann Sven Andrighetto zum Penalty antreten, er scheitert aber.
Ein Spektakel ist die Partie auch danach, allerdings begehen die Schweizer inmitten der grossen Intensität immer mehr Fehler. Nicht nur dank Powerplays haben die Kanadier nach ausgeglichenen ersten 20 Minuten im Mitteldrittel ein Chancenplus.
Doch die Schweizer bleiben bis am Ende dran. Im etwas ruhigeren, taktischer geprägten letzten Abschnitt zwingen sie die Kanadier zwei Mal zu Foulspielen, doch das Powerplay agiert nicht mehr derart zwingend. «Kanada spielte in jener Phase gut, wir konnten nicht mehr so viele Chancen kreieren», sagt Josi.
Nino Niederreiter kommt dem Ausgleich mit einem Ablenker am nächsten. Es ist ebenfalls der Bündner, der die letzte Ausgleichschance hat in der Schlussminute, als die Schweiz mit sechs Feldspielern Druck macht.
Letztes Gruppenspiel gegen Finnland
Es ist am Ende trotz Niederlage ein guter Test im Hinblick auf das Viertelfinalspiel am Donnerstag. Die Schweiz wird für jene Partie nach Ostrava ausweichen müssen. Zuvor trifft Fischers Team am Dienstag aber noch im letzten Gruppenspiel auf die Finnen, die womöglich noch im Fernduell mit Österreich sein werden um einen Platz in der K.o.-Phase.
Schweiz
Kanada
40’
13 Sekunden dauert die Überzahl, dann fasst Nick Paul eine Strafe nach einem Halten an Bertschy
39’
Wieder Strafe gegen die Schweiz. Es trifft Kukan, der erst ausrutscht und seinen Gegner dann im gegnerischen Drittel zu Fall bringt.
36’
Nach den wilden Minuten hat sich die Situation auf dem Eis wieder beruhigt. Die Schweiz versucht nun, wieder ins Spiel zu finden.
33’
Und plötzlich entwischt Jack McBain nach einem Fauxpas von Glauser an der blauen Linie… Leonardo Genoni verhindert den vierten Gegentreffer
31’
Jetzt geht es drunter und drüber. Kanada mit dem zweiten Tor in dieser Überzahl. Nick Paul
30’
Schade, Andrighetto vergibt
30’
Penalty für die Schweiz. Thürkauf wird von Bedard regelwidrig zurückgehalten
29’
Cozen macht sich in Überzahl zum Doppeltorschützen. Die Assists gehen an Mangiapane und Tavares
29’ TOR KANADA, 2:2
Cozens trifft in Überzahl
Kevin Fiala wird nach Video-Review unter die Dusche geschickt. Der Ostschweizer traf seinen Gegner am Knie. Guhle kassiert für seine widerliche Tat bloss 2 Strafminuten.
Guhle mit einem hässlichen Crosscheck gegen den Kopf von Fiala. Jetzt schauen sich die Schiedsrichter die Szenen auf dem Video noch einmal an
27’
Ein hartes Einsteigen von Fiala gegen Cozens. Die Kanadier revanchieren sich nach dem Open-Ice-heck. Wie fällt das Strafmass aus?
26’
Die Kanadier reklamieren. Grund? Ein Stockschlag von Thürkauf vor dem Zuspiel auf Loeffel. Doch der Treffer zählt
26’
Calvin Thürkauf versucht es erst aus spitzem Winkel, kommt dann hinter dem Tor erneut an die Scheibe, bedient Romain Loeffel. Der Romand trifft von der blauen Linie.
26’ TOR SCHWEIZ, 2:1
Romain Loeffel trifft!
25’
Chance verpasst. Oleksiak, der beim Bully die Scheibe übers Plexi spedierte, ist zurück auf dem Eis.
23’
Strafe wegen Spielverzögerung gegen Kanada. Der Weltmeister spediert die Scheibe übers Plexiglas. Gelingt der Schweiz im Powerplay der nächste Treffer?
22’
Weiterer starker Shift der 1. Linie. Fiala mit einem super Pass auf Niederreiter. Dann Hischier mit dem Abschluss.
21’
Das 2. Drittel hat begonnen.
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Hier trifft Kevin Fiala zum 1:1
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