Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Die Schweiz im WM-Viertelfinal
Die Zeit ist reif für einen Sieg gegen Deutschland

18.05.2024; Prag; Eishockey Nationalmannschaft - IIHF Weltmeisterschaft 2024 - Daenemark - Schweiz;
Jubel Schweiz nach dem Spiel 
(Urs Lindt/freshfocus)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

K.-o.-Spiel gegen Deutschland. Hört der Schweizer Eishockey-Fan diese Worte, gehört ein Zusammenzucken zu seinem natürlichen Verhalten. 2018 bei Olympia sowie 2021 und 2023 bei der WM bedeuteten für die Nationalmannschaft Niederlagen gegen den Erzrivalen Endstation.

In Deutschland, wo man die Schweiz und ihr Eishockey einerseits bewundert, andererseits aber nicht ganz zu Unrecht auch hin und wieder Überheblichkeit ausmacht, freut man sich auf das Duell. Weil vor allem ein Team viel zu verlieren hat: jenes von Patrick Fischer.

Eigentlich auf Augenhöhe

In der Schweiz wird es gerne ausgeblendet: Bei einem Duell mit den besten Spielern bewegen sich die Nationen auf Augenhöhe, Deutschland hat zuletzt mehr als nur aufgeholt, es hat mittlerweile auch mehr junge, aufstrebende NHL-Spieler. Über die Favoritenrolle könnte da debattiert werden. Doch in Ostrava (ab 16.20 Uhr im Ticker) ist sie klar: Die Schweiz ist gerade in der Offensive mit ihrer fast bestmöglichen Auswahl am Start, nur Timo Meier und Pius Suter könnten diese Mannschaft noch deutlich veredeln.

Für Deutschland hingegen hätte die Teilnahme der abwesenden Leon Draisaitl, Tim Stützle und Moritz Seider eine noch viel gewichtigere Bedeutung. Doch auch ohne sie schlug sich die Mannschaft von Harold Kreis an dieser WM gut: Sie ist die Nummer 3 bei den Toren und die Nummer 1 bei der Schusseffizienz und im Powerplay. Die Schweizer wären Narren, diesen Gegner zu unterschätzen.

Anzeichen dafür gibt es aber keine. Wie ein Mantra wiederholen Spieler und Trainer diesen Satz: «Es treffen nun zwei sehr gute Mannschaften aufeinander.» Auf Fragen nach Revanchegelüsten oder der Sehnsucht, Deutschland endlich wieder einmal in einem K.-o.-Spiel zu besiegen, wird kaum eingegangen. Der Hype um diese Revanche werde vor allem von den Medien erzeugt, sagt zum Beispiel Nino Niederreiter.

OSTRAVA, CZECH REPUBLIC - MAY 18: John Peterka of Germany celebrates scoring a goal during the 2024 IIHF Ice Hockey World Championship match between Germany and Poland on May 18, 2024 in Ostrava, Czech Republic. (Photo by PressFocus/MB Media/Getty Images)

Kein Hype ist indes die Ausgeglichenheit der Schweizer in der Defensive, sie ist der wahre Grund für die Favoritenrolle. Fischers Team hat in den letzten fünf Spielen und seit dem wirren 6:5 gegen Österreich kein Gegentor mehr bei 5-gegen-5 erhalten. Es mögen fast nur die NHL-Spieler sein, die in der Offensive für die besondere Kreativität sorgen und die Gegner wie aus dem Nichts vor unlösbare Aufgaben stellen können. In der eigenen Zone und im Spiel nach hinten performen hingegen alle wie erhofft.

Wenn Fischer den Gegner für seine vielen Tore und das gradlinige und physische Spiel lobt, gleichzeitig aber anmerkt, auch dessen Schwächen zu kennen, dürfte er den letzten Punkt meinen. Deutschland (24) kassierte doppelt so viele Gegentore wie die Schweiz (12), gegen Schweden und die USA setzte es je ein 1:6 ab. Wobei nicht vergessen werden darf: Die Topteams jener Gruppe sind auch die zwei stärksten der WM.

Mit einer Niederlage im letzten Gruppenspiel hätte die Schweiz die USA als Viertelfinalgegner «auswählen» und Deutschland aus dem Weg gehen können. Nüchtern betrachtet wäre dies eine Torheit gewesen. Kann sie ihre Topleistung abrufen, stehen die Siegchancen gegen Deutschland sehr gut. Gegen die USA würde selbst diese im Normalfall nicht für den Halbfinaleinzug reichen.

Die mentale Herausforderung

Gegen Deutschland stellt die Schweiz vor allem dank Roman Josi, Nico Hischier und Kevin Fiala die Mannschaft mit dem spielerisch grösseren Volumen. Dass sie physisch ebenfalls bestehen kann, zeigte sie vor allem gegen Kanada (2:3) und Finnland (3:1). Die grösste Herausforderung im Viertelfinal liegt darum wohl im mentalen Bereich.

Dafür ist Performance-Coach Stefan Schwitter im Trainerstab an der WM. Fischer hat bereits Früchte dieser Arbeit festgestellt: «Wir sind in schwierigen Momenten mit einer kleinen Ausnahme gegen Kanada immer ruhig geblieben.»

Die Voraussetzungen, um erstmals seit 2018 um Medaillen zu spielen, sind also so gut wie schon lange nicht mehr. Doch ein erneutes Scheitern gegen Deutschland würde noch mehr schmerzen als die Niederlagen zuvor. Und weil oft der letzte Eindruck der bleibende ist, bliebe von einer weiteren an sich guten WM-Expedition mehr als nur ein schaler Nachgeschmack übrig. Diesem Druck muss die Mannschaft standhalten. Schafft sie das, ist danach vieles möglich.