Schweiter trennt sich von historischem Geschäftszweig
Eine Ära geht zu Ende: Die Horgner Industriegruppe Schweiter verkauft ihren angestammten Geschäftsbereich SSM Textilmaschinen an Rieter in Winterthur. Der Kaufpreis beträgt 124 Mio. Franken. Die rund 250 Mitarbeitenden von SSM sollen alle weiterbeschäftigt werden.
Darüber spekuliert wurde schon seit Jahren, am Montag nun wurden aus den Spekulationen Tatsache: Schweiter trennt sich per sofort von seinem traditionsreichen Textilmaschinengeschäft mit Hauptsitz in Horgen. Der Bereich geht für 124,2 Mio. Franken an die Winterthurer Rieter-Gruppe, den weltweit führenden Anbieter von Systemen für die Kurzstapelfaser-Spinnerei. Aus der Transaktion resultiert für Schweiter ein Buchgewinn in der Höhe von 90 Millionen.
Deutlich kleinere Division
Seit dem Verkauf von Satisloh (Maschinen zur Herstellung von Brillengläsern sowie Linsen) im Jahr 2008 hatte sich Schweiter auf die beiden Geschäftsfelder Textilmaschinen und Verbundwerkstoffe gestützt. Die deutlich kleinere Division SSM hatte 2016 mit rund 250 Mitarbeitenden, davon fast die Hälfte in Horgen, einen Umsatz von 86 Mio. Franken erzielt. Der Gesamtkonzern mit dem grösseren Verbundwerkstoff-Bereich 3A Composites mit rund 4100 Mitarbeitenden erzielte im gleichen Jahr über 1 Milliarde.
Vor diesem Hintergrund macht die Transaktion Sinn: In einem grossen Textilmaschinenunternehmen wie Rieter kann sich SSM besser entfalten. Und für Rieter, die an Schweiter herangetreten waren, eröffnet die Kompetenz von SSM im Bereich Präzisionsspulen Möglichkeiten im eigenen Geschäft mit Kurzstapel-Spinnereimaschinen.
Zudem sollen alle Beschäftigten bei SSM auch unter neuer Flagge weiterbeschäftigt werden, wie Schweiter-Konzernchef Heinz Baumgartner in Zürich sagte. Rieter sei sich bewusst, dass es sich bei SSM um eine «sehr starke Marke» handle. Baumgartner, selber seit 1996 bei Schweiter tätig, zeigte sich überzeugt, «dass diese Stärken auch unter dem neuen Eigentümer weitergeführt werden».
Schweizer Lösung
Neben der rationalen Seite des Geschäfts gibt es aber auch eine emotionale Komponente, die von Baumgartner dargelegt wurde: «Mit dem heutigen Tag geht die alte Schweiter zu Ende und mit ihr eine über 100-jährige Tradition des Textilmaschinengeschäfts innerhalb des Unternehmens». Mit dem Verkauf von SSM an Rieter sei aber eine gute industrielle Lösung und der richtige Eigentümer für die Weiterentwicklung des Textilmaschinengeschäfts gefunden worden. Es handle sich um eine Schweizer Lösung mit einem renommierten Schweizer Unternehmen. SSM befinde sich «sehr gut in Form», erklärte Baumgartner. Rieter sei dennoch der bessere Eigentümer, um SSM weiter zu entwickeln und zu expandieren.
Mit dem Verkauf von SSM fokussiert sich Schweiter fortan auf den Ausbau und die Weiterentwicklung des Verbundwerkstoffgeschäfts. Baumgartner bezeichnete die industrielle Leichtbauweise, etwa im Automobilsektor, als einen Megatrend. Gleichzeitig zum Verkauf gab Schweiter am Montag die Verstärkung des Kernbereichs Verbundwerkstoffe mit der knapp 53 Mio. Franken teuren Übernahme der irischen Athlone Extrusions bekannt.
Hauptsitz bleibt in Horgen
Für Rieter bedeutet der Zukauf eine Investition in einen angrenzenden Bereich der textilen Wertschöpfungskette. SSM generiere bei einer attraktiven Betriebsgewinn-Marge stabile Cash-Flows, teilte Rieter mit. Die neue Tochter wird dem Konzernbereich Components zugeordnet. Die alteingesessene Winterthurer Industriegruppe will SSM Textilmaschinen nach eigenen Angaben in der bisherigen Form als schweizerisches Unternehmen mit Hauptsitz in Horgen, Produktionsstätten in Italien und China sowie dem weltweiten Vertrieb und mit dem bestehenden Management weiterführen.
Die SSM AG war 1989 aus den Firmen Schärer, Schweiter und Mettler entstanden. Heute sind in Horgen seit dem Mai 2016, als Schweiter Teile der Produktion von SSM nach Italien zur Tochter Giudici verlagerte und 20 Mitarbeitern kündigen musste, die anspruchsvollen Spezialmaschinen konzentriert. Für die Immobilien von SSM in Horgen besteht ein Mietvertrag, der laut Baumgartner eins zu eins von Rieter übernommen wird.
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