Schwägalp SchwingetDiesmal gibt es ein Happy End für beide Giganten
Gleiches Schlussgangszenario, anderes Siegerbild: Am Bernisch-Kantonalen jubelte Fabian Staudenmann noch allein, auf der Schwägalp feiert Samuel Giger mit.

Es ist das Duell, das den Schwingsport in diesen Tagen elektrisiert: Fabian Staudenmann gegen Samuel Giger. Treffen die besten Schwinger der einzelnen Teilverbände meist nur ein- oder zweimal pro Saison aufeinander, taten es der Berner und der Thurgauer innert einer Woche nun gleich dreimal. Der gestellte Gang im Anschwingen am Bernisch-Kantonalen war intensiv, der Schlussgang mit Staudenmanns Sieg in letzter Sekunde spektakulär und die finale Ausmarchung mit dem Gestellten jetzt auf der Schwägalp ein taktisches Duell auf hohem Niveau.
Dass beide das Risiko diesmal dosierten, war verständlich: Für den Nordostschweizer ging es um seinen bereits sechsten Triumph auf der Schwägalp, während sich der Gastschwinger seine seltene Chance auf einen Prestigesieg am Bergklassiker nicht entgehen lassen wollte. Und so hatte man am Ende den Eindruck, dass sich die beiden den Festsieg auch gegenseitig gönnten.
Ihnen, wie auch den Organisatoren, hätte man ausserdem gegönnt, dass die Stimmung besser und die Tribünen beim Schlussgang nicht schon halb leer gewesen wären. Das lag aber an den misslichen Bedingungen. Es regnete, es schüttete, es regnete, und es schüttete. Schon im Verlauf des Morgens reisten die ersten Durchnässten der über 12’000 Zuschauenden von der Schwägalp wieder ab, zur Pause am Mittag taten es ihnen zahlreiche Besuchende gleich.
So ein verregneter Sonntag war es auch 2015, als die Berner Gäste auf der Schwägalp letztmals gross auftrumpften, 11 von 15 Kränzen holten und der spätere Schwingerkönig Matthias Glarner mit Daniel Bösch den Festsieg teilte. Auch dieses Jahr zeigten sich die Berner Gäste bei diesen Verhältnissen von ihrer besten Seite. Sie bestimmten sofort das Geschehen. Und so lagen nach vier Gängen mit Curdin Orlik, Fabian Staudenmann, Severin Schwander und Adrian Walther gleich vier Berner auf den ersten fünf Rängen. Den Nordostschweizern dagegen blieb sehr früh nur noch Samuel Giger als aussichtsreicher Schlussgangkandidat. Der vierfache Saisonsieger Werner Schlegel war schon vor dem Mittag aus der Entscheidung gefallen, Armon Orlik und die beiden Schneider-Brüder, die im Vorjahr gemeinsam den Schlussgang bestritten hatten, lagen ebenfalls schon zu weit zurück.
Die brisante Frage hiess nun: Greifen die gemeinsam führenden Berner Orlik und Staudenmann zusammen oder Giger mit Orlik? Die Einteilung wählte für den fünften Gang die erste Variante und teilte ihrem Heimschwinger den punktgleichen Berner 2,02-Meter-Hünen Schwander zu. Wohl auch mit dem Hintergedanken, dass Gigers Chancen grösser und die Aussichten auf eine Neuauflage des begeisternden Schlussgangs vor Wochenfrist am Bernisch-Kantonalen somit etwas besser sind. Und wie es sich für die beiden derzeit wohl besten Schwinger gehört, erfüllten sie diese Hoffnung. Giger triumphierte bereits nach dem ersten Zug, Staudenmann brauchte etwas länger, um mit einem Konter das Schlussgangticket zu lösen. Dort sorgte der Gestellte zum geteilten Sieg dafür, dass Giger im Duell mit Staudenmann mit drei Siegen, einer Niederlage und vier Gestellten noch immer die Nase klar vorn hat.
Die Innerschweizer als Spielverderber?
Die faszinierenden Duelle der besten Berner mit den besten Nordostschweizern am Bernisch-Kantonalen und auf der Schwägalp versprechen einen sehr attraktiven Saisonhöhepunkt in drei Wochen. Dann, beim Jubiläumsschwingfest 125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband in Appenzell, wollen aber auch die besten Innerschweizer bei der Entscheidung ein gewichtiges Wort mitreden.
Und mit Schwingerkönig Joel Wicki, Brünig-Sieger Pirmin Reichmuth und Innerschweizerisches-Gewinner Marcel Bieri wird die Liste der Sieganwärter noch einmal länger sein. Es ist das naheliegendste Szenario, dass sich Wicki und Reichmuth gleich im Anschwingen mit Staudenmann und Giger messen werden. Und das dürften grosse Herausforderungen für den Luzerner wie den Zuger werden, wie Feste auf der Schwägalp und in Burgdorf gezeigt haben. Es wird sich lohnen, den 8. September in der Agenda frei zu halten.
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