Neue Anlaufstelle für Mädchen und Frauen Zürich verstärkt Schutz vor Genitalbeschneidung
Etwa 2900 Mädchen und Frauen sind im Kanton Zürich von Verstümmelungen im Genitalbereich betroffen oder gefährdet. Die Gesundheitsdirektorin kündigt Massnahmen an.
Der Kanton Zürich hat die Eröffnung einer Anlaufstelle gegen Genitalbeschneidung angekündigt. Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) hatte schon im Nationalrat Massnahmen gefordert. Sie will das Thema sichtbarer machen.
Die Anlaufstelle wird im Januar 2024 eröffnet und vom stadtärztlichen Dienst der Stadt Zürich betrieben, wie die Gesundheitsdirektorin am Donnerstag vor den Medien sagte. Der Kanton stellt vorerst zwei Millionen Franken zur Verfügung.
Kostenloses Angebot
In der Anlaufstelle Kanonengasse, die unter anderem für die gynäkologische Betreuung im Bundesasylzentrum verantwortlich ist, werden Betroffene und Gefährdete beraten. Zudem soll die Vernetzung von Fachstellen, Asylstrukturen und Ärzten gefördert werden.
«Wir wollen Eltern oder Verwandte, die das selber erlebt haben, ansprechen.»
Laut Kantonsärztin Christiane Meier richtet sich das neue Angebot an die Gemeinschaft: «Wir wollen Eltern oder Verwandte, die das selber erlebt haben, ansprechen.» Die Beratung wird kostenlos sein. Unter anderem wurden für die Planung die Polizei, Vertreter der Schule und das Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz beigezogen.
Traumatische Folgen
An der Medienkonferenz sprach auch Sara Aduse. Sie setzt sich mit ihrer eigenen Stiftung «Sara Aduse Foundation» gegen weibliche Genitalbeschneidung ein und hat das kantonale Projekt von Anfang an unterstützt.
«Beschneidungen passieren im Verborgenen, die Folgen sind traumatisch.»
Aduse selbst wurde als 7-Jährige beschnitten. Noch immer seien trotz staatlichen Verboten Mädchen auch in ihrem Heimatland Äthiopien betroffen. «Das passiert im Verborgenen, die Folgen sind traumatisch», sagte sie. Um die Verstümmelung zu rechtfertigen, würden die Leute von einer Tradition sprechen, aber auch von Schutz vor Krankheiten.
Der Bundesrat hatte die Kantone schon 2020 zu mehr Engagement gegen die weibliche Genitalbeschneidung aufgefordert. Schätzungen zufolge leben rund 22'000 Betroffene in der Schweiz, etwa 2900 von ihnen im Kanton Zürich. Die Verstümmelung weiblicher Genitalien steht in der Schweiz seit 2012 unter Strafe.
tif/SDA
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