Fahrverbot bis auf weiteresSchweizer Armee stoppt Schützenpanzer – wegen gefährlichen Defekts
248 Schützenpanzer M113 stehen seit Freitag still. Und das just bevor das Parlament über ein höheres Armeebudget entscheidet.
![Fahrzeug der Schweizer Armee, fotografiert am 17.Juli 2014 in Hinwil
Kommando Schuetzenpanzer 63/07 auf Basis der M113
(KEYSTONE/Gaetan Bally)](https://cdn.unitycms.io/images/EeWWgRN54hXBobnKx0nsBa.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=ptSFr5tApzQ)
Sie sind eine Gefahr für die Truppe und Dritte – und werden deshalb per sofort aus dem Verkehr gezogen: die Schützenpanzer der Armee. Dies berichtet der «Blick». Ein Sprecher des Verteidigungsdepartements VBS bestätigt auf Anfrage, dass die Logistikbasis der Armee am Freitag per sofort ein Fahrverbot gesprochen hat.
Betroffen sind sämtliche Schützenpanzer des Typs M113. Wie viele das sind, konnte das VBS am Sonntag nicht beziffern. Am Montag schliesslich kommunizierte der Bund, dass die betroffene Flotte 248 Fahrzeuge umfasst. Das Fahrverbot gilt bis auf weiteres.
Konkret wurde ein technischer Defekt im Bereich der Antriebswelle entdeckt. Also in jenem Teil des Panzers, der die Leistung vom Motor auf die Achse überträgt. Ein solcher Defekt kann Probleme beim Lenken und Bremsen verursachen. Es handelt sich um ein System aus den 60er-Jahren, das gemäss VBS aus finanziellen Gründen «noch nicht ersetzt wurde».
Die Logistikbasis der Armee plant nun die notwendigen Reparaturen und beschafft entsprechende Ersatzteile. Das könne Wochen dauern, heisst es beim VBS.
Der Sprecher betont, dass die Bereitschaft der Armee nicht betroffen sei. Sie könne alle Aufträge erfüllen.
«Das ist keine Panikmache»
Bei der Schweizerischen Offiziersgesellschaft SOG sorgt der Panzerstillstand für Unruhe. Dominik Knill, Präsident der SOG, sagt auf Anfrage: «Das ist keine Panikmache, wir haben ein echtes Problem.» Wenn das Armeebudget nicht wie ursprünglich geplant erhöht werde, habe die Schweiz ab 2030 grosse Lücken bei den Fahrzeugen und Waffensystemen des Heers.
![Ein Schuetzenpanzer M113 mit der roten Fahne des Uebungsleiters am 4. Juni 2003 in voller Fahrt bei Frauenfeld. (KEYSTONE/Gaetan Bally) === , ===](https://cdn.unitycms.io/images/9u9ZVO2gaC5BwBC46OR9I8.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=7VRBYkyEzfY)
Dieser Vorfall zeige, dass es gerade im Bereich der Bodentruppen dringend Neuanschaffungen brauche. Die Schützenpanzer M113 würden als Kommandofahrzeuge und Truppentransporter genutzt.
Parlament entscheidet dieser Tage über Budget
Die Offiziere nutzen die Panne, um für eine angestrebte Erhöhung des Armeebudgets zu werben. Derzeit diskutieren National- und Ständerat über die künftige Finanzierung der Armee. Die kleine Kammer will an einem früheren Entscheid festhalten und das Budget bis 2030 auf 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen – von heute jährlich 5,5 auf 9,5 Milliarden Franken.
Der Bundesrat trat hingegen auf die Bremse. Er will das 1-Prozent-Ziel wegen der angespannten finanziellen Lage auf 2035 verschieben.
Könnte das Grounding die Debatte nun befeuern und den Befürwortern der schnelleren Budgetaufstockung Aufwind geben?
Priska Seiler Graf winkt ab. Die SP-Nationalrätin präsidiert ab nächstem Jahr die Sicherheitspolitische Kommission. Sie sagt auf Anfrage: «Die Meinungen sind gemacht.» Sie sagt, die Panne erinnere sie an die 2015 entdeckten Risse in den F/A-18-Kampfjets. Die Aufregung war in jenem Moment gross – «danach hat man nichts mehr davon gehört».
Natürlich werde man in der Kommission den Stand der Dinge einholen und wissen wollen, wie es mit den Schützenpanzern weitergeht.
![Priska Seiler Graf, SP-ZH, spricht waehrend der Debatte um den sicherheitspolitischen Bericht 2021, waehrend der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 9. Maerz 2022, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)](https://cdn.unitycms.io/images/5vYpV_WUa31AaSx-eAWYY_.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=uPeLj8W7btw)
Seiler Graf findet allerdings, man solle akzeptieren, dass der Bundesrat die Budgeterhöhung aus finanzpolitischen Überlegungen bis 2035 hinausziehen wolle. «Alle Bereiche müssen sparen, auch die Armee. Es geht jetzt um die richtige Priorisierung.» Gemäss Seiler Graf seien Investitionen in die Luftabwehr und Cybersicherheit dringlicher als diejenigen in die Bodentruppen.
Der Ball liegt nun beim Nationalrat. Dieser wird am Montag nochmals über das Budget debattieren.
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