Schifffahrt und FotomarathonWie ein Westernheld winkt Federer noch einmal seinen treusten Fans zu
Ein Jahr nach seinem Rücktritt lud Roger Federer 280 Fans auf einen Ausflug auf den Vierwaldstättersee ein. Sie kamen aus aller Welt. Jetzt löst sich der Fanclub auf.
Wenn Roger Federer ruft, kommen die Leute. Im September 2022 trat der Schweizer zurück, nun lud er seine treusten Fans zu einer Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee ein. Rund 280 Mitglieder seines Fanclubs «fans4roger» reisten aus der ganzen Welt an, um sich auf dem Kursschiff Diamant von ihm zu verabschieden. Aus Brasilien, Indien, Japan, den USA, aus Australien und natürlich aus ganz Europa.
Das Treffen war im Vorfeld vor der Öffentlichkeit geheim gehalten worden. Auch danach sickerten nur wenige Details durch, bis Federer vor einigen Tagen auf Facebook und Instagram einige Fotos publizierte. «Wir sind dafür bekannt, dass wir nicht alles an die grosse Glocke hängen», sagt Doris Löffel, beim Fanclub zuständig für die Fanmeetings. «Es war eine geschlossene Gesellschaft.» Bei den vielen Treffen, die es über die Jahre mit dem Maestro gegeben hatte, meist am Rande der Swiss Indoors, hatte es eine goldene Regel gegeben: Die Handys werden abgeschaltet.
«Das Management organisierte alles. Wir mussten nur unsere Mitglieder informieren.»
Der Fanclub hatte nach Federers Rücktritt dessen Management angefragt, ob es möglich sei, ihn zu einem Abschlussevent einzuladen. «Wir bekamen die Antwort: Ja, aber nicht der Fanclub lade ein, sondern Federer selber», erzählt Löffel. «Das Management organisierte alles. An uns war es nur noch, unsere Mitglieder zu informieren.» Das Datum von Anfang September wurde schon im April kommuniziert, damit sich die eingefleischten Federer-Fans das Weekend freihalten konnten. Die Details über die Veranstaltung wurden erst viel später bekannt.
«Wir spekulierten lange, was es sein würde», erzählt die Deutsche Doris Kording, die aus Niedersachsen anreiste. «Aber erst als wir in Luzern am Steg standen, wussten wir, dass es eine Schifffahrt geben würde. Es hiess: Das ist unser Schiff! Aber Roger steigt erst später zu. Ihr müsst ihn also nicht suchen.» Beim Besteigen des Schiffs erhielten alle eine von Federer signierte Baseballcap. Bei der ersten Station, in Meggenhorn, stiessen dann er und seine Eltern Lynette und Robert dazu.
Posieren für 280 Fotos
Federer ist es von seiner Karriere gewohnt, die Dinge akribisch zu planen. Das tat er auch diesmal. Was wohl bei dieser Anzahl von Fans auch nötig war. Sonst wären viele enttäuscht zurückgeblieben. Kording erzählt: «Zuerst beantwortete Roger einige Fragen, dann konnte jede und jeder mit ihm von einem professionellen Fotografen ein Foto machen lassen und mit ihm ein paar Worte wechseln.» Das Foto wird allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern per Mail zugesandt.
Am liebsten hätten wohl alle den ganzen Nachmittag mit ihm geplaudert. Doch das ging nicht. Es galt, einen Zeitplan einzuhalten. Dafür sorgte der Fanclub. «Wenn es zu lange ging, musste ich unterbrechen», erklärt Löffel. «Aber Sie wissen ja, wie Roger ist», sagt Kording, «er ist immer sehr gesprächig. Vor allem gegenüber jenen, die er schon länger kennt.»
Die Gabe, auch solch kurze Begegnungen für jede und jeden besonders zu machen, zeichne Federer aus, so Kording. «Er hat einfach Spass daran. Man spürt: Er schätzt es, welchen zeitlichen und finanziellen Aufwand seine Fans auf sich genommen haben, um ihn überall auf dem Globus spielen zu sehen. Er war entspannt und witzig. Er ist zufrieden damit, wo er im Leben jetzt steht. Ich glaube, die Fans haben mehr damit zu kämpfen, dass er nicht mehr auf der Tour ist, als er selber.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Federer verbrachte den ganzen Nachmittag auf dem Schiff, rund vier Stunden. Mit dabei war auch eine Videocrew von Swiss Tourismus, die einen kurzen Clip drehte. Seine Eltern blieben eher im Hintergrund, redeten aber auch mit den Fans. «Dieser Abschied wird uns in sehr guter Erinnerung bleiben», sagt die Emmentalerin Löffel. «Es war das Tüpfelchen auf dem i. Zumal das Wetter auch perfekt war.»
Einige Kontakte werden bleiben, viele Federer-Fans werden sich aber wohl nie mehr treffen. Der Fanclub, 2005 gegründet, wird Ende Jahr aufgelöst. «Roger spielt nicht mehr, und ob er später Showmatches bestreiten wird, weiss er selber noch nicht», sagt Löffel.
Sie werde das Tennis aber weiter verfolgen, sei auch diesmal wieder an den Swiss Indoors dabei. Sie sagt: «Hoffentlich schaffen die Schweizer Giele den Durchbruch. Auch Alcaraz schaue ich gern zu. Aber einen wie Roger wird es nie mehr geben. Djokovic kann 30 Grand-Slam-Titel gewinnen, er wird nie Rogers Aura haben.»
Pasta zum Abschluss
Federer ging dann wieder eine Station früher von Bord. «Wir blieben noch zwei Stunden auf dem Schiff am Anleger in Luzern, der Fanclub offerierte ein Pasta-Buffet. Da konnten wir nochmals schwärmen über den Tag und uns in Ruhe voneinander verabschieden», erzählt Kording. Schmunzelnd fügt sie an: «Als Roger von Bord ging, haben die Leute am Steg ziemlich gestaunt, als sie ihn und diesen ganzen Rummel gesehen haben.»
Er habe noch von ganz weit dem Schiff zugewinkt. Wie ein Westernheld, der in den Sonnenuntergang reitet.
Fehler gefunden?Jetzt melden.