Champions LeagueBayern-Gala in London, Barça muss beissen
3:0 besiegt Bayern München Chelsea. Für die Münchner treffen Gnabry und Lewandowski. Barcelona zittert sich gegen Napoli zum Remis.
In der zweiten Halbzeit bestätigt sich eindrucksvoll, was sich vor der Pause angedeutet hat. Die Bayern sind im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals mindestens eine Klasse stärker als Chelsea. Bald nach der Pause schiesst Serge Gnabry das 1:0 für die Gäste, kurz darauf gelingt ihm das 2:0, zweimal assistiert Robert Lewandowski fein.
Bayern belohnt sich für einen überzeugenden Auftritt gegen einen biederen Gegner, der froh sein muss, nicht deutlich höher zu verlieren. Und der deutsche Nationalspieler Gnabry, der sich einst bei Arsenal nicht durchsetzte, hat mit Verspätung endgültig seinen Frieden mit dem Fussballstandort London geschlossen. In der Gruppenphase im Herbst schoss der 24-Jährige bereits beim fulminanten 7:2 auswärts bei Tottenham sogar vier Tore.
Diesmal belässt es Gnabry bei zwei Treffern. Eine Viertelstunde vor Spielende erzielt Lewandowski nach toller Vorarbeit des starken Linksverteidigers Alphonso Davies, 19 und aus Kanada, noch das 3:0. Es ist der erste Treffer des Polen in der K.o.-Phase der Champions League nach 735 Tagen oder 673 Spielminuten.
Chelseas Coup in München
Chelsea ist 2020 weit davon entfernt, ein europäisches Spitzenteam zu sein. Die Transfersperre im letzten Sommer hat dazu geführt, dass Trainer Frank Lampard einige junge Engländer ins Team eingebaut hat. Internationale Topspieler jedoch stehen am Dienstagabend nicht im Team Chelseas, am auffälligsten agiert der kroatische Aufbauer Mateo Kovacic, als Ergänzungsspieler bei Real Madrid dreifacher Champions-League-Sieger, der ab und zu einen klugen Einfall hat.
Die Bayern mit Ballverteiler Thiago sind überlegen, sie sind druckvoller, gefährlicher, spielfreudiger. Die beste Gelegenheit in der ersten Hälfte vergibt Thomas Müller mit einem eigenwilligen Kopfball an die Latte. Das Kopfballspiel gehört nicht zu den Kernkompetenzen Müllers, der neben Goalie Manuel Neuer und Abwehrspieler Jerome Boateng einer von drei Akteuren auf dem Rasen ist, der bereits beim Endspiel der Königsklasse 2012 zwischen den beiden Teams spielte.
Damals fügte Chelsea den Bayern in München eine schmerzhafte Niederlage bei, obwohl sie ebenfalls klar schwächer waren und in der 83. Minute 0:1 in Rückstand gerieten – durch einen eigenwilligen Kopfball Müllers. Didier Drogba gelang praktisch mit dem ersten Abschluss Chelseas kurz vor Spielende der Ausgleich, im Penaltyschiessen setzte sich der englische Club durch.
Auf einen erneuten Coup Chelseas in drei Wochen in München würden nur beschränkt zurechnungsfähige Wetter setzen. Das 0:3 gegen die Bayern bedeutet die höchste Heimspielniederlage der Europacupgeschichte. (fdr)
Barcelona erkämpft sich bei Napoli ein 1:1
So einfach war Fussball für Barcelona gestern Abend 56 Minuten lang nicht. Die Katalanen hatten zwar fast immer den Ball gehabt, fast immer angegriffen. Aber den Pass in die Tiefe, den Schuss, das Tor, das kam bei ihnen alles nicht vor. Bis die 57. Minute da war, Semedo lossprintete und im Zentrum Griezmann bereit stand, um zu vollenden.
1:1. Barcelona war wieder da gegen einen Gegner, der sich etwas Spezielles hatte einfallen lassen für diesen Abend. In der heimischen Liga war es für Napoli bisher ein Auf und Ab gewesen. Mit einer guten Serie hat sich die Mannschaft zuletzt wieder auf Rang 6 gespielt. Und Barcelona empfingen die Süditaliener mit dem Wissen, dass sie an einem ganz guten Tag jede Clubmannschaft bedrängen können. Vor allem im San Paolo mit den zwei mächtigen, lauten Kurven.
Messi hatte keinen klugen Einfall
Napoli hat hier in der Gruppenphase Liverpool besiegt und kürzlich in der nationalen Meisterschaft Juventus 2:1. Gegen Barcelona war das Team auch bereit. Nicht für ein schönes Fussballspiel. Für ein Strategiespiel.
Die Italiener, oft offensiv ausgerichtet, bildeten vom ersten Augenblick an mit sämtlichen Feldspielern eine Mauer um den eigenen Strafraum. Barcelona versuchte sich durchzuspielen. Und scheiterte lange kläglich. Trotz Griezmann. Und Messi, der sich jüngst warm geschossen hatte mit vier Toren gegen Eibar.
Im Maradona-Stadion aber hatte die zweite grosse argentinischen Nummer 10 wie alle seinen Mitspieler eine Halbzeit lang keinen klugen Einfall. Barcelona hatte nach 20 Minuten 200 Pässe gespielt und nach der ersten Halbzeit 458. Nur: Aufs Tor schossen die Katalanen bis zur 45. Minute nie. Und was für sie alles noch schlimmer machte. Sie lagen zur Pause auch 0:1 zurück.
Nach dem 1:1 fielen keine Tore mehr
Es war zwar schon ein Ereignis, wenn Napoli in der ersten Halbzeit einmal über die Mittellinie kam. Trotzdem ging der Matchplan der Hellblauen in dieser Phase perfekt auf. Wenn sich ihnen die Chance bot, suchten sie den schnellsten Weg zum gegnerischen Tor. Und so vollendete Mertens nach einer halben Stunde mit einem Schlenzer wunderbar zum Führungstor.
Nach dem 1:1 aber konnte Napoli nicht mehr nur verteidigen und kontern, weil ein Remis zu Hause kein günstiges Resultat ist, wenn noch ein Auswärtsmatch im Camp Nou folgt. Das Spiel wurde deshalb offener, unterhaltsamer. Tore fielen trotzdem keine mehr. Und so war in der Schlussphase das Aufregendste, dass Barcelonas Vidal Gelb-Rot sah. Und Piqué verletzt ausschied. Im schlechtesten Fall für Barça fehlt der Verteidiger, wenn das Team zum wichtigsten Match der Woche antritt. Bei Real Madrid am Sonntag. (ukä)
Telegramme:
Chelsea – Bayern München 0:3 (0:0) 40'000 Zuschauer. – SR Turpin (FRA). – Tore: 51. Gnabry 0:1. 54. Gnabry 0:2. 76. Lewandowski 0:3. Bemerkungen: Chelsea ohne Kanté, Pulisic, Hudson-Odoi und Van Ginkel (alle verletzt). Bayern München ohne Perisic, Süle und Martinez (alle verletzt). 35. Kopfball von Müller an die Latte. 83. Platzverweis Alonso (Tätlichkeit). Verwarnungen: 45. Thiago Alcantara (Foul). 49. Jorginho (Reklamieren/für das Rückspiel gesperrt). 50. Kimmich (Foul).
Napoli – Barcelona 1:1 (1:0) 55'000 Zuschauer. – SR Brych (GER). – Tore: 30. Mertens 1:0. 57. Griezmann 1:1. Bemerkungen: Napoli ohne Koulibaly, Ghoulam, Malcuit, Younes (alle verletzt) und Llorente (krank). Barcelona ohne Suarez, Dembélé, Alba und Roberto (alle verletzt). 89. Gelb-Rote Karte Vidal (Unsportlichkeit). Verwarnungen: 49. Busquets (Foul). 61. Insigne (Unsportlichkeit). 66. Messi (Foul). 83. Griezmann (Foul). 89. Vidal (Foul). 89. Mario Rui (Unsportlichkeit).
Chelsea
Bayern München
Der FC Chelsea tritt mit folgender Startelf an. Interessant ist, dass Lampard auf Erfahrung setzt. So spielt nicht nur der 38-jährige Goalie Caballero, auch Stürmer-Veteran Giroud spielt. Der junge Tammy Abraham sitzt bloss auf der Bank. Im Abwehrzentrum spielt Antonio Rüdiger, der in dieser Woche durch Aussagen gegen den Rassismus auffiel.
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Der FC Bayern München läuft im Champions-League-Spiel in London gegen den FC Chelsea wieder mit der zuletzt bewährten Formation auf. Trainer Hansi Flick bietet im Achtelfinal-Hinspiel am Abend an der Stamford Bridge in der Offensive wieder Thomas Müller und Kingsley Coman von Anfang an auf. Die beim 3:2 gegen den SC Paderborn gesperrten Jérôme Boateng und Benjamin Pavard ergänzen mit David Alaba und Alphonso Davies die Abwehrreihe. Erwartungsgemäss zurück auf die Ersatzbank müssen Philippe Coutinho, Lucas Hernández, Corentin Tolisso und Álvaro Odriozola.
Somit sitzt Coutinho, das Bayern-Sorgenkind auf der Bank. Was mit dem Brasilianer los ist, wurde Flick an der Pressekonferenz gefragt. Dieser antwortete: «Hoffnung gibt mir seine Trainingsleistung. Er ist einfach ein begnadeter Fußballer. Er setzt sich vielleicht ein bisschen zu sehr unter Druck, weil er dem Spiel immer den Stempel aufdrücken will. Wir werden ihn weiter unterstützen. Ich halte als Fußballer und vor allem als Mensch sehr, sehr viel von ihm.»
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Und was läuft bei Chelsea? Nun, Lampard pokert – und zwar beim Goalie. Der Spanier Kepa Arrizabalaga hat so viel gekostet wie kein Goalie vor ihm. Doch vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Bayern verliert der 25-Jährige seinen Stammplatz beim FC Chelsea an den 38-jährigen Willy Caballero.
Kepa auf die Bank zu setzen, ist die bisher schwerwiegendste Entscheidung von Trainer-Neuling Lampard, der seit dieser Saison den Verein betreut, mit dem er 2012 gegen den FC Bayern die Champions League gewann.
Denn wenn ein Club so viel Geld für einen Spieler bezahlt wie es Chelsea für Kepa getan hat, dann ist die Erwartung, dass er auch spielt. Angeblich bekommt Lampard sogar intern Druck, seinen Torwart-Tausch rückgängig zu machen. Der Trainer bestreitet das: «Das füllt die Schlagzeilen, aber ich bin absolut auf einer Linie mit dem Vorstand. Wir wollen alle das Beste.»
Man darf also gespannt sein, wie das Ganze weitergeht – und wie sich Caballero im Tor schlägt.
Ob die Bayern gewinnen oder nicht, wird auch an Robert Lewandowski liegen. Bayern braucht die Tore des Polen. In dieser Saison trifft Robert Lewandowski, wie er will: 38 Tore in 32 Pflichtspielen. Auch in der CL trifft er häufig. Zusammen mit Erling Haaland führt er die Torschützenliste an (beide 10 Treffer). In der K.o.-Phase hapert es jedoch. Das belegen die nackten Zahlen.
- Seine letzten 18 Tore in der Champions League schoss er alle in der Gruppenphase.
- Sein letztes Tor in der K.o.-Phase erzielte er am 20. Februar 2018 beim 5:0 im Achtelfinal-Hinspiel gegen Besiktas Istanbul.
- Seit sieben K.o.-Partien wartet er seither auf einen Treffer.
Die grosse Frage ist daher: Schiesst sich Lewandowski aus seiner K.o.-Krise?
Die Bayern treffen zum ersten Mal seit der Finalniederlage 2012 in der Champions League auf Chelsea. Der deutsche Rekordmeister ist im Achtelfinal auf Wiedergutmachung aus. Wobei die Frage ist, ob sie das überhaupt wollen. Schliesslich haben die Bayern 2013 den CL-Titel doch noch gewonnen, und zwar im innerdeutschen Duell gegen Dortmund. Und nicht nur das: Bayern gewann nicht nur gegen den Dortmund (2:1), das Team von Jupp Heynckes gewann auch die Bundesliga und den DFB-Pokal.
Dass die Bayern das Spiel natürlich dennoch gewinnen wollen, daran gibt es keinen Zweifel. An der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte Bayern-Trainer Hansi Flick: «Ich möchte jedes Spiel gewinnen. Meine Mannschaft weiß, was sie erwartet. Wir wollen mutig nach vorne spielen. Wir sind absolut in der Spur und ich bin voller Selbstvertrauen.»
Bald geht es los, Bayern München tritt in London gegen Chelsea an. Wer wird gewinnen? Die von Hansi Flick trainierten Bayern oder doch die von Frank Lampard trainierten Londoner? Bald werden wir es sehen, das Spiel beginnt um 21 Uhr.
Ich freue mich, Sie im Ticker begrüssen zu dürfen.
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