Umbau Bahnhof Oberrieden DorfSBB müssen wegen zu enger Kurve über die Bücher
Der behindertengerechte Umbau des Bahnhofs Oberrieden Dorf verzögert sich. Wegen Auflagen vom Bundesamt für Verkehr müssen zuerst die Gleise verschoben werden.
Eigentlich hat die Gemeinde Oberrieden gehofft, dass in diesem Jahr die Bauarbeiten am Bahnhof Oberrieden Dorf gestartet werden können. Der Bahnhof ist einer von vielen Bahnhöfen in der Schweiz, die bis Ende 2023 behindertengerecht umgebaut werden müssen. Doch nun wird der Beginn der Bauarbeiten verschoben. Grund für die Verzögerungen ist eine Kurve im Gleisverlauf, die beim Bahnhof Oberrieden Dorf in Richtung Horgen beginnt.
Philippe Däniker, Projektleiter der SBB, erklärt: «Wenn die S24 in Oberrieden hält, sind die Wagen in der Kurve stark geneigt. Dies erschwert den Einstieg, beispielsweise mit einem Rollstuhl.» Die Kurve beginnt auf der Höhe des Bahnhofsgebäudes und endet ungefähr bei der Überführung zur Alten Landstrasse, in Richtung Horgen.
Eingeschränkter Betrieb
Wie diese Korrektur der Gleise genau umgesetzt werden kann, muss nun ausgearbeitet werden. Deshalb benötigen die SBB mehr Zeit für das Projekt. Däniker spricht von einer Korrektur der Gleislage von circa einem halben Meter in Richtung Berg.
Dies sei nicht ganz einfach zu realisieren, da auch Brückenelemente betroffen seien. Zudem liegt der Bahnhof Oberrieden Dorf auf der Nord-Süd-Achse. «Um eine kurzzeitige Sperrung der Strecke oder einen zeitweise eingleisigen Betrieb kommen wir jedoch nicht herum», sagt Däniker. Mehr kann der Projektleiter zur Umsetzung noch nicht sagen.
Verschärfte Auflagen
Doch weshalb ziehen die SBB erst jetzt eine Begradigung der Kurve in Betracht? «Das hängt mit den Bewilligungsverfahren zusammen», erklärt Däniker.
In der Zwischenzeit habe nämlich das Bundesamt für Verkehr die Auflagen verschärft. Das von den SBB ausgearbeitete Projekt für einen behindertengerechten Bahnhof würde in dieser Form mittlerweile nicht mehr bewilligt werden. «Zuerst müssen wir die Führung der Gleise anpassen», sagt Däniker. Denn der Bau einer behindertengerechten Rampe oder eines Liftes sei von der Führung der Gleisachse abhängig. Gemäss dem Projektleiter wird nämlich das ganze Bahnsystem, also beispielsweise auch die Beleuchtung, dem Gleisverlauf angepasst. Deshalb kann erst danach über eine definitive behindertengerechte Lösung, wie Lift oder Rampe, entschieden werden.
«Bedauern es sehr»
Aufseiten der Gemeinde reagiert man überrascht. Gemeindepräsident Martin Arnold (SVP) sagt: «Das Projekt war schon weit fortgeschritten – nun beginnt die Planung wieder von vorn.» Arnold vermutet, dass es möglicherweise erst mit der Fertigstellung des Zimmerberg-Basistunnels II per 2035 wieder vorwärtsgehen könnte. «Wir bedauern es sehr, dass das Bundesamt für Verkehr die Pläne der SBB stoppt. Wir hätten es begrüsst, jetzt eine pragmatische Lösung zu haben statt in einigen Jahren eine perfekte.»
Philippe Däniker präzisiert jedoch, dass der Bau des Zimmerberg-Basistunnels und der Umbau des Bahnhofs Oberrieden Dorf nicht voneinander abhängig seien. «Wir müssen die Vorgaben gemäss Gleichstellungsgesetz sowieso erfüllen. Es bringt uns nichts, mit dem Umbau in Oberrieden zu warten.»
Übergangslösung wird gesucht
Der Projektleiter zeigt sich optimistischer als die Gemeinde. Der komplette Umbau des Bahnhofs Oberrieden Dorf solle 2024 oder 2025 fertig sein.
Um dennoch eine behindertengerechte Lösung ab 2023 anbieten zu können, wird noch an einer Übergangslösung gearbeitet. «Denkbar ist, dass der Zugang zum Bahnhof durch Personal vereinfacht wird oder beispielsweise mittels eines Provisoriums.»
Jahrelanges Projekt
Der behindertengerechte Umbau des Bahnhofs Oberrieden Dorf hat eine lange Geschichte. Für einen vereinfachten Zugang des seeseitigen Perrons laufen schon seit Jahren Diskussionen. Letztes Jahr haben die SBB der Gemeinde ihre Pläne unterbreitet. Diese war jedoch nicht überzeugt und verlangte eine Überarbeitung.
Nicht ganz einverstanden war die Gemeinde beispielsweise mit den baulichen und optischen Vorschlägen vonseiten der SBB. Zudem wurde darüber diskutiert, ob ein Lift oder eine Rampe die bessere Lösung sei, eine Entscheidung ist noch offen.
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