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SBB-Chef Andreas Meyer kündigt Rücktritt an

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Andreas Meyer steht seit 2007 an der Spitze der SBB. Nun hat er beschlossen, spätestens per Ende 2020 zurückzutreten, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Offenbar fiel der Entscheid bereits im Frühling dieses Jahres.

«Das ist für mich ein sehr emotionaler Moment», sagte SBB-CEO Andreas Meyer anlässlich der Medienkonferenz zum Halbjahresergebnis 2019. «Es ist ein Wechselbad der Gefühle.» Er freue sich, endlich darüber reden zu können, was er schon lange vorhatte.

«Der Zeitpunkt für die Ankündigung meines Rücktritts wurde mit dem Verwaltungsrat frühzeitig festgelegt und entspricht meiner Intention, vor dem 60. Altersjahr eine neue berufliche Phase einzuleiten», sagte Meyer. «Ich nehme bis zum Rücktritt die volle Verantwortung für das Unternehmen wahr und gehe die aktuellen Herausforderungen mit hoher Priorität an».

Der jetzige Zeitpunkt sei richtig für einen Wechsel, weil der Strategieprozess 2020 im nächsten Jahr abgeschlossen werde. Ferner zeichne sich in den nächsten Jahren ein Generationenwechsel in verschiedenen Führungspositionen ab. Er wolle die Wahl eines neuen Führungsteams seiner Nachfolge überlassen.

SBB: Offen für «unkonventionelle Lösungen»

Was Meyers Nachfolge betrifft, sei man auch offen für unkonventionelle Lösungen, deshalb prüfe man Nachfolgekandidaten sowohl intern als auch extern, sagte SBB-VR-Präsidentin Monika Ribar an der Medienkonferenz in Bern. Die «eierlegende Wollmilchsau» werde man nicht finden. Wichtig sei eine Affinität für die Politik und die Öffentlichkeit.

«Eine Frau ist herzlich willkommen», sagte Ribar weiter. Auf alle Fälle werde der Lohn für den zukünftigen SBB-CEO niedriger sein. Dabei halte man sich an die Vorgaben des Bundesrates.

Ribar sagte weiter, die SBB seien auf Kurs. Man sei sich aber auch der Probleme bewusst, wie zum Beispiel des fehlenden Dosto-Zugs von Bombardier. «Wir tun alles dafür, dass wir ihn bald in den Einsatz nehmen können.»

Video: Rückblick auf Andreas Meyers Zeit als SBB-Chef

Der Unfall von anfangs August zeige, wie verletzlich das System sei. Es gebe offene Fragen und dazu wolle man Antworten. Aber: «Nur Taten können das Vertrauen in die Bahn wieder herstellen». In der Schweiz hätten Politik und Bevölkerung eine hohe Affinität zum öffentlichen Verkehr.

Mit Blick zurück auf Meyers bisherige Amtszeit sagte sie: «Andreas Meyer hat die integrierte Bahn durchgesetzt, um die uns viele Länder beneiden, und etliche Grossprojekte erfolgreich bewältigt». Zudem sei es ihm gelungen, ein starkes Kader mit gutem Spirit aufzubauen und die Transformation der SBB zu einem modernen Unternehmen im Besitz und Dienst der Schweiz voranzutreiben.

Andreas Meyer ist seit Januar 2007 CEO der SBB. Wichtige Meilensteine in dieser Zeit waren die Neupositionierung von SBB Cargo, welche in die schwarzen Zahlen geführt wurde, und SBB Immobilien, die als eigenständige Division zu einem tragenden Standbein der SBB ausgebaut wurde. Zudem konnte beim Netzzustand Transparenz geschaffen und Verbesserungen erzielt sowie die Sanierung der SBB Pensionskasse in die Wege geleitet werden. In Meyers Amtszeit fällt auch die Digitalisierung der Kundenangebote und der Arbeitsmittel bis in den Führerstand. Zu den schwierigen Momenten gehörte der Streik im Industriewerk Bellinzona 2008, die stark verzögerte Inbetriebnahme des neuen FV-Dosto und zuletzt Fragen zur Sicherheit.

SBB-Ergebnis gesunken

Das Konzernergebnis der SBB ist im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf 279 Millionen Franken leicht gesunken (2018: 292 Millionen Franken). Die betriebliche Lage bleibt anspruchsvoll.

Täglich wurden im Personenverkehr 1,29 Millionen Passagiere transportiert. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 3,9 Prozent, wie das Unternehmen in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt. Nebst einem Grundwachstum im Personenverkehr sei dies auf die vermehrt angebotenen Sparbillette zurückzuführen.

Das «gute Halbjahresergebnis» gebe der SBB Handlungsspielraum, so seien weitere Preissenkungen im Umfang von zusätzlich 60 Millionen Franken vorgesehen. Die betriebliche Lage bleibe anspruchsvoll, dies unter anderem wegen fehlender Doppelstockzüge und «einer anspruchsvollen Ressourcensituation beim Personal».

Überschattet werde das laufende Jahr durch den Arbeitsunfall eines Kundenbegleiters Anfang August, schreibt die SBB. Bei diesem Unfall wurde ein 54-jähriger Zugchef bei der Abfahrt aus dem Bahnhof Baden AG eingeklemmt, mitgeschleift und tödlich verletzt. Schuld war der defekte Einklemmschutz der Zugtür.

Nachfrage nach Nachtzügen gestiegen

Das Halbjahresergebnis im Personenverkehr beträgt 124,3 Millionen Franken (Vorjahr: 115,2 Millionen Franken). Hauptgrund sei die positive Entwicklung bei den Erträgen. Auch der internationale Personenverkehr habe sich positiv entwickelt, so sei die Nachfrage nach Nachtzügen gestiegen. Geplant ist, mit dem Fahrplan 2020 den internationalen Schienenpersonenverkehr auszubauen, um den Kunden eine Alternative zum Fliegen anzubieten.

Die finanzielle Situation im Güterverkehr bleibt anspruchsvoll, wie es weiter heisst. Das Ergebnis von SBB Cargo Schweiz sank trotz Abbau von 9 Millionen Franken staatlicher Abgeltungen von 2,16 Millionen Franken im Vorjahr auf 0,25 Millionen Franken, was einem Minus von 88,4 Prozent entspricht.

Das Halbjahresergebnis von Immobilien beträgt 179 Millionen Franken (Vorjahr: 147 Millionen Franken). Diese Zunahme um 21,3 Prozent sei auf Gewinne aus Immobilienverkäufen zurückzuführen.

Die Kundenpünktlichkeit im Personenverkehr bleibe mit 90,7 Prozent (Vorjahresperiode 90,7 Prozent) stabil. Leicht verschlechtert habe sich die Anschlusspünktlichkeit auf einen Wert von 97,0 Prozent (Vorjahr 97,2 Prozent). In der Westschweiz und im Tessin sowie auch einzelnen Strecken sind die Werte niedriger, wie es weiter heisst.