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Barbados trennt sich von Queen
Sandra Mason löst Königin Elizabeth II. ab

Queen Elizabeth II und Sandra Mason, Generalgouverneurin von Barbados, bei einem Treffen vor drei Jahren im Buckingham-Palast in London.
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An diesem Dienstag wird Sandra Mason auf der kleinen Karibikinsel Barbados ein Stück Weltgeschichte schreiben. Man darf das ruhig ein wenig pathetisch formulieren und von einem epochalen Moment sprechen, wenn die 72-jährige Juristin ihren Eid als Präsidentin von Barbados ablegt.

Das Parlament hat es so beschlossen: Die konstitutionelle Monarchie verwandelt sich in eine Republik. Das bedeutet, dass das bisherige Staatsoberhaupt – Ihre Majestät Königin Elizabeth II. – als Monarchin des Landes ausgedient hat. Bye-bye, Queen of Barbados.

«Die Zeit ist gekommen, unsere koloniale Vergangenheit voll und ganz hinter uns zu lassen», sagt Mason. Ausgerechnet Barbados, das lange als «Little England» galt, das britischer zu sein schien als alle anderen Überseebesitzungen, ausgerechnet diese Insel trennt sich nun von der Queen.

«Die Menschen von Barbados wollen ein Staatsoberhaupt aus Barbados.»

Sandra Mason, künftige Präsidentin

55 Jahre nach der Unabhängigkeit wird die künftige Präsidentin um das symbolische Gewicht dieses Schrittes wissen. Er könnte weitere Staaten dazu inspirieren, die Monarchie als Relikt des Empires abzuschütteln. Immerhin wird Elizabeth II. – jenseits des Vereinigten Königreichs – noch immer von fünfzehn Ländern als Staatsoberhaupt anerkannt. Australien und Kanada sind darunter und viele kleine Länder wie Barbados, wo nicht mal 300’000 Menschen leben.

Vor drei Jahren war Mason Generalgouverneurin geworden und damit offizielle Vertreterin der Queen auf Barbados. Regiert wird die Insel allerdings von einer Premierministerin, nach britischem Vorbild. Für dieses demokratische Erbe sind viele Bewohner dankbar.

In London hat Mason Orden empfangen, zuletzt den Dame Grand Cross, das weibliche Pendant zum Ritterschlag. Elizabeth II. hat die Insel fünfmal besucht. Sie pflegte die Verbindung, aber die Zeit konnte sie nicht einfrieren: «Die Menschen von Barbados wollen ein Staatsoberhaupt aus Barbados», sagt Mason. Und nun ist sie es, die der Republik ein selbstbewusstes Gesicht gibt.

Die künftige Präsidentin von Barbados: Sandra Mason – hier bei einer Ehrung in London im Jahr 2018.

Mason ist auf der Tropeninsel aufgewachsen. Sie arbeitete als Lehrerin und für eine Bank, bevor sie Karriere in der Justiz machte. Sie war die erste Frau auf Barbados, die eine Zulassung als Anwältin bekam, 1978 wurde sie Familienrichterin, später rückte sie in den obersten Gerichtshof auf.

In ihrer Freizeit begeistert sie sich für Kricket und spielt gern Scrabble. Dass sie ihr Land auch schon als Diplomatin vertreten hat, dürfte ihr jetzt nützen. Denn Masons neue Rolle ist – wie diejenige der Queen – zeremoniell.

Der Drang, sich als Republik neu zu erfinden, ist auf Barbados lange gereift. Dass er zuletzt einen Schub bekam, mag auch an den Rassismusvorwürfen liegen, mit denen die Royals zu kämpfen haben. Als Harry und Meghan öffentlich von Sorgen innerhalb der Familie berichteten, wie dunkel wohl die Hautfarbe ihres Babys ausfallen würde, schürte dies auch auf Barbados Emotionen.

Dort leben überwiegend Nachfahren afrikanischer Sklaven. Schwer wog auch die «Black Lives Matter»-Bewegung, die Debatten um Identität und historisches Erbe belebte.

Prinz Charles an der Zeremonie für die Präsidentin

Mason wird nun ein Land repräsentieren, in dem Ausbeutung und Sklaverei tiefe Spuren hinterlassen haben. Es fing an mit den Spaniern und endete mit den Briten. Nun aber fällt, was viele als letzte, vor allem mentale koloniale Fessel empfinden: das formale Band mit der nun 95-jährigen Queen.

Der Vereidigung von Mason wird Prinz Charles beiwohnen, seine Mutter hat ihn längst als künftigen Führer des Commonwealth vorgeschlagen. Im Club der früheren Kolonien wollen Sandra Mason und die neue Republik aber offenbar bleiben.

Was die Queen darüber denkt, dass sie nicht mehr Königin von Barbados sein wird, bleibt ihr Geheimnis. Aus dem Buckingham Palace verlautete, dass dies «eine Angelegenheit für die Regierung und das Volk von Barbados» sei. Strenge Zurückhaltung. Aber was bleibt dem Königshaus auch anderes übrig?