Kultureller Israel-BoykottSally Rooney lässt ihr Buch nicht auf Hebräisch übersetzen
Die Bestsellerautorin übt Kritik an Israels Rolle im Nahostkonflikt – und verweigert die sprachliche Adaption des neusten Werkes «Schöne Welt, wo bist du».
Vor einem Monat ist das neue Buch von Literaturstar Sally Rooney erschienen. «Schöne Welt, wo bist du» handelt wie bereits die früheren Werke von Millennials und ihren emotionalen Verstrickungen (lesen Sie hier die Kritik).
Das Buch löste grosses Medienecho aus und kletterte nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Grossbritannien und den USA an die Spitze der Bestsellerlisten. Doch in Israel werden die Fans das Buch nicht lesen können – zumindest nicht in ihrer Sprache: Sally Rooney möchte nicht, dass ihr Buch auf Hebräisch übersetzt wird. Dies berichtet die Onlineausgabe der israelischen Tageszeitung «Haaretz» mit Verweis auf Modan Publishing House, das Verlagshaus, das die beiden ersten Werke von Sally Rooney auf Hebräisch herausgegeben hatte. Später zitierten britische Medien ein persönliches Statement der Autorin, in dem sie ihren Entscheid als Akt der Solidarität mit Palästina bezeichnete.
Offene Kritik an Israel
Grund für die Weigerung Rooneys, ihr neues Buch auf Hebräisch übersetzen zu lassen, ist der israelisch-palästinensische Konflikt. Die Schriftstellerin befürwortet gemäss «Haaretz» einen kulturellen Boykott Israels. Bereits im Frühsommer hatte Sally Rooney ihre kritische Haltung gegenüber Israel kundgetan, indem sie gemeinsam mit Hunderten anderen Künstlern einen offenen Brief unterzeichnet hatte. Darin bezichtigten palästinensische Kunstschaffende den israelischen Staat der Apartheid und forderten, dass das Land international wirtschaftlich und kulturell isoliert werde. Neben Sally Rooney hatten etwa auch die französische Schriftstellerin Annie Ernaux und der britische Musiker Roger Waters (Pink Floyd) den Brief unterschrieben.
Sie sei «stolz», zitierte der «Guardian» Sally Rooney, dass ihre ersten beiden Romane auf Hebräisch übersetzt worden seien. Dennoch habe sie nun entschieden, dieses Mal die Übersetzungsrechte nicht an ein israelisches Verlagshaus zu verkaufen, als Zeichen der Unterstützung für die Bewegung «Boycott, Divestment and Sanctions» (BDS). Diese ruft regelmässig zu internationalen Boykottaktionen gegen Israel auf und hat prominente Unterstützer – aber auch Kritiker, die in der Kampagne eine antisemitistische Stossrichtung erkennen. Rooney ist sich gemäss «Guardian» bewusst, dass ihr Entscheid nicht überall auf Verständnis stossen wird. Sie werde ihr neustes Werk gern auf Hebräisch übersetzen lassen, sobald sie einen Weg finde, der im Einklang mit den Boykott-Richtlinien der BDS stehe.
Die 30-jährige irische Schriftstellerin gilt als die Stimme der Millennials, ihre Werke sind Bestseller, wurden mehrfach ausgezeichnet und in über vierzig Sprachen übersetzt.
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