Der Föhn schafft es bis an den Zürichsee
Das Wetter in den kommenden Tagen hat mit Winter rein gar nichts zu tun: Eine kräftige Föhnlage bringt Sturm, hohe Temperaturen und Saharastaub.
Südalgerien: Aus dieser Region stammt (in etwa) die Luft, die in den nächsten Tagen zum Alpenraum strömt. Dass dabei keine winterliche Kälte und schon gar kein Schnee erwartet werden kann, versteht sich von selbst.
Dafür muss in den Föhntälern darauf geachtet werden, dass die Christbäume nicht davonfliegen. Und im Mittelland kann der Eiskratzer im Handschuhfach bleiben. Stattdessen macht es vielleicht Sinn, einen kleinen Besen ins Auto zu packen. Es ist nämlich durchaus möglich, dass am Dienstag und Mittwoch eine Schicht mit Saharastaub vom Auto gewischt werden muss...
Stark, aber nicht aussergewöhnlich
Verantwortlich für das frühlingshafte Wetter ist gemäss Heinz Maurer, Meteorologe bei Meteoschweiz, ein Tiefdruckgebiet über der Biskaya und der iberischen Halbinsel. Auf dessen Vorderseite liegt der Alpenraum in einer markanten Südwestströmung. Dabei wird extrem milde Luft herangeführt.
Am stärksten bemerkbar machen wird sich das in den klassischen Föhntälern der Alpennordseite. Dort wird der Föhn im Verlauf des Montagabends und in der Nacht auf Dienstag in Böen Sturmstärke, punktuell sogar Orkanstärke (über 120 km/h) erreichen. Besonders betroffen sind das Urner Reusstal und das Berner Oberland. Aber auch im Glarnerland und dem Rheintal steht eine ungemütliche Nacht bevor.
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In den genannten Regionen wird der Föhn die Temperaturen bis in frühlingshafte Höhen treiben: Erwartet werden 17 bis 21 Grad, wobei diese Werte wegen des Föhns sogar in der Nacht möglich sind.
Gemäss Heinz Maurer handelt es sich zwar um einen starken, aber nicht um einen aussergewöhnlichen Föhnsturm. Der Druckunterschied zwischen der Alpennord- und der Alpensüdseite werde in der stärksten Phase etwa 14 Hektopascal betragen. «Wir hatten schon weit extremere Föhnlagen mit Druckunterschieden von 20 bis 25 Hektopascal», betont Maurer.
Föhn bis an den Zürichsee und ins Oberland?
Ausserhalb der typischen Föhnregionen wird das Ganze nicht ganz so dramatisch ablaufen. Vom Wind wird in Zürich, Bülach oder Winterthur nichts zu spüren sein. Die Temperaturen werden dort um 10 Grad liegen.
Etwas anders sieht es am mittleren Zürichsee und am Obersee sowie in den höheren Lagen des Zürcher Oberlandes und der Zimmerbergregion aus. Gemäss Heinz Maurer ist es in diesen Regionen durchaus möglich, dass der Föhn kurzzeitig «durchdrückt». Allerdings werden die Böen nicht so stark sein, wie in den klassischen Föhntälern. Heinz Maurer spricht von Windspitzen von 70 bis 90 km/h.
Bereits der Fall war das im Verlauf des Dienstagmorgens in Wädenswil und Schmerikon – die dortigen Wetterstationen registrierten phasenweise Böen um 60 km/h. In Wädenswil stiegt die Temperatur wegen des Föhns nach dem Mittag innert 20 Minuten von 9,5 auf 17,8 Grad – nur um kurze Zeit später wieder auf 11 Grad zu sinken.
«Wir hatten schon weit extremere Föhnlagen»
Damit der Föhn aus den Alpentälern heraus an den Zürichsee und darüber hinaus vorstossen kann, muss er zuerst den Kaltluftsee ausräumen, der sich im Winter jeweils in Bodennhähe bildet. Und das ist nicht so einfach, wie es klingt.
Wegen des tiefen Sonnenstandes kommt die Erwärmung in Bodennähe im Dezember weniger gut in Gang als im Sommer oder Herbst. Die winterliche Kaltluftschicht erweist sich deshalb oftmals als eine unüberwindbare Knacknuss für den Föhn. Der warme Wind kann sie nicht verdrängen – und gleitet einfach darüber hinweg.
Saharastaub statt Schneeflocken
Am Dienstag und Mittwoch tritt zudem ein weiteres Phänomen auf, dass nicht so recht zum Winter passen will: Saharastaub. Das mächtige Biskaya-Tief wirbelt in seinem Vorfeld Sand in Algerien und Marokko auf. Mit der starken Südwestströmung wird dieser Sand dann in grosser Höhe bis nach Mitteleuropa verfrachtet, wo er wieder zu Boden sinkt.
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Wie geht es weiter?
Im Verlauf des Mittwochs wird der Föhn vorübergehend nachlassen. Bereits am Donnerstagabend baut sich aber die nächste Föhnlage auf. Diese wird gemäss Heinz Maurer ähnlich stark sein, wie jene von Montag auf Dienstag, allerdings kürzer. Sie wird im Verlauf des Freitags durch eine Kaltfront aus Westen beendet. Wobei der Wind dann für die gesamte Alpennordseite erneut zum Thema werden wird – statt aus Süden kommen die Böen einfach aus Westen.
In der Folge stellt sich windiges und mildes Westwindwetter ein. Von Schnee und Kälte ist in den Modellen derzeit bis in den Januar hinein nichts zu sehen.
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