AboInterview zu Nato-Beitritt «Russland wird Finnland schikanieren und bedrohen»
Die finnische Armee erfülle heute schon Nato-Standards, sagt Eemeli Isoaho, Politikexperte an der ETH Zürich. Das Land könnte – mit Schweden – eine spezielle Rolle in der Nato erhalten.
Herr Isoaho, Sie sind selbst Finne. Wie beurteilen Sie die Entscheidung der finnischen Staatsführung für einen unverzüglichen Nato-Beitritt?
Das war zu erwarten und unvermeidlich – aus zwei Gründen. Erstens, innert weniger Monate hat in der finnischen Bevölkerung ein drastischer Meinungsumschwung stattgefunden. Noch im Januar war eine Mehrheit gegen eine Nato-Mitgliedschaft, inzwischen sprechen sich drei Viertel der Finninnen und Finnen dafür aus. Bemerkenswert ist, dass der Nato-Beitritt bei den Wählenden aller Parteien eine Mehrheit hat, selbst bei der Linksallianz, die bis vor kurzem die lautstärksten Nato-Skeptiker in ihren Reihen hatte. Angesichts des breiten Konsenses in der Bevölkerung ist es keine Überraschung, dass Regierungschefin Sanna Marin und Staatspräsident Sauli Niinistö für einen raschen Nato-Beitritt plädieren.