Tag der Arbeit in ZürichTränengas, Gummischrot und neun Verhaftungen: Das war der 1. Mai
12'000 Personen gingen am Tag der Arbeit auf die Strasse. Die Polizei hat am Morgen drei mutmassliche Neonazis verhaftet. Bei der unbewilligten Nachdemo kam es zu kleineren Ausschreitungen.
Zusammenfassung Nachdemo: Wilder Anfang, ruhiges Ende
Die Nachdemo am 1. Mai drohte kurz zu eskalieren, beruhigte sich aber rasch. Es gab keine Sachbeschädigungen.
Für einige Minuten fühlte man sich zurückversetzt in die Nullerjahre, als 1. Mai-Nachdemos zuverlässig in ein gewalttätiges Chaos ausarteten. Aber diesen Sonntag kam es anders. Die Nachdemo nahm ein fast harmonisches Ende.
Wie üblich hatten linksextreme Gruppierungen zu einer unbewilligten Kundgebung am 1. Mai-Nachmittag aufgerufen. Um Punkt drei Uhr fuhren die Demonstrierenden auf Velos daher, «hoch die internationale Solidarität» rufend, eingehüllt im blauen Rauch von Petarden. Rasch formierten sich ein paar Hundert Menschen, viele von ihnen vermummt. Zu Fuss und teilweise auf dem Velo zogen sie durch die Langstrasse.
Keine Einkesselung, dafür Absperrungen
Im Gegensatz zu anderen Jahren kesselt die Polizei die Nachdemo nicht sofort ein. Sie sperrt aber die meisten Seitenstrassen der Langstrasse ab. Als die Demonstrierenden in die Schöneggstrasse abbiegen und auf eine Reihe von Polizisten in Vollmontur treffen, kommt es zu «Konfrontationen mit Einsatzkräften», wie die Polizei mitteilt. Demonstrierende versuchen, die Sperren zu durchbrechen. Die Polizei schiesst mit Gummischrot. Zusätzlich setzt sie Tränengas ein. Der Demonstrationszug zerfällt in einzelne Gruppen, die durchs Langstrassenquartier jagen. Es kommt zu Verhaftungen.
Kurz darauf sammeln sich die Demonstrierenden wieder beim Helvetiaplatz. Diesmal wählen sie die Route durch die Kanonengasse, vorbei am offiziellen 1. Mai-Fest. Die Polizei sperrt erneut die Strassen Richtung Innenstadt und Europaallee ab. Die Demonstrierenden versuchen nun nicht mehr, die Reihen der Polizisten zu durchbrechen. Ohne Zwischenfälle drehen sie zwei Runden durch den Kreis 4.
Um 16.15 Uhr ziehen sich die Demonstrierenden ins Kanzleiareal zurück. Manche entledigen sich ihrer schwarzen Kleider. Im Areal läuft Musik, die Nachdemo geht in eine Nachparty über.
Es bleibt «relativ» friedlich
Im Gegensatz zu den Nullerjahren richteten die Vermummten keine Sachbeschädigungen an, sie schlugen keine Scheiben an, zündeten keine Container an. Weil sie nichts kaputt machten und sich «relativ friedlich» verhielten, duldete die Stadtpolizei den Zug. Verletzt wurde ebenfalls niemand.
Die Organisatorinnen und Organisatoren der Nachdemo schreiben in einer Mitteilung von einem «guten Tag». Am morgendlichen Umzug habe man «eine starke revolutionäre Perspektive vermittelt» und einige Grossbanken angegriffen. Am Nachmittag habe sich die «selbstbestimmte Demo» die Strassen des Kreis 4 erkämpft.
Insgesamt verhaftete die Polizei neun Demonstrierende, darunter auch eine Jugendliche. Ihnen wird Gewalt und Drohung gegen Beamte vorgeworfen, verbotenes Waffentragen sowie Hinderung einer Amtshandlung. (bat)
Einen ausführlichen Bericht zum offiziellen Umzug am Morgen finden Sie hier.
Stadtpolizei nimmt sechs Personen fest
Trotz Konfrontationen mit vermummten Demonstrierenden und dem Einsatz von Gummischrot und Reizstoff spricht die Stadtpolizei Zürich bei der Nachdemo von einem «weitgehend friedlichen Marsch». Man habe diesen «aus Gründen der Verhältnismässigkeit» toleriert.
Als sich gegen 15:30 Uhr mehrere hundert Personen auf der Stauffacherstrasse versammelt und mit Transparenten erneut durch den Kreis 4 marschierten, seien mehrere Rauchpetarden gezündet worden, schreibt die Stapo.
Da sich die Demonstrierenden weitgehend friedlich verhielten und es nach jetzigem Kenntnisstand zu keinen Sachbeschädigungen kam, sei der Marsch toleriert worden.
Die Polizei hat an der unbewilligten Nachdemo insgesamt sechs Personen festgenommen, darunter auch eine Jugendliche. Die Festnahmen erfolgten aufgrund von Gewalt und Drohung gegen Beamte, verbotenes Waffentragen sowie der Hinderung einer Amtshandlung.
Am Morgen hat sie bereits drei Männer festgenommen, die auf einen Kran gestiegen sind und dort ein Transparent aufhängen wollten. Wie ein Sprecher bestätigt, sind alle drei Verhafteten der rechten Szene zuzuordnen. (lia)
Eine kurze Verschnaufspause
Der 1. Mai ist vorbei, aber vor wenigen Minuten hat bereits das Spiel FCZ gegen FCB im Basler St. Jakob-Park begonnen. Hier geht es zum Live-Ticker.
Wird der FC Zürich heute Meister (er braucht dafür einen Punkt), dürfte es ab 20 Uhr in Zürich zu einem grossen Fest kommen – wie bereits die Demo am Morgen soll die Feier auf dem Helvetiaplatz stattfinden.
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Eine Bilanz der Polizei folgt hier in Kürze. (lia)
Bildergalerie: Das war die Nachdemo
Umzug kommt auf Kanzleiareal zum Ende
Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Nachdemo zum 1. Mai bereits vorbei. Die Demonstrierenden haben sich auf dem Kanzleiareal zum Fest eingefunden. Die Demonstrierenden ziehen sich um.
Es läuft Musik. Der Helvetiaplatz nebenan, wo alles angefangen hat, ist leer.
Nach ersten Schätzungen haben etwa 400 Demonstrierende an der Nachdemo teilgenommen. (bat)
Umzug wieder in Langstrasse
Die Polizei sperrt – wie schon bei früheren Demos – sämtliche Strassen in Richtung Kreis 1 ab. Im Kreis 4 lässt sie die Demonstrierenden gewähren.
Der Umzug gleicht wie schon früher einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Demonstrierenden und Polizei. Erstere wollen in den Kreis 1 vordringen, die Polizei will das mit allen Mitteln verhindern.
Was auffällt: Es sind viele sehr junge Teilnehmende dabei.
Es kommt zu Gummischrot-Einsätzen und einer Verhaftung an der Langstrasse, wie 20 Minuten schreibt. (lia)
Auf dem Weg an den Stauffacher
Der Demonstrationszug hat sich vom Helvetiaplatz die Kanonengasse runter in Richtung Sihl und Hauptbahnhof bewegt und befindet sich nun auf der Höhe des Kasernenareals – in diesem findet momentan das traditionelle 1. Mai-Fest statt.
Es ist wieder friedlicher als vorhin. Die Demonstrierenden rufen 1. Mai-Parolen und bewegen sich nun in Richtung Stauffacher. Es sind ein paar hundert Demonstrierende. (bat)
Nachdemo bereits vorbei?
Die Demonstrierenden sind zurück auf dem Helvetiaplatz, nachdem es im Bereich der Langstrasse zu einzelnen Ausschreitungen gekommen ist. Die Polizei riegelt alles grossräumig ab. Die Vermummten haben sich im Moment in kleine Gruppen aufgelöst. Man sieht fast nur noch Einsatzkräfte der Polizei.
Es kommt zu einer kurzen Beruhigung, bis sich die Vermummten in kleinerer Anzahl wieder neu formieren. Der Umzug bewegt sich Richtung Kanonengasse.
Die Polizei hat Gummischrot und gemäss einem NZZ-Reporter auch Tränengas gegen Demonstrierende eingesetzt. Auch wurden einige Demonstrierende verhaftet. (bat)
Randalen und Gummischrot
Der Umzug bewegt sich durch die Langstrasse in Richtung Piccolo Giardino. Die Demonstrierenden werfen Stühle um und randalieren. Es ist hektisch. Die Polizei setzt Gummischrot ein. Der Umzug geht weiter in Richtung Brauerstrasse.
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Die Polizei riegelt alles ab und versucht, die Situation zu beruhigen. (bat)
Helvetiaplatz von Polizei abgeriegelt
Die Nachdemo auf dem Helvetiaplatz hat begonnen. Mehrere hundert Vermummte begeben sich auf den Platz, teilweise mit Velos, sie rufen «hoch die internationale Solidarität».
Die Stimmung ist zu Beginn friedlich, doch die Polizei ist mit einem Grossaufgebot vor Ort. Der Helvetiaplatz ist quasi abgeriegelt. Über der Stadt kreist der Polizeihelikopter.
Der Umzug bewegt sich jetzt in Richtung Langstrasse. (bat)
Vorfall: Neonazis provozierten Demonstrierende
Zu Beginn der 1. Mai-Kundgebung in Zürich kam es zu einer Eskalation. Drei Männer kletterten auf einen Baukran und provozierten von dort die Demonstranten und bewarfen sie mit Feuerwerk. Das schreibt der Blick. Auf dem Transparent steht «Denkst du global, dienst du dem Kapital.»
Nach Angaben des 1.Mai-Komitees waren die vermummten Männer Neonazis.
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Eine Mediensprecherin der Stadtpolizei sagt auf Anfrage zu Blick: «Bereits im Vorfeld haben wir vermummte Personen aus der rechts- und linksextremen Szene weggewiesen.»
Die drei Personen auf dem Baukran seien nach der Aktion vorläufig festgenommen worden. Ein Teil von ihnen gehöre tatsächlich der rechten Szene an. (lia)
12’000 nehmen am Tag der Arbeit am Umzug teil
Die Forderung nach einem «Lohn zum Leben», aber natürlich auch der Krieg in der Ukraine standen im Zentrum des weitgehend friedlichen offiziellen 1. Mai-Umzugs.
Hier geht's zum ausführlichen Bericht.
Und so läuft der 1. Mai in anderen Städten der Schweiz: Gewerkschaften demonstrieren «für Frieden, Freiheit, Solidarität»
Drei Leute vorläufig festgenommen
Wie die Stadtpolizei Zürich in einer ersten Bilanz schreibt, besammelten sich gegen 10 Uhr mehrere tausend Leute beim Helvetiaplatz zum bewilligten 1. Mai-Umzug.
Kurz nach 10.30 Uhr setzte sich der Demonstrationszug Richtung Innenstadt in Bewegung bis hin zum Sechseläutenplatz. Die Ersten trafen um 12.15 Uhr dort ein.
Wie die Stapo weiter schreibt, nahmen am Anlass auch zahlreiche, zum Teil vermummte Personen teil, die der linksautonomen Szene zuzuordnen seien. Aus diesen Kreisen seien wiederholt Böller und Rauchpetarden gezündet worden. Entlang der Umzugsroute kam es zu Sachbeschädigungen durch Farbanschläge und Sprayereien. Zudem warfen Demonstrierende Wasserballone gegen die Einsatzkräfte.
Drei junge Männer, die zu Beginn auf einen Baukran gestiegen waren und sich dort gegenüber den Demonstrierenden provokativ verhalten hatten, seien für weitere Abklärungen vorläufig festgenommen worden. (lia)
Die Ausgangslage
1. Mai – und dann könnte auch noch der FCZ Meister werden. Das sind die wichtigsten Eckdaten des besonderen Sonntags:
10 Uhr: Start der Kundgebung
Erstmals seit der Pandemie kann der 1. Mai wieder uneingeschränkt begangen werden. Diesen Sonntag beginnt die Besammlung zur Demonstration des Zürcher Gewerkschaftsbundes (GBKZ) wie üblich um 10 Uhr auf dem Helvetiaplatz. Von dort geht es ab 10.30 Uhr via Hauptbahnhof und Limmatquai Richtung Sechseläutenplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfindet. Hauptthema wird der Kampf um die Mindestlöhne sein.
12 Uhr: Start des 1.-Mai-Festes
Im Kasernenareal beginnt das traditionelle 1.-Mai-Fest.
15 Uhr: Unbewilligte Nachdemo
Mehrere linksextreme Gruppierungen haben zu einer unbewilligten «revolutionären Demo» auf dem Helvetiaplatz aufgerufen. In der Vergangenheit kam es im Rahmen dieser «Nachdemo» am Zürcher 1. Mai immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen. Schaufenster wurden eingeschlagen, Container angezündet.
16.30 Uhr: Spielbeginn in Basel
Im Basler St.-Jakob-Park beginnt das Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich. Den Zürchern reicht ein Unentschieden für den vorzeitigen Gewinn des Meistertitels, ein Szenario, das Fussballkenner als durchaus realistisch ansehen. Das Spiel wird um etwa 18.15 Uhr fertig sein.
20 Uhr: Rückkehr der Zürcher Fans
Die Fanzüge werden voraussichtlich zwischen 20 Uhr und 21 Uhr gestaffelt in Zürich eintreffen, sagt FCZ-Sprecher Finn Sulzer. Bei einem Titelgewinn würden die Fans Richtung Helvetiaplatz spazieren, wo die spontane Meisterfeier stattfinden soll.
Das 1.-Mai-Fest wiederum dauert am Sonntag bis 22 oder 23 Uhr. Es liegt ziemlich genau zwischen Hauptbahnhof und Helvetiaplatz.
Bei der Stadtpolizei heisst es, dass sowohl der 1. Mai als auch der mögliche Meistertitel des FCZ in die laufende Planung einflössen. «Dies hat auch Auswirkungen auf das Aufgebot, das für beide Ereignisse angepasst wird», sagt Sprecherin Judith Hödl. (bat/lia)
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