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Vandalismus im Zürcher Stadtwald 
Rentner fällt über 100 Bäume 

Am Schwendenholzweg am Uetliberg machte sich der Mann an rund 100 Bäumen zu schaffen. 
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«Fast die Hälfte der Mammutallee ist beschädigt. Jemand hat kreuz und quer Bäume kaputtgemacht», sagt Tanja Huber von Grün Stadt Zürich bei einem Vorort-Termin mit einem TV-Team. Das verunstaltete Waldstück an den nördlichen Flanken des Uetlibergs war dem zuständigen Revierförster Nils Schönenberger und weiteren Mitarbeitenden schon seit Mitte April aufgefallen.

Es schien, als würden im Stadtwald am Schwendenholzweg, der Verbindung zwischen dem Picknickplatz Hohenstein und der SZU-Station Ringlikon, regelmässig Bäume illegal gefällt. Und nicht wenige. Schönenberger zählte mehr als 100 Bäume. Auch ein Waldgebiet der Holzkorporation Uitikon ist laut Grün Stadt Zürich betroffen.

«Baum-Vandalismus»

«An einen ähnlichen Fall in diesem Ausmass können wir uns nicht erinnern und wir können uns das auch nicht erklären», sagt Sprecherin Huber. Da von Spaziergängern keine Hinweise gekommen seien, gehe Grün Stadt Zürich davon aus, dass die Bäume zu später Stunde gefällt wurden, als niemand mehr unterwegs war.

Zudem seien bei einigen Mammutbäumen Äste abgesägt worden. «Beim illegalen Abschneiden von Ästen an den Mammutbäumen wurde auch die Rinde beschädigt, was grosse Wunden und damit Eingangspforten für Bakterien und Pilze an den Bäumen verursacht hat», erklärt Huber. Sie geht davon aus, dass bei diesem regelrechten Kahlschlag wohl eine Handsäge über einen längeren Zeitraum zum Einsatz kam: «Das ist Baum-Vandalismus und das zeigen wir immer an. Stellen Sie sich vor, jemand kommt zu Ihnen in den Garten und sägt einfach Bäume um.»

Einzelnen Bäumen hat er auch die Äste abgesägt. 

Ende April erstattete ein Mitarbeiter von Grün Stadt Zürich deshalb im Auftrag seines Arbeitgebers Anzeige bei der Stadtpolizei – als Privatperson, weil Institutionen das rechtlich nicht können, wie Grün Stadt Zürich betont.

Als Beamte der Stadtpolizei den betroffenen Waldabschnitt besichtigten, wiesen Spuren darauf hin, dass erst kürzlich jemand erneut Bäume gefällt haben musste. Mit dieser Erkenntnis habe die Polizei «aufwendige» Fahndungsmassnahmen eingeleitet. Ob Beamte auf der Lauer liegen mussten oder Überwachungskameras bis hin zu Fotofallen zum Einsatz kamen, will ein Polizeisprecher «aus taktischen Gründen» nicht verraten. 

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Motiv: Mehr Licht und Wärme für Mammutbäume 

Am vergangenen Donnerstagabend zeigten die gesetzten Massnahmen schliesslich einen Ermittlungserfolg: Gegen 22 Uhr gelang es Beamten der Stadtpolizei, einen 78-jährigen Mann auf frischer Tat festzunehmen.

Die Polizei schätzt den Sachschaden am Stadtwald auf über 100’000 Franken. 

Bei der anschliessenden Einvernahme war der Rentner geständig. Laut Polizei gab er an, er habe den Mammutbäumen mehr Licht und Wärme verschaffen wollen. «Der Täter denkt, er hätte den Bäumen geholfen», sagt Grün-Stadt-Zürich-Sprecherin Huber. Dabei brauche ein Baum «sicher keine Wärme». Licht hingegen könne ein Argument sein. «Wir durchforsten auch, damit die jungen Bäume mehr Platz und Licht haben, entnehmen dazu aber nur einzelne Bäume», sagt Huber. Sie spricht von einem dreisten Vorgehen des Täters, der eine ganze Waldfläche «dem Erdboden gleichgemacht» und damit grossen Schaden verursacht habe.

Kein Versicherungsschutz

Der Sachschaden beträgt über 100’000 Franken. Eine Versicherung für den angerichteten Schaden besteht bei Grün Stadt Zürich nicht. Über den rechtlichen Weg werde man aber Schadenersatz einfordern, heisst es.

Der 78-jährige Rentner muss sich nun vor der zuständigen Staatsanwaltschaft wegen Sachbeschädigung verantworten. Darauf stehen bei einer Verurteilung bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe. Für den Tatverdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.

Korrektur vom 30.5.2023, 20.40 Uhr: In einer früheren Version des Artikels hiess es, auch die Holzkorporation Witikon sei vom illegalen Abholzen betroffen. Gemeint war die Holzkorporation Uitikon.