Europa-League-FinalRekordsieger Sevilla gewinnt bei Lukaku-Drama
Der FC Sevilla krönt sich nach einem umkämpften Finalspiel gegen Inter zum Europa-League-Sieger. Lukaku entscheidet das Endspiel eine Viertelstunde vor Schluss nach einem Sevilla-Fallrückzieher mit einem Eigentor.
Lukaku entscheidet das Endspiel eine Viertelstunde vor Schluss nach einem Sevilla-Fallrückzieher mit einem Eigentor. (Video: SRF)
Nach einem spektakulären Fallrückzieher von Diego Carlos hat Rekordsieger FC Sevilla in einem verrückten und hitzigen Finale die Europa League gewonnen. Die Andalusier besiegten im Endspiel von Köln den italienischen Vize-Meister Inter Mailand mit 3:2 (2:2) und blieben damit auch bei ihrer sechsten Endspiel-Teilnahme im zweitwichtigsten europäischen Club-Wettbewerb seit 2006 unbesiegt. Für Italien geht das Warten im kleinen Europacup derweil weiter: Zuletzt gewann ein Verein aus der Serie A 1999 den Vorgänger-Wettbewerb Uefa-Cup.
Die Entscheidung fiel in der 74. Minute, als Inter-Torjäger Romelu Lukaku einen Fallrückzieher von Carlos ins eigene Tor abfälschte. Zuvor hatte der frühere Mönchengladbacher Luuk de Jong, der schon beim 2:1 im Halbfinale gegen Manchester United als Joker das Siegtor erzielt hatte, einen Doppelpack (12./33.) für das Team des früheren Nationaltrainers Julen Lopetegui erzielt.
Für Inter trafen Lukaku (5., Foulelfmeter) und Diego Godin (36.). Der Uruguayer hat offenbar ein Köpfchen für Finalspiele. Bereits im Champions-League-Final 2014 traf er für Atlético Madrid ins Tor.
Früher Schock für den Rekordsieger: Lukaku trifft nach fünf Minuten per Elfmeter zur Führung für die Nerazzurri. (Video: SRF)
De Jong und Lukaku auf Rekordjagd
Dabei stellten Lukaku und de Jong Bestmarken auf. Der belgische Inter-Stürmer baute seine Rekordserie aus, traf im elften Europa-League-Spiel in Folge und erzielte auch das früheste Endspiel-Tor in der Geschichte des Wettbewerbs. De Jong war der erste Spieler, der in einem Europacup-Finale gleich zwei Kopfballtore erzielte. Auch waren nie mehr als vier Tore in der ersten Halbzeit eines Endspiel der Europa League oder des Uefa-Cups gefallen.
Zuschauer waren natürlich keine da, dennoch wurde es schon vor dem Anpfiff ziemlich laut im RheinEnergieStadion. Die Ersatzspieler und Delegationsmitglieder der Spanier klatschten und sangen lautstark und irgendwann fühlten sich die Italiener herausgefordert dagegenzuhalten. Und auch auf dem Feld ging es von der ersten Sekunde an zur Sache. Es gab Fouls, Nickligkeiten und ein frühes Tor, bezeichnenderweise durch einen Foulelfmeter. Lukaku holte ihn selbst raus, als er bei einem Konter den Ball an Diego Carlos vorbeilegte und umgerissen wurde. Doch Sevilla schlug früh zurück, als de Jong eine Flanke von Jesús Navas aus fünf Metern einköpfte.
Sevilla mit postwendendem Ausgleich: De Jong reagiert mit einem wuchtigen Flugkopfball. (Video: SRF)
Hitzige Partie in Köln
Und es ging hitzig weiter: In der 17. Minute forderte Inter-Trainer Antonio Conte nach einem vermeintlichen Handspiel derart vehement einen weiteren Elfmeter, dass er von einem Assistenten daran gehindert werden musste, auf den Platz zu laufen, und die Gelbe Karte sah. Auch einige Spielern hätte Schiedsrichter Danny Makkelie deutlich früher verwarnen können, doch die Linie des Niederländers war eindeutig eine milde, um die Gemüter nicht weiter aufzuheizen. Die Beeinflussungs-Versuche beider Seiten ignorierte er eisern.
Beide Teams spielten herzerfrischend und kompromisslos nach vorne. Diesmal köpfte de Jong Sevilla in Führung, doch diese hielt nur drei Minuten. Auf dem Weg in die Kabine gab es hitzige Diskussionen zwischen Spielern beider Lager und den Unparteiischen.
Nach der Pause spielten beide zumindest etwas kontrollierter, sowohl im Bezug auf Fouls als auch auf taktische Nachlässigkeiten. Der von Lukaku abgefälschte Fallrückzieher war dann die passende Pointe eines kuriosen Spiels. (dpa)
Telegramm:
FC Sevilla – Inter Mailand 3:2 (2:2)
Köln. – SR Makkelie (NED)
Tore: 5. Lukaku (Foulpenalty) 0:1. 12. De Jong (Navas) 1:1. 33. De Jong (Banega) 2:1. 36. Godin (Brozovic) 2:2. 74. Lukaku (Eigentor) 3:2.
FC Sevilla: Bono; Navas, Koundé, Diego Carlos (86. Gudelj), Reguilon; Jordan, Fernando, Banega; Ocampos (71. Munir), De Jong (86. En-Nesyri), Suso (78. Vazquez).
Inter Mailand: Handanovic; Godin (90. Candreva), De Vrij, Bastoni; D'Ambrosio (78. Moses), Barella, Brozovic, Gagliardini (78. Eriksen), Young; Lukaku, Martinez (78. Sanchez).
Bemerkungen: Sevilla ohne Corchia (verletzt). Inter Mailand ohne Vecino (verletzt). Verwarnungen: 4. Diego Carlos (Foul). 18. Conte (Trainer Inter Mailand/Reklamieren). 41. Barella (Foul). 45. Banega (Foul). 55. Bastoni (Foul). 73. Gagliardini (Foul).
FC Sevilla
Inter Milano
Aufstellung Inter
Die Nerazzurri wollen sich den Titel mit dieser Startformation holen.
Weg in den Final
Inter Mailand
Sechzehntelfinal: Rasgrad 0:2 Inter / Inter 2:1 Rasgrad
Achtelfinal: Inter Mailand 2:0 Getafe
Viertelfinal: Inter Mailand 2:1 Bayer Leverkusen 04
Halbfinal: Inter Mailand 5:0 Schachtar Donezk
FC Sevilla
Sechzehntelfinal: CFR Cluj 1:1 FC Sevilla / FC Sevilla 0:0 CFR Cluj
Achtelfinal: FC Sevilla 2:0 AS Roma
Viertelfinal: FC Sevilla 1:0 Wolverhampton Wanderers
Halbfinal: FC Sevilla 2:1 Machester United
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Das spricht für Sevilla
Starke Saison: Lange Zeit kam kein Team in der spanischen Liga an das Spitzen-Trio: Real Madrid, Barcelona und Atletico heran. Diese Saison behielt Sevilla aber den Anschluss und beendete die Saison punktgleich mit Atletico auf dem vierten Tabellenrang. Die Champions League ist damit gesichert. Immer wieder konnte das Team von Lopetegui auch gegen die Grossen punkten und wurde so zu einem ernsthaften, direkten Konkurrenten für Atletico Madrid. Obwohl der FC Sevilla vor der Saison viele Leistungsträger verlor (Sarabia, Promes, Ben Yedder etc.) verstärkte sich das Team gezielt. Vor allem Suso und Jules Koundé zeigten dabei ihr Potential. Letzterer soll nun sogar ein Thema bei Real Madrid sein. Im Gegensatz zu den Madrilenen sucht man die grossen Superstars im Team vegeblich. Spieler wie Lucas Ocampos hätten durchaus das Zeug dazu. Jedoch machte das starke Kollektiv den Erfolg in dieser erfolgreichen Saison aus. "Das Wort Team hat bei uns eine ganz große Bedeutung", beschrieb Lopetegui das Erfolgsgeheimnis.
Erfolgsserie: Sevilla ist seit Februar ungeschlagen. Damit stellten die Andalusier einen neuen Vereinsrekord auf und tankten mächtig Selbstvertrauen für das heutige Spiel. Ein Rezept, um Sevilla in der aktuellen Form zu schlagen gibt es nicht. Die Gegner können keine Spielweise eines Siegers gegen Sevilla kopieren. Auch grosse Teams wie Manchester United oder Real Madrid bissen sich an Sevilla die Zähne aus. Hinten hatten Torhüter Bono und die Abwehr um Koundé und Carlos alles fest im Griff. Im Mittelfeld zogen Spieler wie Ever Banega die Stricken und vorne war Sevilla kaltschnäuzig. So traf nicht nur Stammspieler Campos im Akkord, sondern auch Joker De Jong war da wenn es ihn brauchte. So entschied er auch den Halbfinal gegen Man United.
Rekordsieger: Die Andalusier konnten bereits dreimal den Europa-League resp. den Uefa-Cup-Titel verteidigen. Zum ersten Mal gelang dies Sevilla in der Saison 06/07. Damals wiederholte man im Uefa-Cup den Sieg im Vorjahr. Danach warteten sie bis ins Jahr 2014 bis sie den Pokal ein nächstes Mal in die Höhe stemmen durften. Danach liessen sie ihn aber für drei Jahre nicht mehr los. Gleich zweimal konnte Sevilla den Titel verteidigen. Mit dabei war damals auch noch Ivan Rakitic. Das letzte Mal jubelte Sevilla in der Saison 15/16. Vier Jahre später wollen sie zeigen, das sie es noch können und zu Recht Rekordsieger sind. Zweifellos spielt ihnen dies in die Karten. Erlebt hat den letzten Sieg aber nur einer aus dem heutigen Kader: Ever Banega war damals schon dabei. Motivieren muss er seine Farben für dieses Endspiel aber sicherlich nicht.
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Das spricht für Inter
Starke Saison: Bekanntlich ist der erste Rang in der Serie A bereits für Juventus reserviert. Wenn auch weniger deutlich als sonst, kämpften die Top-Teams dahinter unerbittlich um den zweiten Tabellenrang. Lange schien diesen Platz entweder Lazio Rom oder Atalanta Bergamo zu ergattern. Inter Mailand lauerte lange auf dem vierten Tabellenrang. Gegen Ende der Saison konnte das Team von Antonio Conte seinen Erwartungen aber gerecht werden. Inter schnappte sich mit vier Punkten Vorsprung auf Atalanta den Platz hinter den Turinern. Weil diese gegen Ende noch nachliessen, kamen die Nerazzurri noch bis auf einen Zähler heran. Auch in der Coppa kam Inter weit. Im Halbfinale scheiterten sie aber knapp am späteren Sieger aus Neapel.
Titelhunger: Inter Mailand ist ein wiedererstarktes eruopäisches Schwergewicht. Seit dem Champions-League-Sieg im 2009 stemmte man aber keine europäische Trophäe mehr in die Höhe. In diesen elf Jahren hat sich auf dem Bankkonto und auf dem Trainerstuhl stets viel getan. Millionen wurden investiert - ohne Ertrag. Nun endlich scheinen sie sich auszuzahlen. Inter Mailand kämpft endlich wieder im Final um einen europäischen Titel. Dieser wird von der Clubführung und den heissblütigen Fans auch erwartet. Conte steht unter Druck. Er könnte den Hunger der Mailänder endlich stillen und seinen Job sichern.
Sturmduo: Er kam von einem Jahr aus Manchester, um den Stürmer-Star Lautaro Martinez in der Spitze zu unterstützen. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten begann Romelu Lukaku an zu treffen. Weil auch Martinez seinen Torriecher nicht verlor trafen die beiden am Laufmeter. In der Liga trafen die beiden zusammen 37 Mal. Dabei unterstützten sie sich gegenseitig und wurden mit ihrer Unterschiedlichkeit zu einem gefürchteten Sturm-Duo. In der Europa League traf Romelu Lukaku zwar mit fünf Treffern noch zweimal mehr, als sein Partner, jedoch war dieser an den Treffern des Belgiers meist mitbeteiligt. Die beiden wollen ihrer Saison im Europa-League-Final die Krone aufsetzen. Gut möglich, das sie das letzte Mal zusammen spielen. Vorallem Martinez wird derzeit von diversen Topclubs umworben.
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Willkommen!
Hallo und herzlich willkommen zum ersten europäischen Final in dieser Saison. Die Europa League endet heute mit dem Kracher zwischen den zwei besten Teams im Wettbewerb.
Beide haben sich gegen ein hochkarätiges Teilnehmerfeld gekämpft und stehen verdient im Final. Beide nehmen viel Schwung aus dem Halbfinal mit. Beide weisen gute Karten für den Sieg auf. Doch am Ende bringt nur ein Team die Hände an die begehrte Trophäe.
Gewinnt der FC Sevilla seinen sechsten Europa-League-Titel oder stillt Inter Mailand seinen Titelhunger? Wer kürt sich zum Nachfolger von Chelsea?
Die Antwort gibt es hier ab 21:00 Uhr.
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