Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Kokain in Verbier
Ein Schlag gegen den Drogenhandel im Nobelskiort

Verschiedene Drogen und Verpackungen auf einem Tisch, darunter grosse Beutel mit Pflanzenmaterial, blaue und weisse Substanzen sowie kleine Behälter.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Die Walliser Polizei gab am Dienstag bekannt, dass etwa 15 mutmassliche Drogenhändler in Verbier festgenommen wurden.
  • Sie werden verdächtigt, Rekordmengen an Drogen verkauft zu haben.
  • Der Kokainkonsum nimmt im Kanton Wallis wie auch anderswo zu.
  • Thomas Urben, Direktor von Sucht Wallis, bedauert den Mangel an Daten und Mitteln in der Prävention.

Es war im vergangenen Januar als Julie* einen grossen Schreck erlebte. Die Frau trat in ihre Wohnung in Verbier und sah das Chaos. «Meine Wohnung wurde auf den Kopf gestellt», erzählt sie. «Ich war in Panik, aber eine Sache kam mir komisch vor: Unser Geld war nicht weg.»

Es stellte sich heraus, dass es eine Hausdurchsuchung der Behörden gegeben hatte. Der Grund war ihr Mitbewohner, ein 40-jähriger Franko-Schweizer, der als Saisonnier im Ferienort arbeitet und zweieinhalb Monate im Gefängnis sass. Julie erfuhr, dass ihr Mitbewohner Drogen verkauft, offenbar Kokain.

Es handelt sich um keinen Einzelfall. Am Dienstag gab die Walliser Polizei bekannt, dass sie rund 15 mutmassliche Drogendealer festgenommen hat. Die französischen Staatsangehörigen werden verdächtigt, «Rekordmengen an Drogen» verkauft zu haben – hauptsächlich in Verbier,

Acht befinden sich noch in Untersuchungshaft. Diese Antidrogenoperation war seit mehreren Monaten im Val de Bagnes durchgeführt worden. In ihrer Mitteilung erwähnt die Walliser Kantonspolizei den Verkauf von 10 Kilogramm Kokain, sowie Ketamin, Ecstasy und Cannabis in kleineren Mengen.

Mehr als eine Million Franken

Auch in den Wohnungen und Fahrzeugen der Verdächtigen gab es Beschlagnahmungen. Die Polizei stellte mehrere zehntausend Franken aus dem illegalen Geschäft sicher. Der Umsatz soll mehr als einer Million Franken gewesen sein. Laut der Polizei wurden auch etwa 20 Konsumenten, einige von ihnen Wiederverkäufer, festgenommen. Es handelte sich hauptsächlich um Personen aus Frankreich, aber auch Einheimische waren darunter.

Das alles überrascht Léo*, einen neunzehnjährigen Studenten, der seine Wochenenden in dem Ferienort verbringt, nicht. Die Jugendlichen um ihn herum würden vor allem Cannabis konsumieren. «Koks sehe ich weniger, weil das eher ältere Leute betrifft. Aber letztes Wochenende hat mich zum Beispiel eine Dame gefragt, ob ich es habe.»

«Es ist kein Geheimnis, dass es in Verbier Konsumenten gibt», sagt Leo. «Es gibt Partys, die Touristen und das Geld. Die Dealer sind oft Saisonniers. In Verbier zu leben ist teuer, da ist eine kleiner Zustupf am Ende des Monats nicht zu vernachlässigen.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Thomas Urben, Direktor von Sucht Wallis, bestätigt, dass die Beratungen im Zusammenhang mit Kokain bei seiner Stiftung zunehmen. «Saisonniers wenden sich an uns, weil sie mit ihrem Kokainkonsum nicht mehr zurechtkommen. Sie können soziale und psychologische Probleme haben. Sie leben oft in prekären Verhältnissen und wenn sie in die Beratung kommen, befinden sich viele in komplizierten Situationen.»

Laut Thomas Urben ist das Milieu der Saisonniers anfällig für Missbrauch: «Die Arbeitszeiten sind lang und unregelmässig, es wird viel gefeiert und die Angestellten haben kaum Beziehungen ausserhalb des Arbeitsumfelds. Sie sind nur für kurze Zeit hier und haben kaum Bindungen.»

Für die Suchtexperten wird die Betreuung dadurch erschwert, dass es sich bei diesen Personen um Durchreisende handelt. Was die Touristen betrifft, so sieht Suchthilfe Wallis diese nicht. «Sie gehen wieder nach Hause», erklärt Urben. Ein Drogen-Checking-System würde mehr Aufschluss geben, aber diese Lösung sei im Wallis nicht verfügbar. «Generell fehlen uns die Mittel für die Prävention und Risikominderung.»

Wie gross ist das Phänomen? Diese Frage beschäftigt Thomas Urben: «Wir haben sehr wenige Daten... Die Aktion in Verbier ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.»

Auch an anderen Orten

«Man darf sich nichts vormachen, alle Tourismusgemeinden stehen vor demselben Problem», sagt Christophe Maret, Präsident der Gemeinde Val de Bagnes, zu der Verbier gehört. Er erklärt, dass die Gemeindebehörden von Geschäftsleuten angesprochen wurden, die sahen, dass «sich die Situation auf ungesunde Weise entwickelte». «Die Folge zeigt, dass wir proaktiv gehandelt haben und nicht die Augen verschliessen.»

Das Phänomen ist tatsächlich umfassender. Thomas Urben sagt: «Kokain ist auf dem gesamten Kontinent immer häufiger anzutreffen und hat einen immer höheren Reinheitsgrad, wodurch es süchtig macht. Es wird immer leichter zugänglich und die Preise sind niedrig.»

In ihrer Mitteilung betont die Walliser Polizei auch, dass Verbier keine Ausnahme ist und dass der Kokainkonsum im Kanton zugenommen hat. «Es gibt auch Leute, die in kleinen Dörfern am Ende der Täler konsumieren», kommentiert der Chef der Walliser Kriminalpolizei, Pierre-Antoine Lengen, in der Zeitung «Le Temps». Er sagt: «Grosse Beschlagnahmungen, wie wir sie in Verbier gemacht haben, werden immer häufiger vorkommen.»

Kein Netzwerk

Laut «Le Nouvelliste» enthüllt Drogenfund in Verbier jedoch nicht die Existenz eines organisierten Netzwerks. «Ein organisiertes Netzwerk hat eine gut hierarchisierte Struktur mit einer Basis im Ausland oder ausserhalb des Kantons. In diesem Fall handelt es sich um fünfzehn Personen, die nicht untereinander agiert haben», betont der Kommandant der Walliser Polizei, Christian Varone, in der Walliser Tageszeitung.

Im Rahmen ihrer Ermittlungen arbeitete die Kantonspolizei mit den französischen Behörden zusammen. Sie ersuchte auch ihre Kollegen in den Kantonen Waadt und Neuenburg um Unterstützung. In diesen Kantonen wurden Verhaftungen und Hausdurchsuchungen durchgeführt.

* Fiktive Vornamen