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Londons neue First Lady 
Reicher als König Charles – wer ist Akshata Murty? 

Im Gespräch mit dem Monarchen: Rishi Sunak und Akshata Murty bei einem Empfang mit König Charles.  
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Rishi Sunak sorgt gleich für mehrere Premieren: Er ist der erste Vertreter einer ethnischen Minderheit an der Spitze Grossbritanniens, der erste Hindu und der erste national bekannte Politiker, der es auf die Liste der reichsten Briten in der «Sunday Times» schaffte. Sunaks Familie ist reicher als die britischen Royals. Viel reicher. Das Vermögen der neuen First Family wird auf umgerechnet 825 Millionen Franken geschätzt. König Charles und seine Frau Camilla sollen es auf 350 bis 400 Millionen Franken bringen. 

Der Grossteil des Vermögens stammt aber nicht vom ehemaligen Investmentbanker Sunak (Lesen Sie unser Porträt: Blitzkarriere, Multimillionär – und jetzt neuer britischer Premier), sondern von seiner Frau.

Akshata Murty ist Tochter des indischen Milliardärs N. R. Narayana Murthy. Der Sohn eines Dorflehrers gehört zu den bekanntesten Geschäftsleuten des Subkontinents und wird gerne als «Bill Gates von Indien» betitelt. Ausgestattet mit einem Startkapital von 1000 Dollar gründete Murthy 1981 mit fünf Freunden das Softwareunternehmen Infosys: der erste IT-Dienstleister, der von Indien aus die Welt betreute.

Und das mit Erfolg. Infosys-Programmierer schrieben Software für westliche Grosskonzerne – zu einem Bruchteil des Preises, den die Unternehmen in ihrer Heimat zahlen müssten. Auch dank Infosys wurde Bangalore zur IT-Kapitale, weltweit beschäftigt das Unternehmen mittlerweile über 276’000 Mitarbeiter. Akshata Murty hält laut dem letzten Jahresbericht 0,9 Prozent am Unternehmen. Der geschätzte Wert ihres Anteils beläuft sich auf 790 Millionen Franken. 

Klatschen für den Ehemann: Akshata Murty applaudiert auf einer Wahlkampfveranstaltung von Rishi Sunak mit dessen Mutter Usha.  

Lernen statt fernsehen

Wegen der elterlichen Karrieren – Mutter Sudha arbeitete als erste Ingenieurin für Indiens Autokonzern Tata – wuchs Akshata Murty erst bei ihren Grosseltern in der Stadt Hubli auf. Später holten die Eltern Akshata zu sich. Priorität hatte zu Hause die Ausbildung. Laut ihrem Vater gab es keinen Fernseher. Um Zeit zu schaffen fürs «Lernen, Lesen, für Diskussionen und Freunde». Auch Taschengeld erhielt die Tochter nur wenig. «Wegen ihrer bürgerlichen Erziehung ist das Wertesystem ihrer Familie intakt», sagte eine nahestehende Person kürzlich der «Times of India»

Murty verbrachte den grössten Teil ihrer späten Teenager- und 20er-Jahre in Kalifornien. Sie studierte am privaten Claremont McKenna College Wirtschaft und Französisch, bevor sie an das Fashion Institute of Design and Merchandising in Los Angeles wechselte. Sie arbeitete für Deloitte und Unilever, ehe sie einen MBA in Stanford absolvierte. Dort lernte sie ihren Mann kennen. Das Paar heiratete 2009. Es hat zwei Töchter, Krishna und Anoushka. Beide besuchen in London eine exklusive Privatschule.    

Grossbritanniens neuer Premier und die First Lady: Rishi Sunak und Akshata Murty bei einem Empfang im Britischen Museum in London.

2011 gründete die Inderin die nach ihr benannte Modefirma Akshata Designs. Das Unternehmen kollabierte laut dem «Guardian» innert dreier Jahre. Mittlerweile ist Murty Direktorin der Kapital- und Private-Equity-Firma Catamaran Ventures, der Fitnessstudio-Kette Digme Fitness und des Herrenausstatters New & Lingwood. Ausserdem ist sie Teilhaberin einer britischen Firma, die Jamie-Oliver-Restaurants und Filialen der Fast-Food-Kette Wendy’s in Indien betreibt. «Ich bin aufgewachsen im Glauben, dass Unternehmertum das Leben der Menschen verändern kann», liess sich Murty auf der Website der Stanford Graduate School of Business zitieren. Ansonsten hält sie sich mit öffentlichen Statements zurück.   

«Mann erhöht Steuern, Frau zahlt keine»

Im Frühjahr wurde Akshata Murty für ihren Mann politisch zum Problem. Infosys blieb zunächst in Russland tätig. Und Sunak, der britische Unternehmen dezidiert aufgefordert hatte, sich aus Russland zurückzuziehen, lehnte es ab, die Beteiligung seiner Frau zu kommentieren.

In der BBC verglich er sich mit Will Smith, der an der Oscarverleihung Moderator Chris Rock geohrfeigt hatte, weil dieser über seine Frau gespottet hatte. «Wenn ich darüber nachdenke, haben sowohl Will Smith als auch ich das Gefühl, dass unsere Frauen angegriffen wurden – immerhin bin ich nicht aufgestanden und habe jemanden geschlagen», sagte Sunak.

Für Empörung in Grossbritannien sorgten aber vor allem Akshata Murtys legale Steuertricks. Murty ist Nicht-Britin und hat ihren ständigen Wohnsitz im Ausland, obschon sie mitten in London wohnt. Deshalb zahlte sie bisher in Grossbritannien keine Steuern auf Einkünfte im Ausland – und sparte dadurch allein 2021 nach Recherchen der BBC rund 2,1 Millionen Pfund. 

Ein Sprecher von Murty begründete das Vorgehen damit, dass Indien keine Doppelbürgerschaft erlaube. Die Steuerkonstruktion seiner wohlhabenden Familie sei komplex, kommentierte der damalige Finanzminister Sunak, der den Briten die höchsten Steuern seit dem Zweiten Weltkrieg bescherte. 

Ein nicht namentlich genannter «erfahrener Tory» höhnte in der «Sunday Times», es sei im Gegenteil sehr einfach: «Mann erhöht Steuern, Frau zahlt keine.» Nach heftiger Kritik kündigte Murty an, fortan alle Einnahmen in Grossbritannien zu versteuern.

Die mahnenden Worte des Vaters  

Ihr Mann hat nicht erst seit dann mit einem Image als sagenhaft reicher Schnösel zu kämpfen, der kein Verständnis habe für die Sorgen der von rasant steigenden Lebenshaltungskosten getroffenen gewöhnlichen Briten. In einem Interview sagt Rishi Sunak einst, er habe keine Freunde aus der Arbeiterklasse, und bei einem Fototermin versuchte er vor kurzem, eine Cola-Dose zu bezahlen, indem er seine Bankkarte an ein Barcode-Lesegerät hielt.  

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Der «Guardian» rechnete vor, allein die Beheizung des neuen Indoor-Schwimmbads im Wochenendhaus der als Fitnessfreaks geltenden Eheleute verbrauche sechsmal mehr Strom als eine normale Familie in einem Jahr. Rishi Sunak und Akshata Murty besitzen mehrere Immobilien in Grossbritannien und den USA, darunter ein fast 8 Millionen Franken teures Domizil in London sowie ein 6,25-Millionen-Franken-Penthouse in Santa Monica. 

In Murtys Familie ist Protzerei aber eigentlich verpönt. Vater Narayana Murthy flog selbst als Milliardär noch Economyclass. Sein Credo: Die Chefs einer Firma müssen bescheiden auftreten. «Das bedeutet auch, das eigene Gehalt zu begrenzen. Es sollte nicht mehr als das 30- bis 40-Fache des einfachsten Mitarbeitergehalts sein. Denn kein CEO kann erfolgreich sein ohne die harte Arbeit an der Basis», sagte er dem «Spiegel». Der IT-Milliardär forderte andere Firmenchefs auf, sich so zu verhalten, dass die Gesellschaft Kapitalismus als etwas Positives wahrnimmt. «Wir dürfen unseren Reichtum nicht vulgär zur Schau stellen.»