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Meinung

Kommentar zum Patientendossier
Reagieren Sie endlich, Herr Berset

Krankenakten auf Papier: Sie dürften dem Schweizer Gesundheitswesen noch eine Weile erhalten bleiben.
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Gibt es ein schlechteres Zeugnis für ein Produkt? Selbst die Hersteller sagen über das elektronische Patientendossier: Es bringt keinen Nutzen. So ein Produkt hätte nie auf den Markt kommen dürfen. Beim Patientendossier ist aber genau das passiert.

Über drei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner dieses Landes aus drei verschiedenen Regionen hätten schon längst die Möglichkeit, kostenlos ein Dossier zu eröffnen. Sie tun es aber nicht, wie Recherchen zeigen. Weil der Anmeldeprozess kompliziert ist und sie dafür lediglich eine PDF-Ablage für jene medizinischen Unterlagen bekommen, bei denen sie selber oder ihr Arzt sich die Mühe machen, sie hochzuladen.

Es braucht ein nationales Dossier und nicht für jede Region ein eigenes.

Von der Vision eines Dossiers, das es Patienten ermöglicht, jederzeit auf ihre komplette Krankengeschichte zuzugreifen und diese überall im Land einfach und schnell hervorzuholen, wenn eine behandelnde Ärztin oder Apothekerin Informationen braucht, ist die Schweiz noch kilometerweit entfernt. Nach bald zwei Jahrzehnten Planung und Millionen an Steuergeldern. Und so wie Bundesrat und Parlament das Dossier aufgegleist haben, wird sich daran nichts ändern. Genauso wie den Patienten fehlen den medizinischen Fachleuten echte Anreize, das Dossier zu nutzen.

Der Vergleich mit Ländern mit einem nützlichen elektronischen Patientendossier lässt eigentlich nur folgenden Schluss zu: Es braucht ein nationales Dossier und nicht wie in der Schweiz für jede Region eines. Alle Akteure im Gesundheitswesen müssen verpflichtet werden, sich dem System anzuschliessen. Und alle Patientinnen und Patienten sollen das Dossier ablehnen müssen, wenn sie es nicht wollen.

Um dieses Digital-vor-Papier-Prinzip zu rechtfertigen, muss das Dossier den Patientinnen und Patienten das Leben aber wirklich erleichtern. Es zeichnet sich ab, dass dafür leider weitere Investitionen in Millionenhöhe nötig sind. Um das Projekt zu retten, müssen die politischen Verantwortlichen und insbesondere Gesundheitsminister Alain Berset jetzt endlich reagieren. Kosmetische Änderungen reichen nicht mehr.