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Ratgeber E-Auto-Kauf
Soll ich weitere Akku-Fortschritte abwarten?

Neue Elektroautos stehen immer länger bei den Händlern herum. Ein Grund dafür ist die Unsicherheit in Bezug auf die Batterietechnik.
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Einer der Gründe für die derzeit schleppende Nachfrage nach E-Autos dürfte die Unsicherheit der Autofahrerinnen und Autofahrer in Bezug auf die Batterie sein. Nicht unbedingt, weil der aktuellen Technik nicht zu trauen wäre – die Batterietechnik von E-Autos ist heute durchaus ausgereift. Vielmehr gibt es vielerorts die Befürchtung, dass in naher Zukunft eine noch viel bessere Technologie zur Verfügung stehen könnte. Doch das Fazit kann vorweggenommen werden: In vielen Fällen lohnt sich ein langes Warten nicht.

Während bei Autos mit Verbrennungsmotor nach jahrzehntelanger Optimierung nur noch kleine Potenziale auszumachen sind, machen E-Antrieb und Batterie noch immer grosse Fortschritte. Jedoch sind riesige Sprünge in der Entwicklung kurzfristig unwahrscheinlich – diese sind nämlich bereits erfolgt. Seit der Markteinführung der Lithium-Ionen-Batterie sind die Kosten um den Faktor 30 bis 50 gefallen, die Energiedichte hat sich seitdem verdreifacht. Dieses Tempo wird sich nicht halten lassen. Statt Revolution ist also eher Evolution angesagt.

Grosse Sprünge sind nicht absehbar

In der Batterietechnik sind keine plötzlichen Durchbrüche zu erwarten. Zwar vermelden Forscher regelmässig grosse Fortschritte, vor allem in der Materialforschung sind spannende Projekte in der Pipeline. Bis diese sich in Serienautos realisieren lassen, dürften aber noch Jahre und teils Jahrzehnte vergehen. Näher an einem Einsatz als die Projekte der Grundlagenforscher sind da schon die Ankündigungen der grossen Batteriehersteller. Vor allem die chinesischen Anbieter werben gern mit etwas Vorlauf für ihre neuen Produkte. Nicht immer ist klar, wann, in welchen Autos und zu welchen Kosten sie auf den Markt kommen sollen.

In der Batterieforschung laufen viele spannende Projekte. Grosse Entwicklungssprünge sind in den nächsten Jahren aber nicht absehbar.

Klar ist: Auch in den nächsten Jahren werden die meisten Autos bei der Reichweite grob im heutigen Rahmen bleiben. Einen E-Kleinwagen mit 1000 Kilometer Reichweite wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Darauf zu warten, ist aus Kundensicht vertane Zeit. Eine spürbare Verbesserung ist allenfalls durch die Einführung der Festkörperbatterien zu erwarten. Erste Serienautos sind gegen Ende des Jahrzehnts angekündigt, allerdings kommt die Technik wohl zunächst in teuren Fahrzeugen zum Einsatz.

Trotzdem dürften die Reichweiten auch der günstigen Autos in den nächsten Jahren steigen, weil die Antriebe und die Gesamtfahrzeuge effizienter werden, Batteriepacks cleverer montiert werden und die Kilowattstunde-Kosten pro Zellen sinken. Allerdings gilt auch hier: Riesige Sprünge sind eher unwahrscheinlich. Für sich genommen ist das also kein Grund, noch auf den Kauf eines aktuellen Modells zu verzichten, wenn alle anderen Rahmenbedingungen zu den persönlichen Anforderungen passen.

Ladetempo wird sich verbessern

Wer hingegen deutlich grössere Reichweiten will, als heute möglich sind, sollte nicht allein auf den Energiegehalt der Batterie schauen, sondern auch die Ladegeschwindigkeit berücksichtigen. Wer schnell nachladen kann, benötigt nicht zwingend eine grosse Batterie. Wie schnell ein bestimmtes E-Auto lädt, wird mit der «C-Zahl» angegeben. Eine C-Zahl von 1 bedeutet, dass der Akku einmal in der Stunde vollgeladen werden könnte, bei einer C-Zahl von 2 funktioniert das zweimal und so weiter. Zurzeit weisen die meisten Serienautos C-Zahlen zwischen 1,5 und 2,5 auf und können also im besten Fall in einer Stunde zweieinhalbmal gefüllt werden. Es handelt sich dabei um einen theoretischen Wert, der vor allem der Vergleichbarkeit dient – allein deshalb, weil das Laden von 0 auf 100 Prozent in der Praxis nie vorkommt.

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Wirklich aussagekräftig ist die C-Zahl zudem nur, wenn man die Akkugrösse kennt. Eine für Langstrecken-Stromer typische 100-kWh-Batterie lässt sich bei einer C-Rate von 2 in 30 Minuten vollladen. Ziel der Branche wäre in einem solchen Fall eine C-Rate von 4, was einer Ladezeit von 15 Minuten entspricht. Diese ist allerdings nur bei Fahrzeugen mit einem 800-Volt-Batteriesystem (oder höher) erreichbar. Einige Hersteller wie Hyundai, KIA, Audi und Porsche haben bereits entsprechende Modelle, andere dürften folgen. Hier lohnt es sich möglicherweise, noch etwas zu warten, wenn man hohe Ansprüche an die Ladeleistung hat und noch kein passendes Modell dazu gefunden hat.

Keine Wunder erwarten

Auch beim Thema Lebensdauer der Batterie ist ein Zuwarten nicht nötig. Aktuelle PW-Akkus mit nickelbasierter Lithium-Ionen-Technik sind für 1000 bis 2000 Ladezyklen ausgelegt. Ein durchschnittliches E-Auto mit 350 Kilometern realer Reichweite fährt also mindestens 350’000 Kilometer. Der Durchschnittsfahrer braucht dafür knapp drei Jahrzehnte – in vielen Fällen ist das länger, als der Rest des Autos durchhält. Weitere Verbesserungen bei den Ladezyklen spürt der Verbraucher also kaum – entsprechend weit hinten ist dieser Punkt auf den Prioritätenlisten der Hersteller.

Generell lässt sich das Fazit ziehen: Aus technischer Sicht lohnt sich ein Abwarten also nicht, wenn jemand noch unsicher ist, was den Kauf eines Elektroautos betrifft. Grosse Entwicklungssprünge sind weder bei der Reichweite und dem Ladetempo noch bei der Lebensdauer der Batterie oder beim Fahrzeuggewicht zu erwarten. Das gleiche Fazit gilt auch beim Kaufpreis: Zwar kommen nach und nach günstigere E-Modelle auf den Markt und Marktbeobachter der Strategieberatung Corporate Value Associates (CVA) rechnen frühestens ab 2028 mit spürbar sinkenden Preisen. Wunder sind aber auch hier nicht zu erwarten.