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Gottesdienst für Prinz Philip
Bei dieser Feier konnte die Queen nicht fehlen

Komplexe Tage und Monate: Königin Elizabeth mit ihrem Sorgenkind Prinz Andrew im royalen Wagen.
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Das war die Feier, zu der sie um jeden Preis anrücken wollte. Der Gedenkgottesdienst für Prinz Philip lag der Queen am Herzen wie sonst nichts.

Royals aus dem In- und Ausland waren aufgezogen, um dem vor knapp einem Jahr verstorbenen Gemahl der Königin die volle Ehre zu erweisen, die sie ihm damals, wegen Covid, hatten schuldig bleiben müssen. Militärs, hohe Geistlichkeit, Honoratioren aller Art versammelten sich in Westminster Abbey. Der Premierminister sass pflichtschuldigst auf dem ihm zugewiesenen Stuhl.

Für Elizabeth II. war die Anwesenheit bei dieser Feier nicht nur eine Frage allgemeiner Erwartung, sondern ein ganz persönliches Bedürfnis. Die Beerdigung Philips auf Windsor Castle, bei der sie sehr verloren, maskiert und sozial distanziert dasitzen musste, hatte man ja auf ein zeremonielles Minimum reduziert damals.

Umso wichtiger war es der Queen, beim feierlichen Gedenken dieser Woche die Familie anzuführen und den fast 2000 versammelten Gästen zu danken durch ihre Präsenz. Mit sichtlicher Mühe, und doch unbeugsam, zwang sie sich an diesem Morgen zu ihrem etwas abgerückten roten Sessel vorn im Kirchenschiff – nicht durch das Haupttor wie sonst, sondern durch einen Seiteneingang, zur Verkürzung des Wegs.

Prinz Andrew mit seiner Mutter in der Westminster Abbey.

Begleiten liess sie sich von Prinz Andrew, der in der Folge ernster Vorwürfe sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen und der daraus resultierenden Gerichtsprozeduren aus der Öffentlichkeit verschwunden war und nun keine formelle Rolle mehr spielen darf bei Hofe. Offensichtlich wollte die alte Dame deutlich machen, dass ihr zweitältester Sohn noch immer einen Platz an ihrer Seite hat.

Sie selbst zog sich erneut Bewunderung zu, wie sie dasass, entschlossen wie immer, und aufmerksam den Ablauf der Feier verfolgte. Zeitweise stand sie sogar frei, ohne den mitgebrachten Stock, was ihr nicht leichtfallen konnte. Denn wenige Stunden zuvor hatte man bei Hofe noch gar nicht sagen können, ob sie überhaupt zu kommen in der Lage sei.

Die Queen hatte sich wegen ihres Gesundheitszustandes erst wenige Stunden vor dem Gedenkgottesdienst zur Teilnahme entschlossen.

Erst kürzlich hatte die 95-Jährige ja, bei einem kurzen Empfang von Armee-Stabschefs in Windsor, freimütig eingeräumt, «dass ich mich nicht mehr richtig bewegen kann, wie Sie sehen». Ihre Teilnahme an mehreren wichtigen Ereignissen, wie der jährlichen Kranzniederlegung am Krieger-Ehrenmal in Whitehall im vorigen November oder dem Commonwealth-Day-Gottesdienst in diesem Monat, hatte sie absagen müssen.

Dies waren Zeremonien, die ihr immer besonders wichtig waren und zu denen sie in der Vergangenheit nie gefehlt hätte. Mittlerweile ist sie aber in ihren Möglichkeiten eingeschränkt.

Fast alle der Royals singen gemeinsam – aber Prinz Harry und dessen Gattin Meghan fehlen in der berühmten Londoner Kirche.

Bevor sie am Dienstag in Westminster Abbey auftauchte, war sie fast ein halbes Jahr lang nicht mehr ausserhalb ihrer Schlösser gesichtet worden. Ende letzten Jahres musste sie, ohne weitere Erklärung, plötzlich eine Nacht im Spital verbringen. «Wiederkehrende Probleme mit der Mobilität», hiess es, machten ihr zu schaffen. Und im Februar dieses Jahres zog sie sich auch noch Covid zu.

Viel ist in den letzten Tagen davon die Rede gewesen, dass sich die Queen nun mehr oder weniger nach Windsor Castle, droben auf dem Hügel über der Themse im Westen Londons, zurückgezogen habe. In Buckingham Palace, der eigentlichen «Dienststelle» der Monarchie, findet man sie nicht mehr.

Ein Golfcart fürs Gelände

Ein luxuriöser Golf-Buggy ist jetzt angeschafft worden, der es ihr ermöglichen soll, mit den noch vorhandenen Hundchen auf dem Gelände von Windsor herumzukurven. Derweil sind längst Vorbereitungen im Gange, die dafür sorgen, dass Prinz Charles, der Thronfolger, oder ein anderer der Royals kurzfristig für sie einspringt, wo sie nicht mehr kann.

Charles soll, wenn nötig, im Mai auch die traditionelle Thronrede zur jährlichen Parlamentseröffnung in Westminster verlesen. Unterdessen helfen die jüngeren Royals, wie Prinz William, der Nächste in der Thronfolge, schon jetzt zum Beispiel bei Auslands-Trips aus.

Doch selbst da kündigen sich Umbrüche an, die ein Ende der «elisabethanischen Ära» ahnen lassen. Bei ihrer Karibik-Tour der letzten Woche etwa stiessen William und dessen Frau Catherine auf lebhafte Proteste gegen eine «unaufgearbeitete» britische Kolonialgeschichte und fortwährende «Kronansprüche» überall.

Royalisten betrübt

Als die Regierung Jamaikas den Besuchern aus London offen erklärte, Jamaika sei auf dem besten Weg, sich von der Monarchie zu verabschieden, meinte der Prinz dazu, ihm bereite nicht einmal Kopfzerbrechen, wer eines Tages das Commonwealth führen werde – solange nur das Wohl des Commonwealth gesichert sei.

Zu den Zeiten, als Elizabeth und Philip noch die vielen bunten Reste des früheren Empire bereisten und sich bejubeln liessen, wäre ein solches royales Zurückstecken undenkbar gewesen. Mit der Queen, meinen betrübt britische Royalisten, verliere jetzt wohl auch die Krone zunehmend ihre frühere Kraft.