Royals auf KaribiktourTrommelnd versuchen Kate und William, die Protestrufe zu übertönen
Trotz tropischen Klimas weht Prinz William und Herzogin Kate in der Karibik ein eisiger Wind entgegen. Ihr Besuch der ehemaligen Kolonien wird überschattet von Kritik und einer angedeuteten Lossagung von der Krone.
Proteste überschatten die Reise durch frühere britische Kolonien in Mittelamerika des Queen-Enkels Prinz William und seiner Ehefrau Herzogin Kate. Mittlerweile sind die beiden auf den Bahamas eingetroffen – auch hier müssen sich die beiden auf weitere Proteste gegen die Monarchie einstellen.
Die Inselgruppe ist die letzte Station der gut einwöchigen Karibiktour des Paares, bei der die Royals bereits Belize und Jamaika besucht hatten. Dort trafen der 39-jährige William und die 40-jährige Kate neben jubelnden Untertanen auch teilweise auf Ablehnung und Forderungen nach einer Entschuldigung und Reparationen für begangenes Unrecht durch Sklaverei und Unterdrückung.
Auf den Bahamas gab es bereits im Vorfeld teilweise Kritik. In einer Mitteilung der Organisation The Bahamas National Reparations Committee hiess es: «Die Monarchie hat unser Land und unsere Leute jahrhundertelang geplündert und gebrandschatzt und uns mit einem Scherbenhaufen unterentwickelt zurückgelassen.»
Das royale Paar reist im Auftrag von Williams 95-jährigen Grossmutter Queen Elizabeth II., die in den drei ehemaligen Kolonien noch immer das Staatsoberhaupt ist und in diesem Jahr ihr 70. Thronjubiläum feiert. Die Besuche gelten als Charmeoffensive, nachdem sich der Karibikstaat Barbados im vergangenen Jahr von der britischen Krone getrennt hatte und zur Republik geworden war.
Jamaika deutet Lossagung von der Krone an
Zuvor beim Besuch der Royals in Jamaika hatte Premierminister Andrew Holness eine Lossagung des Landes von der Krone angedeutet. «Wir ziehen weiter», sagte er am Mittwoch in Hinblick auf die jamaikanische Geschichte, neben William stehend, in der Hauptstadt Kingston vor Journalisten.
«Jamaika ist in den letzten 60 Jahren gewachsen und gereift, und mit dieser Reife ist der Wunsch nach vollständiger politischer Unabhängigkeit und Selbstbestimmung aufgekeimt», schrieb Holness dazu auf Twitter. Der Karibikstaat feiert im August 60 Jahre Unabhängigkeit. «Ich habe dem Herzog gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass es in dieser Hinsicht unvermeidlich ist, dass wir uns darauf zubewegen, eine Republik zu werden und damit den Willen des jamaikanischen Volkes und unsere Ambitionen, ein unabhängiges, entwickeltes und wohlhabendes Land zu werden, zu erfüllen.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Holness hatte bereits im Dezember gesagt, Jamaika müsse eine Republik werden. Jamaika ist eines von 15 Ländern, deren Staatsoberhaupt die Queen weiterhin ist. Jamaika eifert aber offenbar Barbados nach. An der Zeremonie im November hatte Williams Vater, Kronprinz Charles, teilgenommen.
William traf am Dienstag mit seiner Frau Kate in Jamaika ein. Ihre Ankunft war von Protesten gegen das britische Königshaus begleitet. Die Demonstranten verlangten eine Entschuldigung für Grossbritanniens Rolle im Sklavenhandel sowie Reparationszahlungen. 2015 hatte der damalige britische Premierminister David Cameron derartige Reparationsforderungen bei einem Besuch in Jamaika zurückgewiesen.
Zu den Demonstranten, die vor der Ankunft des Paares in Kingston demonstrierten und unter anderem Entschädigungszahlungen forderten, gehörte Clement «Jawari» Deslandes, der nach eigenen Angaben den royalen Besuch als einen Schlag ins Gesicht seiner Vorfahren empfindet. «Sie haben dieses adlige Privileg, dass sie einfach hier auftauchen können und wir sollen den roten Teppich für sie ausbreiten. Doch diese Tage sind vorbei.»
Während der britischen Kolonialherrschaft waren hunderttausende versklavte Afrikaner nach Jamaika gebracht und dort zu harter Arbeit auf den riesigen Plantagen gezwungen worden.
Bei einer Abendveranstaltung in der Hauptstadt Kingston sprach William über Sklaverei und verurteilte die Praxis scharf. «Ich möchte meine tiefe Trauer zum Ausdruck bringen. Sklaverei war abscheulich», sagte der 39-Jährige.
«Sie hätte nie stattfinden sollen.» Er stimme mit seinem Vater, dem britischen Thronfolger Prinz Charles überein, der im vergangenen Jahr bei einem Besuch in Barbados gesagt hatte, «die entsetzliche Grausamkeit der Sklaverei» werde immer ein Schandfleck der Geschichte sein. Eine Entschuldigung formulierte Prinz William jedoch nicht.
Einige Demonstranten, die ihren Unmut über den Besuch der Royals zum Ausdruck brachten, hatten eine offizielle Entschuldigung der Royal Family für ihre Rolle im Kolonialismus und beim Sklavenhandel gefordert. Ein Vertreter einer jamaikanischen Rastafari-Gruppe sagte der Nachrichtenagentur PA zufolge: «Wir können nur Menschen vergeben, die anerkennen, dass das, was sie getan haben, falsch war und bereit sind, die Verletzung des von ihnen begangenen Unrechts wiedergutzumachen.» Auch bei anderen Protesten hatten Hunderte Menschen Reparationen gefordert.
Landkonflikt in Belize
Die Karibik-Reise von Prinz William und seiner Frau hatte bereits mit Schwierigkeiten begonnen. Auch auf der ersten Station in Belize hatten Proteste die Reise überschattet. Wegen «sensibler Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Gemeinschaft in Indian Creek» besichtigte das Paar eine Schokoladenfabrik und nicht wie vorgesehen eine Kakaoplantage. Medienberichten zufolge hatten Bewohner des ursprünglich ausgesuchten Dorfes gegen den Besuch demonstriert, weil zwischen ihnen und der an der Farm beteiligten Naturschutzorganisation, deren Schirmherrschaft William übernommen hat, ein Landkonflikt herrscht.
Beim Besuch der Fabrik probierten Kate und William Kakaobohnen und scherzten mit den Mitarbeitern. Zudem tanzte das Paar bei einem Kulturfestival. Am Montag stand der Besuch antiker Maya-Ruinen auf dem Programm. Auf Twitter teilten William und Kate zudem Bilder von einer Tauchtour, bei der die beiden mit Haien auf Tuchfühlung gingen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
AFP/sep
Fehler gefunden?Jetzt melden.