Machtübernahme durch MilitärPutsch in Niger: Was bisher bekannt ist
Wie konnte es zu dem Coup kommen? Wer ist daran beteiligt, und wie geht es mit dem westafrikanischen Land nun weiter? Die wichtigsten Antworten.
Wer hat geputscht?
Am Mittwochmorgen hat die Präsidentengarde, eine Elite-Einheit der Armee, die den Präsidenten eigentlich beschützen soll, Mohamed Bazoum im Präsidentenpalast in der Hauptstadt Niamey festgesetzt. Angeführt werden die Putschisten von Luftwaffenoberst Amadou Abdramane. (Mehr zur aktuellen Entwicklung lesen Sie hier.)
Er war es auch, der eine Ansprache im nationalen Fernsehen hielt und verkündete, dass alle Institutionen aufgelöst und die Landes- und Luftgrenzen geschlossen worden seien.
Abdramane sass während seiner Rede an einem Tisch, neun andere Offiziere standen um ihn herum. Nach seinen Angaben bildet die Gruppe nun den sogenannten Rat für die Rettung des Landes. Ausländische Partner sollten sich nicht in das Geschehen in Niger einmischen, mahnte Abdramane.
Niger ist in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt der westlichen Bemühungen gerückt, um nicht zuletzt einem wachsenden militärischen Einfluss von Russland entgegenzuwirken; weswegen auch eine Beteiligung Russlands und seiner Söldnertruppe Wagner am Putschversuch nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann.
Was sind die Gründe für den Putsch?
Den Staatsstreich begründet Abdramane mit der kontinuierlichen Verschlechterung der Sicherheitssituation, der schwachen Wirtschaft und der Regierungsführung Bazoums. Der Coup sei im Namen eines «Nationalen Rats für den Schutz des Vaterlandes» (CNSP) geschehen, so Abdramane. Ob die Putschisten im Namen der ganzen Bevölkerung sprechen, ist unklar.
Allerdings vermuten Beobachter, dass Machtkämpfe innerhalb der Armee zum Putsch geführt hätten. In den letzten Jahren ist viel Geld aus dem Ausland für die Bekämpfung von Migrationsursachen und den Kampf gegen den Terrorismus in das Land geflossen. Die Hilfsprogramme wecken auch Begehrlichkeiten. So soll viel Geld insbesondere Armeespezialeinheiten zugutegekommen sein; dies habe nun zu einer Art Verteilungskampf innerhalb der Armee geführt.
Wer wurde entmachtet?
Mohamed Bazoum wurde vor zwei Jahren bei den Präsidentschaftswahlen am 21. Februar 2021 zum Staatspräsidenten Nigers gewählt. Beobachter sprachen vom ersten friedlichen Machtwechsel seit der Unabhängigkeit Nigers von Frankreich im Jahr 1960.
Der westafrikanische Binnenstaat mit etwa 26 Millionen Einwohnern, durch den auch wichtige Migrationsrouten von Afrika nach Europa führen, hat seit seiner Unabhängigkeit bereits vier Putsche und zahllose Versuche der Machtübernahme erlebt. Der letzte Versuch einer Absetzung Bazoums fand nach Angaben eines nigrischen Beamten im März statt, als sich der Präsident in der Türkei befand.
Nach dem jüngsten Versuch hat Bazoum seinen Landsleuten am Donnerstag das Festhalten an «Demokratie und Freiheit» zugesagt. «Alle hart erkämpften Errungenschaften werden gewahrt», twitterte er. Bereits sollen Demonstranten vor den Präsidentenpalast gezogen sein, um für Bazoum und die Wahrung der Demokratie zu protestieren.
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Mali, Burkina Faso und Niger – weshalb herrscht im Dreiländereck derart viel Unruhe?
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Das Dreiländereck wird seit Jahren von Gruppen terrorisiert, die den Terrormilizen al-Qaida und IS anhängen. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso war Niger als Partnerland des Westens in der Sahelregion in den Fokus gerückt. Die Nachbarn haben sich anderen Partnern zugewandt, darunter Russland.
Somit ist Niger einer der letzten Verbündeten des Westens in der Region. Erst Ende vergangenen Jahres hatte die EU eine Militärmission unter Beteiligung der deutschen Bundeswehr in Niger beschlossen.
Was ist über Niger bekannt?
Rund zwei Drittel des Landes sind Wüste (Sahara). Der Staat ist ausserhalb der grossen Städte kaum präsent. Niger hat die höchste Geburtenrate und die jüngste Bevölkerung der Welt – Kinder unter zehn Jahren machen mehr als ein Drittel der Einwohner aus. Mehr als 40 Prozent der Menschen leben in extremer Armut. Zudem ist Niger eines der wichtigsten Transitländer für Migranten, die das Mittelmeer erreichen wollen.
SDA/AFP/nag
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